Computer 2000 steigt mit Tech Data in die erste Liga der Global Player auf

24.04.1998

MÜNCHEN: Die Spekulationen um die Übernahme von Computer 2000 haben vergangene Woche ihr Ende gefunden: Tech Data, die sich bereits vor knapp einem Jahr Macrotron einverleibt hatte, ist, vorbehaltlich der üblichen Zustimmungen, neuer Eigentümer von Europas größtem Distributor.Der Deal, der sich schon seit mehreren Wochen ankündigte, scheint für alle Beteiligten eine runde Sache zu sein: Der Viag-Konzern, der schon seit einiger Zeit auf der Suche nach einem neuen Eigentümer war, wird nun die ungeliebte Tochter an den weltweit zweitgrößten Computerhändler los und trägt zugleich "der sich beschleunigenden Globalisierung im PC-Handel Rechnung", wie es offiziell heißt. Außerdem würden sich beide Distributoren regional ergänzen. "Durch den Zusammenschluß können wir in Amerika einsteigen, und Tech Data profitiert von den europäischen Standorten", erklärt eine Viag-Sprecherin.

Auch für Tech Data ist der Zukauf ein großer Gewinn. "Die Vereinbarung ist ein Meilenstein in unserer 24jährigen Unternehmensgeschichte. Die Akquisition von C2000 gibt Tech Data einen entscheidenden Vorteil im globalen Distributionsgeschehen", freut sich Steven Raymund, Chairman und Chief Executive Officer der Amerikaner. Und Macrotron-Vorstand Michael Kaack fügt hinzu: "Tech Data hat schon seit einigen Jahren versucht, in Europa Fuß zu fassen. Jetzt sind sie aber zu der Erkenntnis gekommen, daß es viel zu lange dauert, alles nacheinander aufzubauen. Der Kauf von C2000 ist für Tech Data daher ein sinnvoller Schritt."

Viag will am PC-Handel weiterhin teilhaben

Mit dem Abkommen, das noch der Zustimmung der Aufsichtsgremien und der Kartellbehörden bedarf, überträgt die Duisburger Viag-Tochter Klöckner & Co. (KlöCo) ihren 80prozentigen Anteil an C2000 auf die Tech Data Corp. Im Gegenzug wird die Viag-Tochter Tech Data-Aktien sowie Aktienoptionen im Rahmen einer Wandelschuldverschreibung erwerben. Insider gehen davon aus, daß Tech Data etwa zehn Prozent ihrer Aktien an KlöCo verkauft hat. Das Geschäft hat nach Angaben der Viag ein Volumen von rund 720 Millionen Mark. Die voraussichtliche Umsatzgrößenordnung werde für dieses Jahr bei 27 Milliarden Mark liegen, wobei mehr als zehn Milliarden Mark allein vom Computer-2000-Konzern erwartet werden.

Daß die Viag im Disti-Zirkus weiterhin ein Wörtchen mitreden möchte, wird an der Benennung je eines Viag-Repräsentanten im Board of Directors von Tech Data und im Aufsichtsrat der C2000 AG deutlich. Wer diese Positionen einnehmen wird, steht nach den Worten einer Viag-Sprecherin noch nicht fest. Aber: "Der PC-Handel ist eine ausgesprochen dynamische Wachstumsbranche, an deren guten Perspektiven wir weiterhin teilhaben wollen", so Viag-Chef Georg Obermeier gegenüber der "Welt".

Obwohl die Fronten zwischen Tech Data, Macrotron und C2000 nun geklärt sind, dürfte es dennoch auch in der nächsten Zeit spannend bleiben. Denn, was als erstes geklärt werden muß, ist die Rolle von Macrotron und Computer 2000 unter dem deutschen Tech Data-Dach. Macrotron-Chef Kaack sieht die Situation ganz entspannt: "Wir stehen seit 20 Jahren mit C2000 im Wettbewerb, und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern." Sein Pendant Walter von Szczytnicki von C2000 stimmt ihm zu: "Wir haben unseren Mitarbeitern gesagt, Macrotron wird unser Konkurrent bleiben."

Dennoch wird sich Tech Data schon bald etwas einfallen lassen müssen. Für Branchenkenner steht daher fest: Ein Zusammengehen von Macrotron und C2000 ist nicht möglich. Statt dessen sollte Macrotron wieder verkauft werden. Dazu C2000-Vorstand von Szczytnicki: "Wir glauben, daß jedes Zusammengehen mit Macrotron betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll ist, weil es dadurch zu Überschneidungen bei Lieferanten und Kunden kommen würde." Sollte es zu einem Merger kommen, würden damit die "hervorragende Ertragssituation und Arbeitsplätze gefährdet". Beides, so der C2000-Chef weiter, wolle man nicht.

C2000 glänzt mit mächtigen Umsatzsprüngen

Aus diesem Grund werde der Vorstand dem Aufsichtsrat empfehlen, beide Unternehmen nicht zusammenzuführen. "Ich bin guter Hoffnung, daß man unseren Ratschlag annimmt", so von Szczytnicki. Und ergänzt: "Ich kann mir auch durchaus vorstellen, daß Tech Data Macrotron wieder verkauft." Wer der Käufer sein könnte, sei allerdings für ihn unerheblich.

Daß ein Verkauf tatsächlich bevorsteht, mag Macrotron-Vorstand Kaack indes nicht recht glauben: "Neben der Entrichtung des Kaufpreises hat Tech Data seit der Übernahme schon erheblich in unser Unternehmen investiert", erklärt er. Einschränkend fügt er aber hinzu: "Der Gesellschafter ist nicht so bedeutend. Wichtig ist nur, daß wir so weiter arbeiten können wie bisher." Was letztendlich im Moment für Macrotron das Beste sei, wüßte er auch nicht.

Computer 2000 indes scheint das Beste noch bevor zustehen. Nachdem das unglückliche US-Engagement mit Ameriquest nun laut Szczytnicki "in trockenen Tüchern" ist, Ameriquest bliebe eine Minderheitsbeteiligung und arbeite bereits das dritte Quartal in Folge profitabel, geht es für den Konzern steil bergauf. "Eigentlich hatten wir geplant, erst im kommenden Geschäftsjahr die Zehn-Milliarden-Mark-Umsatzgrenze zu knacken. Nun schaffen wir das schon im laufenden Geschäftsjahr", freut sich von Szczytnicki. Der Gewinn vor Steuern werde im Geschäftsjahr 1997/98 (30. September) mehr als 120 Millionen Mark betragen. Für das kommende Geschäftsjahr erwartet Szczytnicki einen Umsatz von zwölf Milliarden Mark und einen Gewinn, der sich zumindest parallel zur Entwicklung der Einnahmen verbessern soll.

Als Gründe für das gute Ergebnis gab der C2000-Chef die marktsegmentspezifische Wachstumsstrategie und profitablen Umsatzzuwachs an. Weiterhin konnten nach seinen Worten Verlustlöcher vom Vorjahr im Nahen Osten, der Schweiz und Dänemark gestopft werden. Und last, but not least habe sich der PC-Markt in Europa etwas besser entwickelt als von den Marktforschern vorhergesagt.

Besonders stolz sei er auf die deutsche C2000-Tochter, die immerhin rund 25 Prozent zum Gesamtumsatz beisteuert. Betont von Szczytnicki: "Die GmbH hat einen phantastischen Job gemacht und sich gegen die

starken Wettbewerber durchgesetzt." (sn)

Aufregung und Unsicherheit herrschte nach Bekanntwerden des Deals sowohl bei Computer 2000 als auch bei Macrotron. Die Botschaft der Unternehmensleitungen an ihre Mitarbeiter lautete: "Wir bleiben weiter miteinander im Wettbewerb."

Die Halbjahresergebnisse der C2000 AG können sich sehen lassen. Besonders freut sich der Distributor über die Rückkehr in die Gewinnzone. Die Verluste vom Vorjahr seien ausschließlich auf das Ameriquest-Engagement zurückzuführen, so C2000-Vorstand Walter von Szczytnicki.

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