Computacenter zieht sich aus Deutschland zurück

01.11.2001
Kurz vor der Systems sickerte durch, dass Compunet und Computacenter nach einjähriger Pause ihre Übernahme-Verhandlungen wieder aufgenommen haben. Zunächst wurde dies zwar dementiert, doch nun gaben die Unternehmen die Bildung einer "strategischen Allianz" bekannt.

Kurz vor der Systems versetzte eine Online-Meldung die Mitarbeiter von Compunet und Computacenter in Aufruhr: Wie ComputerPartner exklusiv berichtete, hatten die beiden Unternehmen ihre Verhandlungen nach einjähriger Pause wieder aufgenommen. Insider waren sicher, die Übernahme des Kerpener Systemhauses durch die Briten stehe unmittelbar bevor. Compunet-Vorstand Johannes Meier beruhigte seine Crew per Mail: "Das Gerücht, dass GE Compunet an Computacenter verkauft wird, ist falsch." Die Botschaft war faktisch richtig, denn es ist genau umgekehrt. Sollten die Aufsichtsbehörden den Plänen zustimmen, wird Compu-tacenter in Großbritannien und Frankreich die Geschäftsbereiche der GE Capital IT Solutions übernehmen. Im Gegenzug übernimmt Compunet in Deutschland die Vertriebs- und Service-Organisation sowie die Kundenverträge der Computacenter Deutschland GmbH. Auch die Rhein-Neckar GmbH wechselt den Besitzer, wie Compunet-Vorstand Meier gegenüber ComputerPartner bestätigt.

Weltweite strategische Allianz angekündigt

Hintergrund des Deals ist die weltweite strategische Allianz, in der GE Capital Solutions (in Deutschland GE Compunet) und Computacenter ihre Kräfte bündeln wollen. Die Partnerschaften sollen bis zum Jahresende in mehr als 50 Ländern greifen. Die Zusammenarbeit wird in erster Linie die Bereiche Sys-temintegration, Management von IT-Services und Lieferung konfigurierter Systeme betreffen. Gemeinsam wollen die europäischen Sys-temhäuser IT-Infrastrukturlösungen und IT-Services für multinationale Unternehmen anbieten.

Die Entscheidung, in Deutschland Service und Vertrieb von Computacenter in Compunet zu integrieren, sei vor allem aufgrund der Größenverhältnisse gefallen, bestätigt Meier. Derzeit beschäftigt Compunet bundesweit 3.800 Mitarbeiter, in Computacenters Sales- und Service-Organisation sind es rund 250. Meier: "Bei einer Integration von so vielen Mitarbeitern hängt der Erfolg davon ab, dass wir die Unsicherheit, die jetzt vor allem für die Mitarbeiter von Computacenter Deutschland besteht, schnell beseitigen". Als ersten Schritt habe man ein gemeinsames Integrationsteam aufgesetzt.

Position im Bankenzentrum stärken

Sollte das Kartellamt die Pläne genehmigen, wird man im deutschen Markt künftig gemeinsam unter GE Compunet firmieren. Durch die geplante Integration der Service- und Vertriebsmitarbeiter sowie der Kundenverträge von Computacenter werde Compunet seine Position im Markt deutlich stärken, man habe insbesondere das Bankenzentrum Frankfurt im Visier. "Nachdem GE Compunet über ein Jahr schwarze Zahlen geschrieben hat, wollen wir unsere solide finanzielle Situation jetzt zur Stärkung unserer Marktposition nutzen", so Meier. Bei der Integration erwarte man zahlreiche Synergien, vor allem durch Skaleneffekte im Backend. Es sei geplant, den gesamten Umsatz über die Value-Add-Logistik-Plattform in Kerpen abzuwickeln, da die Supply-Chain-Aktivitäten von Computacenter Deutschland nicht übernommen werden. "Aus Benchmarks wissen wir, dass Kerpen bereits eine Best-in-Class-Plattform darstellt und die Stückkosten bei weiterem Volumen noch sinken werden."

Meier hofft auf einen reibungslosen Übergang: "Mir liegt viel daran, dass jeder die Win-Win-Natur dieses Plans erkennt. Es darf nicht der Eindruck von Gewinnern und Verlierern entstehen. Nur wenn wir die neuen Kollegen erfolgreich integrieren und unsere Kunden diesen Plan unterstützen, haben wir gewonnen." Siehe dazu auch den Offenen Brief auf Seite 3. (mf)

www.compunet.de

www.computacenter.de

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