Compaqs Online-Ambitionen: 500 Outlets bis zum Jahresende

17.06.1999

MÜNCHEN: Bis zum Ende des Jahres sollen 500 Wiederverkäufer mit einer Telekom-Shoplösung Compaq-Produkte online vertreiben. Im Handel herrscht Skepsis, weil noch niemand durch Online-Verkauf so richtig reich geworden ist."Ich glaube nicht, daß Compaq mehr Umsatz über die Online-Shops generiert", kommentiert Richard Einstmann, Geschäftsführer der Bechtle GmbH EDV-Zentrum in Karlsruhe, den Compaq-Plan. Bechtle muß es wissen, schließlich gibt es bisher nur zwei Bestellmöglichkeiten auf der Compaq-Homepage. Eine davon ist ein Link auf die Bechtle Direkt GmbH. Laut Einstmann trägt die Online-Filiale von Bechtle aber noch nicht nennenswert zum Umsatz bei.

"Der E-Commerce-Trend ist in den USA viel weiter als bei uns", meint Hans Steiner von Steiner EDV Service in München.

Diesen Bedenken setzt Peter Gewehr, als Partnermanager Mittelstand bei Compaq für das Online-Projekt verantwortlich, entgegen: "Wir hatten im Mai in einem Monat 4.800 Anfragen auf unserer deutschen Homepage, wo man dieses und jenes Produkt denn kaufen könne." Diese Leads möchte Compaq nun mit Hilfe der Internet-Läden gezielt an Partner weiterreichen. Laut Gewehr denkt man bei Compaq Deutschland bereits seit Herbst über Online-Shops nach. Von amerikanischen Vorgaben sei man da unabhängig.

Allerdings dürfte der Druck aus der Compaq-Zentrale in Houston, Texas, immer größer werden. Schließlich gab Ben Rosen, Vorsitzender des Aufsichtsrats und Drahtzieher bei Compaq, die Devise aus, den Absatzweg Internet auf keinen Fall mehr dem Hauptkonkurrenten Dell alleine zu überlassen.

Der ganze Rummel um E-Commerce vermag aber derzeit keinen Compaq-Händler zu überzeugen. Denn die Partner sehen noch keine echte Nachfrage über diesen Kanal. Helmut Gronbeck, Geschäftsführer der Münchner Dinocom GmbH, verspricht sich mehr von einer eigenen Homepage als von einem Online-Shop-Angebot eines Herstellers oder Distributors. "Die meisten investieren viel zu viel Geld in einen Online-Shop, bekommen aber zu wenig zurück."

PC-Händler, die zum Beispiel über das Frank&Walter-Angebot "www.edv-fachhandel.de" eine Filiale im Internet betreiben, bestätigen diese Erfahrung. Kaum einer verdient mit dem Online-Laden Geld (siehe

ComputerPartner 14/99, Seite 54).

Weshalb sich der Karlsruher Bechtle-Geschäftsführer Einstmann sicher ist: "Das drücken die Amerikaner den Deutschen auf. Aber für den

deutschen Markt kommt das viel zu früh." (is)

Bei E-Commerce scheiden sich die Geister: Compaq will den Händlern über das Internet zu mehr Umsatz verhelfen, doch die Partner sind skeptisch. Noch kommen nur wenige Aufträge über diesen Weg.

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