Compaq/Intel/Dell

20.03.1998

Nach den Preisverfällen der letzten Wochen macht sich im Markt derzeit Endzeitstimmung breit: "Ist der PC-Boom bereits zu Ende?" fragt beispielsweise das Handelsblatt in seiner Ausgabe vom 10. März sorgenvoll. Ein Grund: Die Marktforscher von Computer Intelligence meldeten, daß in den USA 1997 schon fast die Hälfte (rund 45 Prozent) aller Haushalte mit einem eigenen PC ausgestattet waren.Jährlich werden rund 80 Millionen PCs weltweit verkauft. Irgendwann, der Gedanke drängt sich auf, ist das Ende der Fahnenstange erreicht, die Haushalte und Betriebe sind ausreichend bestückt und ein großes Marktwachstum ist dann nicht mehr zu erwarten. Aber bei diesem Gedanken liegt die Betonung bei den meisten PC-Anbietern auf dem "Irgendwann".

Doch die letzten Meldungen von Intel, Compaq und Motorola stimmen sorgenvoll. Die Hersteller haben jeweils beachtliche Gewinn- beziehungsweise Umsatzeinbrüche zum Quartalsende des laufenden Geschäftsjahrs in Aussicht gestellt. Mit der Prognose: "Bis zu zehn Prozent weniger Umsatz als im vorangegangenen Quartal (6,4 Milliarden Dollar)" hatte Intel den Reigen eröffnet, Compaq folgte mit der Vorab-Beichte, man könne das erste Quartal 1998 mit ähnlichem Umsatz wie im Vorjahr (4,81 Milliarden Dollar) abschließen, vom Gewinn bliebe nach Abzug der Steuern aber voraussichtlich nicht allzuviel übrig. "Der Gewinn wird gerade an der Gewinnschwelle liegen", formulierte ein Firmensprecher. Die - vorerst - letzte Meldung in dieser Richtung stammt von Motorola: Der Gewinn werde "deutlich unter den Erwartungen" der Wall Street liegen.

Wer diese Entwicklung jetzt als erste Vorboten für eine allgemeine Marktsättigung bewertet, liegt allerdings falsch. Motorola schiebt die Verantwortung für seine finanziellen Einbußen der Asienkrise zu. Compaq dagegen bemängelt das mangelnde Kaufinteresse der Heimanwender. Intel nimmt offiziell keine eigene Position ein und kann sich dem Vernehmen nach die rückläufigen Verkaufszahlen an seine angestammte Herstellerklientel nicht so recht erklären.

Direktanbieter Dell dagegen kann über seine Umsätze und Erträge nicht jammern, im Gegenteil. "Wir verzeichnen weiterhin eine gute Nachfrage" wundert sich der Unternehmenssprecher über die Klagen der anderen. "Wir sehen nur normale saisonale Fluktuation beim Umsatz", von außergewöhnlichem Preisdruck könne keine Rede sein, versichert er.

Auch berufsmäßige Trendscouts sagen dem PC-Markt weiterhin ein gutes Wachstum voraus. So soll dem Marktforschungsunternehmen Inteco zufolge sogar der deutsche Heimcomputermarkt in diesem Jahr um über 20 Prozent wachsen, die gleiche Rate gelte auch für 1999. Diversen Studien zufolge stellen die derzeit überall offerierten Billig-PCs das mit Abstand am schnellsten wachsende Marktsegment im PC-Bereich dar.

Doch in den USA, die diesen Trend schon länger verspüren als die Europäer, ist man vorsichtig geworden: Wer PCs billig anbietet, rechnet in der Regel einen bestimmten Margenverlust mit ein, hofft aber auf die Erschließung neuer Märkte. Davon könne aber kaum die Rede sein, errechnete das amerikanische Marktforschungsinstitut Odyssey. So gingen den Marktforschern zufolge nur knapp über ein Drittel der Home-PCs an Erstkäufer - das sind weniger, als in den Jahren zuvor. (du)

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