Communications-Chef Stefan Gieseler

24.05.1996
Wir sprachen mit Stefan Gieseler, Geschäftsführer der Micro Communications GmbH in Dortmund, über die voraussichtliche Entwicklung des Remote-Access-Marktes. Micro Communications ist die deutsche Niederlassung von Microcom, USA, und deren europäische ISDN-Entwicklungszentrale.?Wie lange werden Modems noch die Standardtechnik für Remote Access sein?

Wir sprachen mit Stefan Gieseler, Geschäftsführer der Micro Communications GmbH in Dortmund, über die voraussichtliche Entwicklung des Remote-Access-Marktes. Micro Communications ist die deutsche Niederlassung von Microcom, USA, und deren europäische ISDN-Entwicklungszentrale.?Wie lange werden Modems noch die Standardtechnik für Remote Access sein?

MÜLLER: In bestimmten Gegenden der Welt, zu denen auch Deutschland gehört, wird es in etwa zwei, spätestens drei Jahren zu einer Stagnation beim Modem-Verkauf kommen und dann nach weiteren ein bis zwei Jahren zu einem Rückgang der Neuverkäufe.

?Worauf führen Sie das zurück?

MÜLLER: Hintergrund ist die Telekom-Politik, die ganz massiv durch neue Tarife ISDN fördert, und ich erwarte noch weitere Schritte der Telekom. Nach der angekündigten Tarifsenkung Mitte des Jahres wird der neue Grundtarif etwas unter dem Preis für einen analogen Doppelanschluß liegen. Wer also einen solchen Doppelanschluß hat, ist praktisch gezwungen, aus Kostengründen auf ISDN überzugehen. Das betrifft auch viele Privatkunden, denn dort ist der Doppelanschluß durchaus recht häufig.

?Die meisten betreiben daran allerdings analoge Geräte.

MÜLLER: Richtig, aber als Ausgleich bietet die Telekom ja derzeit noch ein Förderprogramm. Damit können Sie sich etwa eine ISDN-Telekommunikations-Anlage kaufen und die bisherigen Geräte an deren analogen Nebenstelle betreiben. Ihren PC schließen Sie aber bereits an eine digitale Nebenstelle an. Das ist ein erster Push, dem ein weiterer folgen wird.

?Sie erwarten also, daß dieses Programm fortgesetzt wird?

MÜLLER: Ich bin überzeugt, daß wir einen Tarif sehen werden für halbe ISDN-Anschlüsse. Das wird noch 1997 passieren. Das wird an sich so sein wie ein heutiger ISDN-Anschluß, aber der Teilnehmer kann nur einen Kanal nutzen. Also wird auch der Tarif nur einen Kanal umfassen und somit einem heutigen analogen Anschluß entsprechen. Spätestens dann wird es für ISDN kein Halten mehr geben. Allerdings müssen auch die Tarife für Online-Zugänge wieder kundenfreundlicher werden. Das spricht dann die klassischen Modem-Käufer an, und die Gerätekosten sprechen ohnehin für ISDN, denn es liegt in der Natur der Technik, daß ISDN-Geräte preiswerter hergestellt werden können als Modems. Wenn diese Bedingungen eintreten, wird sowohl der Betrieb als auch die Anschaffung bei ISDN günstiger sein, als im Analogbereich. Dann kann man sich ausrechnen, wie der Markt reagieren wird.

Stefan Gieseler ist Geschäftsführer der Micro Communications GmbH in Dortmund.

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