Computer 2000 macht seinen BTO-Bereich dicht und entlässt

01.11.2001
Die Turbulenzen bei Computer 2000 gehen weiter: Der Broadliner schließt seinen BTO-Bereich, Mitarbeiter müssen gehen. Einzig die Suche nach einem neuen Deutschland-Chef geht voran: Zwei Kandidaten sind in der engeren Auswahl.

Bei seinem überraschenden Amtsantritt hatte sich Henrik Funch sein Leben als Interims-Chef bei Computer 2000 vielleicht noch anders vorgestellt. Oder er reiste bereits mit einem Stapel Vorgaben im Gepäck an, was wahrscheinlicher ist. Funch übernimmt jetzt die "Aufräumarbeiten für den neuen Deutschland-Chef", wie es in Branchenkreisen heißt.

Erste Konsequenz: Der Münchner Broadliner schließt seinen BTO-Bereich zum 30.11. Vergangene Woche Donnerstag beschlossen, informierte Funch am Freitag und am Montag Lieferanten, Kunden und Mitarbeiter. "Wir haben in Westeuropa eine Rezession. Das PC-Geschäft ist nicht mehr der einzige Treiber. Wir sehen zwar Licht am Ende des Tunnels, wissen aber noch nicht, wie lang der Tunnel eigentlich ist", sagt Funch gegenüber ComputerPartner. Und ergänzt: "Das Geschäft wie auch die Marktverhältnisse haben sich völlig verändert. Tech Data muss sich dem anpassen, schnell agieren und Flexibilität beweisen. Der BTO-Bereich ist für uns keine Kernkompetenz mehr." Die meisten Anfragen in diesem Segment ließen sich mittlerweile durch hochdiversifizierte Standard-Produkte und Eigenleistung der verschiedenen Hersteller abdecken. Außerdem habe Computer 2000 hier "nicht mehr profitabel" gearbeitet, stellt Funch klar. Aber man stehe in Verhandlungen mit zwei Unternehmen als "Third-Party-Provider". "Für BTO gibt es in Deutschland massenhaft Anbieter. Und die Hersteller bekommen dieses Geschäft immer besser in den Griff. Daher ist die Auslastung bei den Broadlinern nur noch gering", meint auch ein Brancheninsider.

Das gleiche Schicksal trifft den Computer-2000-Schulungsbereich.Auch hier soll eine dritte Partei einspringen. Die Zahlen sprechen für sich: Früher hat das PC-Geschäft bei Computer 2000 noch 65 Prozent vom Gesamtumsatz ausgemacht, heute sind es nur noch 35 bis 40 Prozent. Auch das von Marktkennern festgestellte "einstellige Negativwachstum bei den Broadlinern" bestätigt Funch für die Münchener Niederlassung des Tech-Data-Konzerns. Eine genaue Anzahl der Mitarbeiter, die gehen müssen, nennt das Unternehmen nicht. In der Branche heißt es, dass zwischen 30 und 40 Arbeitsplätze bei Computer 2000 betroffen sind.

Einer der wenigen Lichtblicke dürfte derzeit für Funch sein, dass die Suche nach einem Apelt-Nachfolger als neuem Deutschland-Chef voranschreitet: "Ja, wir haben zwei Kandidaten, die in der engeren Auswahl sind", bestätigt der Tech-Data-Manager. Gerüchte, die in der Branche kursieren, handeln Gerhard Schulz, Geschäftsführer Vertrieb bei Ingram Macrotron, aber davor auf der Gehaltsliste von Computer 2000, als potenziellen Kandidaten. Schulz: "Ich sage dazu gar nichts, Personalentscheidungen fällt Computer 2000." Da die Verhandlungen noch laufen, gibt sich auch Funch bedeckt: "Wir suchen eine Führungskraft mit einem breit gefächerten Profil: Keinen Manager, der bisher nur für einen Bereich verantwortlich war."

www.computer2000.de

ComputerPartner-Meinung:

Computer 2000 hat ein hartes Jahr: Wirtschaftsflaute und daraus resultierend überfällige Re-organisationen durchführen, was auch Entlassungen einschließt. Funch muss jetzt die Aufräumarbeiten erledigen, die die US-Mutter einfordert. (ch)

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