Compaq-online: Viele Wege führen zu den Partnern

21.03.2002
Wenn ein Unternehmen so viele Produkte, Lösungen und Dienstleistungen anbietet wie Compaq, muss es online einen wahren Spagat vollbringen: Wie stellt man alle Informationen ins Web, ohne dass die Übersichtlichkeit darunter leidet? Die ComputerPartner-Webpatrouille hat den Aufritt unter die Lupe genommen.

Selbst nach mehreren Besuchen des Compaq-Internet-Auftritts fällt die Orientierung auf den Seiten mit ihren Unterverzeichnissen schwer. Die Homepage bietet die wichtigsten Themen des Unternehmens (Produkte, Lösungen, Support, Einkauf und Services) auf einen Blick an. Verzweigt man dann tiefer in die Seiten, weiß man bald nicht mehr genau, wo man ist, und vor allem, wie man schnell wieder auf die Einstiegsseite zurückkommt. Wer den üblichen "Home"-Button sucht, der auf die Einstiegsseite zurückführt, stößt eher zufällig auf die Möglichkeit, über das Compaq-Logo zurück zum Ausgangspunkt zu finden. Auf manchen Seiten ist erfreulicherweise an den "Home"-Link gedacht worden. Eine Pfadangabe am linken Rand oder eine Sitemap würde dem Besucher mehr Überblick verschaffen.

Die Verlinkung der Produkte ist uneinheitlich. In wenigen Fällen werden Produkte doppelt geführt. Die Verknüpfung "Peripherie/Zubehör" führt beispielsweise zu den Produktgruppen Projektoren und Monitore, die aber auch eigene Links in dieser Rubrik haben. Die Verknüpfung "Thin Clients" verzweigt auf eine allgemeine Produktübersicht, statt direkt zu den Thin-Client-Seiten zu führen. Dieser Link auf der Einstiegsseite ist überflüssig, wenn der Besucher dann in der Produktliste noch einmal suchen muss.

Design nicht einheitlich

Ein einheitliches Design der Compaq-Webseiten ist nicht konsequent durchgehalten worden. So weicht die Gestaltung der Seiten über "Internet Devices" von den Desktop-PC- oder Handheld-Seiten ab. Mal ist der linke Rahmen schwarz, mal wieder grau. Von Vorteil ist, dass die grauen Rahmen viel besser lesbar sind als die schwarzen. Die Verknüpfungen im Rahmen selbst ändern sich ebenfalls ständig, je nach aufgerufenem Produkt. Manchmal bietet der Rahmen nur die Verzweigung auf die anderen Produktgruppen, dann wieder stellt er Produktinfos, Testauszeichnungen oder andere Links zur Verfügung. Diese Uneinheitlichkeit macht die Orientierung nicht einfacher.

Schwarze Balken dominieren, was sehr sachlich, nicht aber freundlich wirkt. Die Schriftfarbe Grau für die Detail-Links auf der Einstiegsseite strengt das Auge an. Das Gleiche gilt für die Farbwahl im Rahmen: Grün auf Schwarz.

Lob für gute Produktseiten

Gut gemacht sind die Produktseiten. Nach dem Klick auf "Handhelds" sind die drei Modelle sehr übersichtlich dargestellt.

Auch kaufen kann der Kunde gleich online. Dabei hat er, je nachdem ob er Privat-, Firmen- oder Großkunde ist, sogar vier verschiedene Möglichkeiten: einen Zubehör-Shop, Partner-Onlineshops, Adressen von Vertriebspartnern und die Compaq-"Hosted-Buy-Site".

Praktisch ist der Webauftritt, um auf die Quickspecs (technische Details zu den Produkten) zuzugreifen. Das wird von den Vertriebspartnern sehr häufig genutzt. Ein Nachteil für deutschsprachige Surfer: Wer technische Informationen braucht, landet oft auf den amerikanischen Seiten von Compaq. Selbstverständlich wird vorausgesetzt, dass alle technisches Englisch verstehen. Der Link "Ask Compaq" kann nur dann in Anspruch genommen werden, wenn man die Frage auf Englisch formuliert.

Besucher werden weitergereicht

Viele Online-Wege führen von Compaq auf die Internetauftritte der Vertriebspartner. Sogar auf die Stellenanzeigen der Fachhandelspartner existieren Links. Compaq-Online-Besucher werden konsequent an die Fachhändler und Systemhäuser "weitergereicht". Da laut Angaben des Unternehmens mehr als 100.000 wöchentlich vorbeischauen, ist die Chance hoch, dass viele davon auf Webseiten der Handelspartner landen.

Bevor der Besucher zu den Onlineshops der Partner gelangt, möchte Compaq wissen, ob er Firmen- oder Privatkunde ist. Gut funktioniert die Zuordnung eines Vertriebspartners per Postleitzahl. Fast beiläufig werden persönliche Daten (Adresse, E-Mail) abgefragt. Wahrscheinlich wird Compaq sie für Direktmarketing-Zwecke nutzen. Schließlich steht in den allgemeinen Nutzungsbedingungen: "Der Nutzer gestattet Compaq und seinen Beauftragten, die Daten zu verbreiten, vervielfältigen, verändern, anderen zugänglich zu machen beziehungsweise von diesen in jeder anderen Form zu kommerziellen und nichtkommerziellen Zwecken Gebrauch zu machen."

In der Erklärung zum Datenschutz versichert Compaq, dass die Daten zwar nicht an andere Unternehmen weitergegeben, doch zur "Verbesserung unserer Kundenbeziehung" verwendet werden. Woran soll sich der Kunde nun halten: an die Angaben in der Datenschutzerklärung oder die in den Nutzungsbedingungen?

Offensichtlich ist, dass Compaq so viel wie möglich über die Online-Besucher und potenziellen Käufer in Erfahrung bringen will. Bei Firmen will Compaq die Zahl der Mitarbeiter wissen. Auch um Informationen von anderen Seiten des Compaq-Webauftritts zu erhalten, beispielsweise den Branchenanalysen, muss der Besucher vorher seine Daten preisgeben.

Partner können eigene Dienstleistungen anbieten

Aus Unternehmenssicht ist das verständlich, will die Marketingabteilung doch zu gerne wissen, wer sich auf den Seiten informiert und worüber. Aus Sicht des Nutzers ist das höchst frustrierend. Denn er muss annehmen, dass Compaq seine Daten dazu verwendet, um ihm weiteres, vielleicht unerwünschtes Marketingmaterial zuzuschicken.

Die Darstellung des Angebots der Partner-Onlineshops ist identisch. Mehr als 390 Compaq-Händler sind in das System eingebunden. Neben den Compaq-Produkten können die Partner eigene Dienstleistungen online anbieten. Kunden wählen im Shop zwischen Top-Angeboten und Produkten. Diese Einteilung ist seltsam. Warum werden die Top-Angebote nicht einfach an den Beginn jeder Produktgruppe gestellt?

Die Darstellung des Angebots erfolgt in der üblichen Listenform. Ob diese wirklich zum Kaufen animiert, sei dahingestellt. Ungeübte PC-Käufer dürften sich jedoch schwer tun, die Unterschiede der gelisteten Produkte auf Anhieb zu erkennen, dazu müssen sie die Beschreibung schon sehr genaulesen.

Der Kaufvorgang selbst ist unkompliziert. Nachdem das Produkt in den Warenkorb gelegt wurde, sieht der Käufer übersichtlich die Mehrwertsteuer, die Versandkosten und den Gesamtbetrag. Bezahlt werden kann mit EC- oder Kreditkarte. Alle Daten können auch per Post oder Fax übermittelt werden. Wer vor dem Kauf noch Fragen hat, kann ein Formular an den Fachhändler mit der Bitte um Rückruf absenden. Doch leider kam im Test nie eine Reaktion.

www.compaq.de/partnershop

ComputerPartner-Meinung:

Der Compaq-Auftritt hält viele wertvolle Informationen bereit. Es dauert nur ein wenig, bis man sie als ungeübter Besucher findet. Auf wenig Gegenliebe wird die Neugier nach persönlichen Daten stoßen, vor allem, wenn sich die Nutzer damit einverstanden erklären, dass diese weitergereicht werden dürfen. (is)

Wertung

Gestaltung/Optik: :-I

Navigation: :-)

Schnelligkeit: :-(

Interaktivität: :-)

Informationsbreite/-tiefe: :-)

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