Computer 2000 wird in Tech Data eingegliedert

22.04.1999

MÜNCHEN: Die wohl letzte Hauptversammlung der Computer 2000 AG war die längste in der Firmengeschichte. Weil die Vertreter der Kleinaktionäre ihrem Ärger durch ständigen Protest Luft machten, dauerte sie zwölf Stunden. Von "Betrug, Enteignung, Zwangsabfindung" war die Rede.Gutes Sitzfleisch mußten Steven Raymund, Vorsitzender des Vorstandes der Computer 2000 AG, und seine Kollegen schon mitbringen. Seit der von Tumulten begleiteten Hauptversammlung der Macrotron AG im vergangenen Jahr (siehe ComputerPartner 7/98, Seite 28) dürfte Raymund wohl klar gewesen sein, daß ihm dieses Jahr mit der HV von Computer 2000 ähnliches ins Haus steht.

Im Rückblick: 1998 hatte die Tech Data Corporation aus Clearwater, Florida, die Macrotron AG übernommen, wollte sie in eine GmbH & Co. KG umwandeln und von der Börse nehmen. Dann verkaufte die Viag

0ihre Tochter Computer 2000 AG ebenfalls an Tech Data, die wiederum Macrotron an den Konkurrenten Ingram Micro weiterreichte. Jetzt verfolgt Computer 2000 die Eingliederung in die im Dezember 1998 gegründete Tech Data Germany AG, München. Die Notierung der Aktien an den Börsen in Frankfurt und München wird eingestellt.

Der Name Computer 2000 bleibe aber erhalten, so der Sprecher des Unternehmens. Das Geschäftsjahr wird dem der amerikanischen Mutter angepaßt (Ende 31.1.). "Der Vorteil der Eingliederung liegt in der damit verbundenen Möglichkeit, daß Computer 2000 und Tech Data wie ein Unternehmen im globalen Wettbewerb agieren können", erklärt Finanzvorstand Manfred Günzel das Vorhaben.

Gerichtliche Überprüfung angekündigt

Verhindern konnten die Kleinaktionäre mit einem Anteil von 0,67 Prozent der Stammaktien keine Entscheidung, dafür setzten sie auf Verzögerungstaktik. Zwei Dinge fachten ihren Zorn an: Ausgerechnet jetzt, da das Unternehmen wieder schwarze Zahlen schreibt und eine Dividende ausschüttet (zwölf Mark je Aktie), plant Tech Data das Delisting von Computer 2000. Zum anderen waren sie verärgert über das Rückkaufangebot von 976 Mark (499,02 Euro) pro Aktie und kündigten an, das zugrundeliegende Bewertungsgutachten von Wedit Deloitte & Touche gerichtlich überprüfen zu lassen. Weil noch im Dezember der Großteil der Minderheitsaktionäre seine Aktien zum niedrigeren Wert von 845 Mark an Computer 2000 verkauft hatte, betrachteten Vertreter der Kleinaktionäre diese jetzt als "geschädigt". Günzel erklärte, daß beide Vorgänge nichts miteinander zu tun hätten. Es habe sich damals um ein freiwilliges Angebot gehandelt. Der Finanzvorstand berichtete außerdem, daß Computer 2000 das "glücklose Engagement in den USA" beendet hat. Für einen symbolischen Dollar wurde Ameriquest Technologies an das lokale Management verkauft. Die lateinamerikanischen Landesgesellschaften von Computer 2000 wurden an die Tech Data Corporation oder deren Tochtergesellschaften veräußert, in Frankreich wird die Tech Data France in die Landesgesellschaft von Computer 2000 eingebracht.

Im laufenden Geschäftsjahr hat sich der Umsatz der Computer 2000 AG laut Günzel im ersten Halbjahr um 16 Prozent auf etwa sechs Milliarden Mark erhöht. Der Gewinn vor Steuern beläuft sich auf 81 bis 82 Millionen Mark. Im ersten Halbjahr des Vorjahres waren es 80,3 Millionen Mark. Der Umsatz des vergangenen Geschäftsjahres betrug

10,1 Milliarden Mark, der Konzerngewinn 108,9 Millionen Mark. (is)

Manfred Günzel, Finanzvorstand der Computer 2000 AG, hielt die Rede an die Aktionäre. Im letzten Jahr war das noch die Aufgabe von Walter von Szczytnicki gewesen.

Steven Raymund, Vorstandsvorsitzender der Computer 2000 AG und CEO von Tech Data, hatte schon wieder mit zornigen Kleinaktionären zu kämpfen.

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