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12.04.2001
"Bayern tritt sich oben fest", titelte "Bild am Sonntag". Nicht zu Unrecht, nach dem überharten Kick insbesondere seitens der Gäste, die mit einem glücklichen 1:1 im Spitzen-spiel bei Borussia Dortmund die Tabellenführung verteidigten.

Mit Fußball hatte es zeitweise nicht mehr viel zu tun, was der Tabel-lenzweite und -erste im direkten Duell boten. Emotionen pur, Aggressionen statt Aggressivität. Die Folge: elf Gelbe Karten und drei Platzverweise. Für Bayern-Manager Hoeneß - und damit stand er beileibe nicht alleine da - war wieder mal der Schiedsrichter der Sündenbock: "Er hat in 94 Minuten über 50 Fehler gemacht." Doch die Härten und Unsportlichkeiten brachten nicht Hartmut Strampe und seine beiden Assistenten, sondern die Spieler ins Geschehen. Und hier taten sich die Bayern besonders hervor, so dass sie am Karsamstag im nächsten Schlager gegen Schalke auf die gesperrten Effenberg, Elber, Linke und Lizarazu verzichten müssen. Fußball wurde im Westfalenstadion auch gespielt. Mit zwei schönen Toren. Den Auftakt machten die Gäste bereits nach sechs Minuten, als Santa Cruz die glänzende Vorarbeit von Elber und Lizarazu zur Münchener Führung nutzte. Und sechs Minuten nach Wiederanpfiff markierte Bobic nach exaktem Ricken-Pass den Ausgleich. Fünf Minuten zuvor hatte Bobic bereits ein Tor bejubelt, doch Strampe entschied - wie die Fernsehbilder zeigten - zu Unrecht auf Abseits. In der Folge lag er jedoch richtig, als er beiden Seiten noch je einen Treffer versagte. In der Nachspielzeit sah Evanilson nach einem rüden Foul an Sergio die Rote Karte.

3:14 Tore in drei Spielen binnen einer Woche - aus der Pfalz kommen eher "Tote Teufel". Nach neun Minuten waren sie im Verfolgerduell bereits auf der Verliererstraße, Gastgeber Schalke 04 lag durch zwei Waldoch-Kopfbälle 2:0 in Front. Die haushoch überlegenen Knappen hätten die Führung ausbauen müssen, doch erst nach der Pause setzten Sand (2) und Mpenza den Reigen fort, für den Ehrentreffer sorgte Deutschlands Sturmhoffnung Klose.

Nur kurzzeitig hatte Bayer Leverkusen Probleme bei der auf einen Abstiegsplatz gestürzten Frankfur-ter Eintracht. Die vom neuen Trainer Rausch gut motivierten Hessen begannen schwungvoll, aber Kirsten sorgte in der 21. Minute für die Führung des Favoriten. Nach einer Stunde fiel der Ausgleich durch den Chinesen Chen Yang, der vermutlich sein letztes Saisonspiel für die Adlerträger bestritten hat. Doch Leverkusens Neuzugang Lucio bewies, dass er seine 17,5 Millionen Mark wert ist. Der brasilianische Abwehrspieler markierte seine Saisontore vier und fünf zum verdienten Sieg der Werkself.

Aus ihren Träumen gerissen wurde die Berliner Hertha, die bei Werder Bremen 1:3 verlor. Nur durch Schmidts 1:1 kurz nach der Pause konnten die harmlosen Gäste hoffen. Mann des Tages war der angeblich Abwanderungsgelüste hegende Peruaner Pizarro, dem erneut ein Doppelpack zur zweimaligen Bremer Führung gelang. Den Schlusspunkt setzte Frings. Den Sprung in die Verfolgergruppe verpasste der SC Freiburg. Der abstiegsbedrohte Hamburger SV mauerte sich im Breisgau zu einem 0:0. Die Freiburger hatten zwar die Brust frei - sie liefen nach dem Verkauf von Hauptsponsor BfG- Bank ohne Trikotwerbung auf - , aber offensichtlich nicht den Kopf. Ihnen fiel gegen die defensiven Hamburger nichts ein. Da halfen auch Trainer Finkes Appelle an höhere Mächte nicht: "Schade, dass der Fußballgott so ein Mauerspiel nicht bestraft."

Tierischen Beistand vermisst der 1. FC Köln. Maskottchen Hennes musste zum zweiten Mal wegen MKS im Stall bleiben, und die Geißböcke haben die Seuche. Wie schon beim 0:0 gegen Wolfsburg boten die Rheinländer ein misera-bles Spiel und kamen gegen Unter-haching über ein 1:1 nicht hinaus.

Wichtigstes Thema im Münchener Olympiastadion war die Zukunft von Trainer Lorant, der betonte, dass er Gespräche mit Frankfurt geführt habe, seinen Vertrag in München aber erfüllen werde, was denn auch tags darauf offizielle Diktion an der Grünwalder Straße wurde. Die tapferen Bochumer berührte dies indes nur wenig. Sie freuten sich über einen sichtlich nervösen Aufbaugegner. Der über-ragende Bastürk (37. und 49.), Reis und Schindzielorz sorgten für einen verdienten 4:2-Sieg und damit neue Hoffnung beim nach wie vor die Rote Laterne tragenden VfL. Allerdings nur noch zwei Punkte hinter dem VfB Stuttgart, der beim 1:1 im Kellerduell bei Hansa Rostock zwei Zähler verlor. In einer schwachen Partie ver-wandelte Balakov ein Elfmeterge-schenk zur VfB-Führung. Ausglei-chende Gerechtigkeit: Auch Ryd- lewicz' Ausgleich zwei Minuten vor Schluss resultierte aus einem unberechtigten Strafstoß.

Seinem Namen alle Ehre machte das Stadion der Freundschaft. Zum einen, weil sich Cottbus und Wolfs-burg in einer grottenschlechten Partie torlos trennten. Zum ande-ren kämpfte Energie-Trainer gegen das Vorurteil an, Ausländerfeind-lichkeit und Nationalismus seien in den neuen Bundesländern stär-ker ausgeprägt als im Westen. Er demonstrierte die perfekte Mul-tikulti-Gemeinschaft. Nicht ein Deutscher stand in seinem Team. 14 Spieler kamen zum Einsatz - aus neun Nationen. Ob Cottbus noch lange historische Schlagzei-len in der Bundesliga schreiben kann, ist angesichts der gezeigten Leistung eher fraglich. (rk)

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