Compaq steigt neu ein, Verwirrung bei Sony, NEC lachender Dritter

10.07.1999

MÜNCHEN: Projektoren sind en vogue. Daher liebäugeln immer mehr Anbieter mit diesem Wachstumsmarkt. Neuster Mitspieler: Compaq. Der PC-Anbieter traut sich durchaus zu, vor allem Sony ein Stück des Kuchens abluchsen zu können. Dabei hatten die Japaner hochtrabende Ziele - von einer Verdreifachung des Marktanteils war vor kurzem die Rede. Doch die Wogen schlagen in der Kölner Deutschlandzentrale gerade hoch. Heinz-Josef Kraus hat seinen Posten als Chef der Broadcast & Professional-Abteilung geräumt, von weiteren Umstrukturierungen ist die Rede."Bescheidenheit ist eine Zier, besser lebt man ohne ihr.": Gemäß dieses flapsigen Sprichworts wollte Sony mit einer großangelegten "Marktpartneroffensive" den Projektormarkt innerhalb kürzester Zeit aufrollen. Kühne Ziele wie eine mehr als Verdreifachung des Marktanteiles von 6 auf 20 Prozent bis zur kommenden Cebit wurden gesetzt (siehe ComputerPartner 19/99, Seite 20). Vor allem der Zugewinn neuer Handelspartner auf Seiten der IT-Branche sollte dem bisher hauptsächlich von Audio/Videohändlern bestrittenen Umsatz rege Zuwächse verschaffen. Der Start gelang durchaus nach Maß: Über 250 Verträge konnten die Kölner mit IT-Handelspartnern im Rahmen einer großangelegten Roadshow quer durch Deutschland abschließen.

Völlig überraschend hat nun der Chef der Sony Broadcast & Professional-Division seinen Hut genommen. Laut Unternehmensangaben verläßt Heinz-Josef Kraus das Unternehmen auf eigenen Wunsch. Kraus bekleidete das Amt immerhin fünf Jahre lang und wird übergangsweise von dem Sales-Verantwortlichen für Westeuropa, Carsten Kaas, abgelöst. Nach offizieller Aussage hat das Ausscheiden von Kraus jedoch nichts mit internen Umstrukturierungen zu tun, sondern ist nur "ein unglücklicher Zeitpunkt".

Mit Staunen wurde von vielen der Einstieg Compaqs in den Markt der Projektoren zur Kenntnis genommen. Mit dem DLP-Gerät "MP 1600" (siehe Kasten) liefert der PC-Spezialist auf Anhieb ein extrem konkurrenzfähiges. "Im nächsten Jahr wollen wir außerdem in den im Projektionsumfeld sehr starken Audio-/Videokanal hinein", so Alfred Steinecker-Nehls, Business-Manager für Projektoren bei der Compaq Computer GmbH in Dornach. Angesprochen auf die Konkurrenzsituation mit Sony äußert sich der Compaq-Mann pragmatisch: "Wir befinden uns mit Sony, im harten Wettbewerb. Das gilt nicht nur für Projektoren. Trotzdem werden wir unsere strategische Partnerschaft im Bereich Monitore mit Sony fortführen."

Um gegen den Einstieg Compaqs bei Projektoren ein Argument in der Hinterhand zu haben, bereitet Sony für die Systems ein preisagressives Angebot bestehend aus einem ultra-portablen LCD-Projektor und einem "Vaio 505"-Notebook für unter 8.000 Mark vor. "Klar hat dieses Angebot auch mit Compaq zu tun, jedoch beweist der Einstieg weiterer Unternehmen in diesen Markt nur, daß Projektoren ein echtes Wachstumssegment sind", Sony-Unternehmenssprecher Bodo Gebhardt. Der lachende Dritte im Kampf um die Marktanteile bei Projektoren könnte NEC heißen. Nach Untersuchungen von Decision Tree Consulting haben die Ismaninger das zweite Quartal als Marktführer in Deutschland mit einem Anteil von 13 Prozent abgeschlossen. Ohne sich auf den Lorbeeren auszuruhen, bringt im Herbst eine komplett überarbeitete Produktpalette auf den Markt. "Unsere Highlights werden zwei Geräte im Ultra-portable-Segment um 2,5 Kilogramm mit der Stellfläche eines Notebooks sein. Durch einen integrierten PC-Card-Slot können Präsentationen ohne Notebook durchgeführt werden. Das werden echte Renner", lautet die Prognose von Ernst Holzmann, Business-Development-Manager bei NEC. Für den Einstieg Compaqs in den

Projektormarkt hat Holzmann nur ein mitleidiges Lächeln: "Compaq

hat überhaupt keine Chance, die fegen wir weg." (akl)

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