Computer 2000 AG: "Globalisierung des Geschäfts bringt keine Einkaufsvorteile"

03.06.1998

MÜNCHEN: Ganz neue Töne schlug der Vorstand der Computer 2000 AG hinsichtlich seiner Unternehmensstrategie an: Nach dem Scheitern des US-Abenteuers mit Ameriquest heißt es nun, man benötige keine starke Amerika- oder Asienpräsenz, um im Distributionsgeschäft erfolgreich überleben zu können. Quasi als Bestätigung kündigte der Konzern bereits für das kommende Geschäftsjahr an, den Umsatz über die 10-Milliarden- und den Gewinn über die 100-Millionen-Hürde heben zu können.Wir haben aus den Erfahrungen in den USA gelernt", ist sich Walter von Szczytnicki sicher. Der Vorstandsvorsitzende der Computer 2000 AG mag von einem neuen Anlauf in Richtung US-Markt nichts mehr hören. "Das Downsizing bei der Ameriquest haben die dortigen Manager sauber abgearbeitet", bilanziert er das Ende der Vision von einer global agierenden Computer 2000 AG mit einem starken Standbein im amerikanischen Markt. Übrig bleiben nur Rudimente: So sei unter anderem die Mitarbeiterzahl von 450 auf 80 reduziert worden, statt sieben gäbe es nur noch einen Lagerstandort, der Unternehmensbereich CMS Enhancements in Kalifornien sowie die Tochtergesellschaften in Asien seien verkauft und auch die Standarddistribution und das Exportgeschäft in Florida gehören der Vergangenheit an. Damit konzentrieren sich die Ameriquest-Aktivitäten ausschließlich auf den Unternehmensbereich Advanced Systems Group, also die Spezialdistribution für High-end-Workstations- und Server.

Ameriquest-Affäre ist ausgestanden

Diese Erfahrung ist die Computer 2000 AG teuer zu stehen gekommen. Denn trotz eines "Rekordwachstums" (Szczytnicki) im Geschäftsjahr 1996/97 (30.9.) mit einem Umsatzwachstum von 24 Prozent auf rund 8,2 Milliarden Mark und dem operativen Ergebnis von stolzen 61,4 Millionen Mark schleuderte das Amerika-Abenteuer das Jahresergebnis weit unter die Minusgrenze: Der Konzern muß einen Jahresfehlbetrag von 70,4 Millionen Mark wegstecken.

Doch damit soll das Leck, das die Ameriquest-Affäre in die Kassen der Computer 2000 gerissen hat, endgültig gestopft sein. Im laufenden Geschäftsjahr 1997/98 dürfte der Konzerngewinn "das Vorjahresergebnis aus der gewöhnlichen Geschäftsttätigkeit (61,4 Millionen Mark, Anm. d. Red.) um mehr als 20 Millionen Mark übertreffen", erklärte Szczytnicki.

Und dann will er durchstarten: Im kommenden Geschäftsjahr, "wird der Computer 2000-Konzern erstmals die 100-Millionen-Mark-Gewinn-Marke übertreffen". Zudem, so der Vorstandsvorsitzende weiter, werde er zum gleichen Zeitpunkt "die Umsatzmarke von zehn Milliarden Mark" überschreiten. Damit hat Konzernchef Szczytnicki die ursprünglich für das Jahr 2000 erhofften Ergebnisse bereits ein Jahr früher ins Visier genommen.

Nach den als gescheitert zu betrachtenden Expansionsplänen in den amerikanischen Markt will sich Szczytnicki vor allem auf das Europa-Geschäft konzentrieren - allein Lateinamerika gilt mit seinen Tochtergesellschaften, die nach Anlaufverlusten im vorigen Geschäftsjahr nun "nahe an die Gewinnzone gebracht wurden" (Szczytnicki) als exotischer Hoffnungsträger.

Die neue Bescheidenheit in der Unternehmensstrategie

Das Europa-Geschäft lag dem Vorstandsvorsitzenden zufolge - besonders im Hinblick auf die Ertragslage - über den Erwartungen. Vor allem mit dem deutschen Markt zeigt sich Szczytnicki sehr zufrieden: "Mit der C2000 Deutschland GmbH sind wir sehr zufrieden - egal auf welchem Platz der Distributorenrangliste sie rangiert", versicherte er auf entsprechende Anfragen. "Auch hier gilt: Wir agieren vor allem ertragsorientiert. Wir verzichten sogar bewußt auf Umsätze, die unseren Ertragszielen nicht genügen", beschreibt er die neue Bescheidenheit der Konzernstrategie. "Wir sind zu der Einsicht gekommen, daß sich beispielsweise Einkaufsvorteile im Distributionsmarkt nicht aus rein globaler Größe ergeben, sondern durch eine starke Stellung in einzelnen, fragmentierten Märkten", faßt er die Lernerfolge der vergangenen zwei Jahre zusammen. Bei dieser Neuausrichtung, so versichert der Vorstandsvorsitzende der Computer 2000 AG, handele es sich "nicht um eine Umkehr, sondern eine Verfeinerung der Unternehmensstrategie". (du)

Walter von Szczytnicki, Vorstandsvorsitzender der Computer 2000 AG, will von Amerika-Expansion nichts mehr hören.

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