Comline ist aus dem Tal. War der Sommer 2003 laut Geschäftsführer Harald Rapp noch "die härteste Zeit in unserer zwölfjährigen Firmengeschichte", so stehen die Zeichen nun auf Expansion: Der Webshop wurde auf Basis des Warenwirtschaftssystems "Deluxe" von Fuchs EDV neu konzipiert und besser in die Website des Anbieters integriert. "Der Händler kann nun leichter einkaufen, seine persönliche Kaufhistorie jederzeit überprüfen und die Verfügbarkeit aller Artikel erkennen", erklärt Klaus Preuschhof, Director Product Management Multimedia beim Distributor. Hinzu kommen noch attraktive Einkaufskonditionen für Händler, die online ordern: Ab 1.000 Euro Bestellwert erfolgt die Lieferung frachtfrei, bei geringeren Volumen fallen pauschal 4,90 Euro an.
Komplettiertes Sortiment
Nicht nur im Außenauftritt, auch im Lager hat sich viel getan. Es gibt keine Gastbelegungen mehr, der gesamte Raum steht Comline zur Verfügung. Der Distributor nutzte den Platz für eine Portfolio-Erweiterung und bietet nun ein komplettes PC-Sortiment an. Sechs neue Packstationen gewährleisten schnelle Reaktionszeiten. "Was bei uns bis 16.15 Uhr an Bestellungen reinkommt, geht am selben Tag noch raus", verspricht Preuschhof.
Kundenzahl wächst
Das verbesserte Angebot kommt bei den Partnern an. Der Anteil online kaufender Händler ist von 10 Prozent auf 30 Prozent gestiegen, seit Anfang März 2004 haben sich 400 Neukunden registriert, von denen 25 Prozent auch bestellen. Das Interesse kommt nicht von ungefähr. Mit Medienpräsenz und einem Softwarepaket von Pinnacle als Incentive für Neukunden sorgte Comline dafür, dass sein Online-Shop bekannt und der Einstieg attraktiv wurde. Rapp betont, dass das Unternehmen den Ansturm locker bewältigen kann: "Die Nachfrage, die wir erzeugen, können wir auch bedienen." Obwohl nur noch 36 fest angestellte Mitarbeiter für den Distributor arbeiten, lässt sich der Logistikbereich schnell an veränderte Bestellsituationen anpassen. "Wir können bis zu 250 Pakete pro Stunde schaffen", erklärt Rapp. Der Durchschnitt läge derzeit bei zirka 400 bis 600 Paketen pro Tag. Möglich machen dies Aushilfskräfte, die sich mit den Abläufen auskennen und schnell einsatzbereit sind.
Anziehende Nachfrage und sinkende Kosten wirken sich positiv auf die Geschäftszahlen aus. Mit 42,5 Millionen Euro soll der Umsatz 2004 rund 3,5 Millionen über dem des vorigen Geschäftsjahres liegen. Das Ergebnis von 2003 konnte in der ersten Hälfte des aktuellen Geschäftsjahres, das am 1. Oktober 2003 begann, nahezu verdoppelt werden. "Der März 2004 war der umsatz- und margenstärkste seit drei Jahren", freut sich Rapp. Vor allem der Bereich Software trägt zur positiven Entwicklung bei: "Unsere Umsätze mit Adobe haben in den ersten fünf Monaten des Geschäftsjahres bereits den Gesamtumsatz des vergangenen Jahres übertroffen." Comline wurde von Adobe sogar zum "Partner of the Year 2003" in der Kategorie "umsatzstärkster Partner im Bereich New Business" gekürt. Auch der Audio-Bereich hat sich gut entwickelt und soll noch ausgebaut werden. Demnächst wird der Distributor als exklusiver Partner die professionellen "Producer"-Produkte von Terratec vertreiben, aber auch das Consumer-Portfolio des Herstellers mit ins Angebot nehmen. Wie schon bei Pinnacle will Comline über das Profilager Reputation aufbauen: "Mit dem professionellen Bereich entsteht Kompetenz, die auch Consumer-Geschäft anzieht", erklärt Rapp.
Meinung des Redakteurs
Comline zeigt, wie ein Spezialdistributor auch in schwierigen Zeiten wachsen kann. Mit seiner sorgfältig vorbereiteten Expansionsstrategie und der behutsamen Erweiterung des Portfolios kann das Unternehmen nicht nur bei den Herstellern, sondern auch bei den Partnern punkten.