Comteam-Verkauf: Die Zahl der Aktionäre mit Bauchschmerzen steigt

23.11.2000
Nachdem Comteam-Vorstand und -Aufsichtsrat sowie der Kaufinteressent Electronic Partner nach vorne geprescht sind und der Verkauf des Kooperationsgeschäftes an EP schon so gut wie perfekt schien, steigt die Zahl der Skeptiker unter den Comteam-Aktionären, die nichts überstürzen wollen.

Eine Woche vor der Hauptversammlung in Bremen ist die Stimmung der Comteam-Aktionäre in Bezug auf den Verkauf des Kooperationsgeschäftes (siehe ComputerPartner 39/ 00/, Seiten 8 und 12) schwer einzuschätzen. Die Zahl derjenigen, die einem Verkauf des Kooperationsgeschäftes ablehnend gegenüberstehen beziehungsweise nichts überstürzen wollen, steigt augenscheinlich. "Mich wundert, dass Vorstand und Aufsichtsrat in dieser Sache so einen Druck machen. Der Verkauf ist überhastet eingeleitet worden", ärgert sich einer der 54 Aktionäre.

Erst allmählich werden sich, so scheint es, mehr und mehr Comteam-Betriebe der vollständigen Tragweite eines solchen radikalen Schritts bewusst. Manche fühlen sich überrumpelt. Immer mehr Fragen tauchen auf, die noch nicht beantwortet sind. Zum Beispiel diese: Wenn sich die Comteam AG in Zukunft als Finanzierungs- oder Beteiligungsgesellschaft positioniert, wer führt dann diese Firma? Dass dem jetzigen Vorstand, bestehend aus Karl-Ulrich Schönemeyer und Boris Lesch, diese Schuhe passen, wird bezweifelt. "Wenn man eine Finanzierungsgesellschaft macht, dann braucht man auch die Leute, die so etwas können. Momentan sehe ich sie nicht. Und Vorstand und Aufsichtrat haben sie mir auch noch nicht gezeigt", moniert ein Aktionär.

Wem gehört wie viel?

Diskussionen gibt es innerhalb der Comteam-Aktionäre auch darüber, wie sich die Kapitalverhältnisse derzeit überhaupt darstellen. Ursprünglich hatte jeder Betrieb eine Einlage in gleicher Höhe gebracht: 17.500 Mark. Inzwischen aber vermuten einige Kapitalgeber, dass es zu Änderungen in der Aktionärsstruktur gekommen ist. Genaues wissen sie aber nicht. Von externen Beobachtern wird sogar berichtet, dass Aktionäre ihre Pakete an Außenstehende verkauft oder dies zumindest versucht haben.

Tatsache ist in jedem Fall, dass es neben Electronic Partner noch zumindest einen weiteren interessanten Bieter gibt. Um wen es dabei handelt, will niemand sagen, doch sein Angebot soll von einigen Eckdaten her attraktiver sein als das der Düsseldorfer. Marktbeobachter halten es für möglich, dass die PC-Spezialist AG in Bielefeld hinter dem ominösen Interessenten steckt. Von dort ist aber aus verständlichen Gründen (Börse!) kein Kommentar zu bekommen.

Nach ComputerPartner-Informationen steht ein Kaufpreis im niedrigen zweistelligen Millionenbereich im Raum. Rein finanziell wäre dies kein schlechter Deal für die Comteam-Aktionäre, würde dies doch eine Rendite von mehr als 1.000 Prozent auf ihr eingesetztes Kapital bedeuten.

"Es kann alles passieren"

Dennoch ist der Ausgang der Bremer Hauptversammlung am 28. November vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Stimmungslage und der sich andauernd verändernden Positionen der Aktionäre völlig offen. Für eine Beschlussfassung sind nach Angaben des Aufsichtsratschefs Jürgen Rakow 75 Prozent der Stimmen erforderlich. Jeder, der schon einmal versucht hat, einige Dutzend Unternehmer unter einen Hut zu bekommen, weiß, wie schwierig dies ist. Vor allem, wenn es ums Geld geht. So meint denn auch ein Comteam-Aktionär mit Blick auf den Ausgang des Schicksalstreffens an der Weser: "Ich habe überhaupt keine Vorstellung. Es kann alles passieren." (sic)

www.comteam.de

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