Comline: Der Fachhändler wird zum Zirkusdirektor

18.09.2003
Massive Umsatzeinbrüche musste Comline im vergangenen halben Jahr verdauen. Dennoch ging der Spezialdistributor für Video- und Audiobearbeitung auf Tour und zeigte auf seiner Roadshow den Partnern, wie sich im erklärungsbedürftigen Kreativsegment noch Marge machen lässt.

Hitzeschäden bei Comline: "Von Mitte April bis Ende August dieses Jahres - das war die härteste Zeit in unserer zwölfjährigen Firmengeschichte", sagt Harald Rapp, Managing Director des Value Added Distributors, der sich auf die Nische digitale Video- und Audioprodukte konzentriert. Der Jahrhundertsommer drückte aufs Ergebnis: Rapp beziffert den Umsatz im laufenden Geschäftsjahr, das zum 30. September 2003 endet, mit rund 39 Millionen Euro Umsatz. Im vergangenen Geschäftsjahr waren es noch 42 Millionen. Immerhin werde vor Steuern wohl ein Gewinn von rund 200.000 Euro übrig bleiben. "Bei der derzeitigen Marktverfassung ist eine Umsatzrendite von 0,5 Prozent als durchaus positiv zu bewerten", kann Rapp den mageren Zahlen noch etwas Gutes abgewinnen.

Kreative Konzepte für Händler

Wie Comlines Kunden gute Geschäfte machen können, verriet Klaus Preuschhof, Director Pro-duct Management Digital Video/ DVD, auf der Roadshow des Distributors, die unter anderem in München, Köln und Berlin Station machte. Laut Preuschhof gehören zu den Umsatzbringern neue Produkte wie Konverterboxen, die zum Beispiel Digitalisierung analoger Videos zulassen oder Scanner, die über eine Firewire-Schnittstelle für den Einsatz am Notebook interessant werden. "Viele Fachhändler haben noch nicht verstanden, dass man sich hier positionieren kann", so der Videoexperte auf der Veranstaltung in München. Klar sei auch seit der IFA, dass das Thema "Home Server" im Kommen ist. "Ganze Häuser vernetzen und DVDs in alle Räume schicken, das kann ein Media-Markt nicht leisten," sagte Preuschhof. Hier seien neben den klassischen Audiospezialisten auch IT-Händler gefragt. Geld verdienen lasse sich außerdem mit Zubehör: "Das kann man nicht raubkopieren und der After-Sales-Aufwand ist minimal."

Zirkus im Fachgeschäft

Außer neuen Produkten sollten die Händler aber vor allem eines bieten: "Zirkus". "Der Laden muss ein Kauferlebnis garantieren." Darüber hinaus sei Kreativität beim Erfinden von Events gefragt: "Das kann eine Wochenendreise mit Videoschnitt-Kurs sein oder ein Schulungsangebot beim örtlichen Videoclub." Egal, was dem Händler einfällt, die Veranstaltungen sollten etwas einbringen. Preuschhof sieht bei den Herstellern die Bereitschaft, solche Aktionen zu belohnen oder sich an den Kosten zu beteiligen. Aber auch der Kunde dürfe zur Kasse gebeten werden: "Die Zeiten, in denen wir Zirkus für umsonst veranstaltet haben, sind vorbei."

www.comlinehq.de

ComputerPartner-Meinung

Multimedia-Produkte sind komplex. Ohne eingehende Beratung und Unterweisung ist der Frust beim Anwender vorprogrammiert. Comlines Konzept für Fachhändler, mit Schulungsangeboten gegenüber bloßen Ver- käufern zu punkten, ist deshalb der richtige Weg. (haf)

Zur Startseite