Compaq- und DEC-Händler schwanken zwischen Hoffen und Bangen

02.06.1998

MÜNCHEN: Die Megafusion des PC-Marktführers Compaq mit dem Enterprise-Computing-Spezialisten DEC stößt im Handel nicht auf ungeteilte Zustimmung. Zwar begrüßen einige Händler den Zusammenschluß und erwarten sich eine Ausweitung ihrer Geschäfte. Doch ebenso bezweifeln sie, ob dem Compaq-Chef die anstehende Integration der beiden IT-Mannschaften gelingen wird.Mit "Super!" reagiert ein Kölner Compaq-Händler auf die Nachricht, PC-Krösus Compaq wolle sich den Chip- und UNIX-Spezialisten Digital Equipment (DEC) einverleiben (siehe S. 10 und Kommentar, S. 6) "Das gibt uns die Möglichkeit, auch im High-end-Server-Bereich vertreten zu sein", lautet seine von keinem Zweifel am Know-how eines NT-Spezialisten in Sachen UNIX und Enterprise Computing getrübte Einschätzung.

Ähnlich erfreut zeigt sich auch Compaq-Distributor CHS. "Der Kauf stellt eine logische Ergänzung dessen dar, was Compaq bereits mit dem Tandem-Kauf begonnen hat", ist sich CHS-Geschäftsführer Helmut Schmitt sicher. Einen Schritt weiter geht der Münchener DEC-Distributor Avnet CMG: "Der Zeitpunkt ist für DEC ideal", jubelt Geschäftsführer Peter Richter. "Allein der Kauf der DEC-Service-Abteilung ist lohnend."

Allerdings merkt Schmitt auch kritisch an, ob Compaq, das mit insgesamt 19.000 Mitarbeitern nur etwa ein Drittel der 53.000 DEC-Mitarbeiter aufweist, die schwierige Integrationsaufgabe schaffen wird: "Kein einfacher Job, aber ich traue Eckard Pfeiffer die Aufgabe zu", so Schmitt.

So manche Händler sind da anderer Meinung. "Auf DEC rollt eine Entlassungswelle zu", prognostiziert ein Berliner Compaq-Partner. "Das sorgt für Unruhe. Ihm pflichtet Bernd Bourscheit vom Hürther DEC-Systemhaus Gedo zu: "Wenn Pfeiffer den Merger nicht sensibel einfädelt, bleibt ihm DEC wie eine Kröte im Hals stecken", glaubt er. "Compaq ist bisher ein Boxenschieber, während DEC sich in einem diffizilen Umfeld bewegt."

Damit bringt er eine in DEC-Kreisen verbreitete Meinung zum Ausdruck: "Bei Compaq geht alles schnell um die Ecke", faßt ein Kaiserslauterer DEC-Händler zusammen. Er spart allerdings nicht mit Kritik an DEC: "Ein Beamtenhaufen." Sein Rat an Pfeiffer: "Gut die Hälfte entsorgen."

Ob Massenentlassungen das geeignete Mittel sind, um den Merger für Compaq erfolgreich zu machen, bezweifelt ein Ostberliner Compaq-Systemhaus. "Merger in dieser Größenordnung klappen so gut wie nie. In der schnellebigen DV-Branche kann es tödlich sein, sich mehrere Monate mit sich selbst zu beschäftigen", vermerkt er skeptisch Er vermutet stattdessen, daß nun die starke Serviceabteilung von DEC auf ihn zurollt. Seine Ansicht teilt ein Münchener Compaq-Händler: "Gegen DEC-Services haben wir keine Chance."

Das aber dürfte den DEC-Partner die Laune verderben. "DEC weiß wenig von seine Kunden. Ohne uns würde gar nichts laufen", wagt sich ein DEC-VAR vor. Es ist für Gesprächsstoff bei Compaq und DEC gesorgt. (wl)

Compaq-Chef Pfeiffer und DEC-Chef Palmer jetzt in einem Boot

Zur Startseite