Compaqs Speicher überleben fast vollständig den Merger

24.05.2002
Wie nicht anders zu erwarten, lässt die Storage-Produktpalette der neuen HP nichts vermissen. Compaqs erfolgreiche Speichersparte lebt auch nach dem 7. Mai 2002 weiter.

Was Compaq an Speicherprodukten in den Merger einbrachte, dürfte bei Hewlett-Packard für reichlich Freude gesorgt haben. Wenn die neue HP davon spricht, von beiden Angeboten das "Beste vom Besten" herausgesucht zu haben, meint sie damit wohl, dass vor allem Compaqs erfolgreiche Hardware und Hewlett-Packards Software auf der Roadmap der nächsten drei Jahre stehen. Schon an den neuen alten Namen lassen sich die Schwerpunkte ablesen. So bleibt Compaqs Markenname "Storage Works", umbenannt in "HP Storage Works", für Speicher und Speicherlösungen bestehen. Das komplette Softwareangebot für Speichermanagement fasst das Unternehmen unter der HP-Suite "Open View" zusammen. Für die Architektur steht der Compaq-Begriff "ENSA" (Enterprise Network Storage Architecture).

Vorerst bleiben die Produkte der beiden Unternehmen weitestgehend erhalten. "Alle bestehenden Geräte, die von der Palette verschwinden, werden durch ein gleich- oder höherwertigeres ersetzt", kommentiert der weltweit für den Speicherbereich verantwortliche Manager Howard Elias. Außerdem will die neue HP in vielen Bereichen die Kunden entscheiden lassen, welches Angebot langfristig überlebt. Beispielsweise werden in der Enterprise-Klasse sowohl Compaqs EVA (Enterprise Virtual Array), als auch HPs XP in den kommenden drei Jahren weiterentwickelt und unterstützt. Das erfolgreichere Produkt von beiden wird danach das Rennen machen. Seinen Kunden garantiert Elias einen über diesen Zeitraum hinausgehenden Investitionsschutz.

"Wir freuen uns weiterhin über jeden Partner"

Von den insgesamt 150.000 Mitarbeitern des gesamten Konzerns müssen zehn Prozent einen neuen Job suchen. Wie viele von den insgesamt 5.000 Mitarbeitern aus dem Speicherbereich von den Stellenabbau-Maßnahmen betroffen sind, konnte Elias jedoch noch nicht abschätzen. Was er allerdings sagen konnte und wollte, ist, dass die neue HP signifikante Investitionen in den Storage-Bereich plant. "Wir haben das Ziel, die Nummer 1 oder zumindest die Nummer 2 in jedem Segment des Speichergeschäfts zu sein", lautet sein ehrgeiziges Ziel.

In Deutschland, sowie noch in einigen anderen europäischen Ländern, sind noch bürokratische Hürden zu überwinden, bevor HP/Compaq offiziell als eine Firma auftreten darf. Alle derzeitigen Compaq- und HP-Partner können und müssen sich aber jetzt schon darauf einstellen, in Zukunft die Produkte der jeweils anderen Company mit zu verkaufen. Bis dahin wird das Angebot jedes einzelnen Partners genau untersucht und mit der aktuellen Roadmap verglichen. "So lange wir noch als zwei getrennte Firmen auftreten, wollen wir mit Training und Projektunterstützung dafür sorgen, dass unsere Partner Kompetenz für die Produkte der neuen Roadmap aufbauen", erklärt Carsten Becker, Vertriebsdirektor bei Compaq das Konzept. An den Wettbewerb will er keine Partner verlieren: "Wir können uns weiterhin über jeden Partner freuen", so Becker.

Value Added Distributoren sind gut vorbereitet

Schon seit langem bereitet sich Value Added Distributor (VAD) Magirus auf das neue HP/Compaq-Konzept vor und vollzog einen "internen" Merger der beiden Herstellerlinien. Ab sofort betreuen Teams, bestehend aus jeweils einem Compaq- und einem HP-Vertriebsmanager, die Magirus-Partner. In einem intern organisierten Schulungsprogramm lernen die Mitarbeiter das Angebot des Herstellers kennen, mit dem sie sich bisher nicht befassten. Auch für seine Partner setzt Magirus entsprechende Workshops und Trainings auf.

"Wir sehen den Merger als Chance für den Enterprise Channel", betont Oliver Schallhorn, Geschäftsführer von Magirus Deutschland, dem laut eigenen Aussagen einziger VAD in Europa, der beide Hersteller im Portfolio hat. "Magirus arbeitet seit über einem Jahrzehnt mit HP und Compaq zusammen. Wir werden sowohl unsere regionalen Vertriebskontakte als auch unsere sehr guten Kontakte zum Management der neuen HP für unsere Partner einsetzten", so der Deutschland-Chef.

Der Ex-Compaq-Manager Rainer Kaczmarczyk, der als Geschäftsführer in der deutschen Organisation bei HP die Enterprise Systems Group (ESG) leitet, freut sich auf eine weiterhin partnerschaftliche Zusammenarbeit. "Das Vertrauen, das uns von Magirus entgegengebracht wird, verstehen wir als eine klare Bestätigung dafür, dass die beiden Unternehmen ihre Partner von den Stärken der neuen HP überzeugen konnten. Dies ist eine ideale Ausgangssituation für den jetzt begonnenen Integrationsprozess."

Gelassen blickt auch der VAD Tech Data Midrange auf die neue Company. "Wir bleiben entspannt", sagt Marketing-Direktor Uwe Stein. "Die Technologien haben sich durch den Merger nicht verändert, lediglich die Produktpalette ist breiter geworden. Wichtig ist nur, dass die Upgrade-Pfade für die Kunden und Partner sichtbar bleiben."

www.hewlett-packard.de

ComputerPartner-Meinung:

Die Storage-Strategie der neuen HP überraschte niemanden wirklich. Da die Investitionen der Kunden in diesem Bereich sehr hoch und langfristig angelegt sind, kann wohl kaum ein Produkt von heute auf morgen vom Markt verschwinden. Natürlich entscheiden die Kunden letztendlich, welches Produkt den Merger langfristig überlebt. Wer denn sonst! (ce)

Zur Startseite