Consulting-Markt ist besonders betroffen

05.09.2002

Kaum ein Bereich des IT-Services-Marktes wurde so deutlich mit den Entlassungswellen in Verbindung gebracht wie die Beratungsbranche. Es gibt hier kaum Unternehmen, die nicht innerhalb der vergangenen zwei Jahre mindestens einmal Entlassungen im zweistelligen Prozentbereich verkünden mussten. Diese "Anpassung der Mitarbeiterzahlen an die Marktgegebenheiten" sind als Resultat der mangelhaften Auslastung der Berater zu verstehen und belegen die gedämpftere Entwicklung dieser vom Wachstum verwöhnten Branche.

Die Bedeutung der Consulting- Services nimmt vor allem aufgrund der wirtschaftlich angespannten Lage in Deutschland ab. Die Risikobereitschaft der Unternehmen hinsichtlich der Einführung neuer Technologien hat deutlich abgenommen. Dies äußert sich in erster Linie darin, dass derartige IT-Projekte einerseits auf einen späteren Zeitpunkt verschoben oder gar nicht durchgeführt werden und auf der anderen Seite umfangreiche Projekte in deutlich kleinere Projektteile zerlegt werden. Der Beratungsbedarf nimmt demzufolge mindestens im gleichen Maße ab.

Ein weiterer Aspekt ist das infolge der wirtschaftlichen Entwicklung eingebrochene Geschäft mit "Mergers & Acquisitions". Insbesondere bei Unternehmenszusammenschlüssen waren Beratungsunternehmen gefragt, um beispielsweise im IT-Bereich Synergieeffekte zu erzielen.

Die Hintergründe sind nicht nur auf die wirtschaftlich angespannte Lage zu reduzieren. Die Beratungsbranche ist zur Zeit auch sehr mit sich selbst beschäftigt. Insbesondere die Abspaltung der Beratungssparten der führenden Wirtschaftsprüfungsgesellschaften ist ausgiebig diskutiert worden. Das aktuellste Beispiel ist PWC Consulting: Vorbehaltlich der Zustimmung der örtlichen PWC-Unternehmen und der Genehmigung der Aufsichtsbehörden wird PWC Consulting an IBM verkauft. Der ursprünglich mit dem Namen Monday geplante Börsengang wird nicht stattfinden. Derartige Beispiele lassen sich für zahlreiche Beratungsunternehmen anführen. Natürlich "bestätigen Ausnahmen die Regel".

Außerdem hat auch der Ruf der gesamten Branche nicht zuletzt durch die Börsenskandale der jüngsten Vergangenheit eingebüßt. Zudem haben zahlreiche IT-Projekte nicht zum gewünschten Ergebnis geführt. In Einzelfällen kann dies durchaus an der mangelnden fachlichen Kompetenz der Berater gelegen haben. Wahrscheinlicher ist allerdings ein zu hoher Anspruch der Anwender. Diese Erwartungshaltung hinsichtlich der Projektziele auf einen realistischen Weg zu bringen sollte aber eigentlich ein Kodex der Beratungsbranche sein.

Martin Haas, Analyst bei IDC, führte die Studie "Der deutsche Markt für IT-Services in Deutschland, 2001-2006", durch.

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