COS AG: Konzernchef Früh zeigt IBM- und Compaq-PCs rote Karte

07.03.2002
Knapp ein Jahr nach der Übernahme des Schweizer Distributors Alltron räumt COS-Chef Kurt Früh im Unternehmen auf: Der PC-Vertrieb wurde mit sofortiger Wirkung gestoppt, 50 Mitarbeiter müssen gehen. Mit ComputerPartner sprach Früh über die Hintergründe.

Die COS Computer Systems AG zeigt Compaq- und IBM-PCs in der Schweiz die rote Karte: Der Verkauf wurde eingestellt, die Lager bei der Schweizer Distributionstochter COS Distribution AG (Ex-Alltron) in Mägenwil sind bereits geräumt, knapp 50 Mitarbeiter werden entlassen. "Wir haben einen Zopf abgeschnitten, der nicht in unsere strategische Ausrichtung passt", so Kurt Früh, CEO der COS-Gruppe.

PC-Geschäft war ein Fass ohne Boden

Nach der Übernahme des Distributors Alltron habe sich das dazugehörige PC-Geschäft als Fass ohne Boden entpuppt: "Es gab Lagerbewertungsprobleme, riesige Überbestände. Es ging um etwa 15 Millionen Schweizer Franken, die wir als Verlust verbuchen mussten", erzählt Früh. Zudem habe man massive Personalprobleme gehabt: "Nach der Übernahme hatten wir eine hohe Fluktuation, vor allem die Mitarbeiter mit langjährigem Know-how gingen uns verloren", so der COS-Chef. "Deshalb wurden weiterhin unkontrolliert Waren bestellt, die wir wieder abschreiben mussten." Ursprünglich habe man abwarten wollen, wie sich der Bereich entwickelt: "Doch die Situation hat uns wirklich schockiert. Wir mussten die Verlustquelle stoppen und haben erkannt, dass dies nur mit einem rigorosen Schnitt geht: Wir mussten aufhören, PCs zu vertreiben." Künftig werde man sich getreu der neuen Konzernstrategie vor allem auf Peripheriegeräte und Hardwarekomponenten konzentrieren.

Sowohl IBM als auch Compaq hätten ruhig reagiert. "Vor allem zu Compaq haben wir eine enge Beziehung, waren als Systemintegrator ein sehr guter Kunde", erzählt Früh. "Im Grunde genommen sehen es die Hersteller aber auch gar nicht so gerne, wenn man gleichzeitig als Systemintegrator und Distributor auftritt." Und: "Vielleicht wird sich das Thema PCs bei Compaq nach dem Merger mit Hewlett-Packard von selbst erledigen."

Die Entlassung der 45 bis 50 Mitarbeiter sei leider unumgänglich. Betroffen sind vor allem Betreuer der beiden Hersteller, aber auch Buchhaltungs- und Lagerkräfte. Durch die Aufgabe des PC-Geschäfts würden bei der Distributionstochter fast 50 Prozent des Umsatzes wegfallen.

Früh sagt Belegschaft Unterstützung zu

Der COS-Konzern-Umsatz stieg 2001 im Vergleich zum Vorjahr um fast 42 Prozent auf 1,274 Milliarden Franken, die Schweizer Distributionstochter steuerte etwa 340 Millionen Franken bei. In diesem Jahr, so die Einschätzung von Früh, werden es hier nur noch 150 Millionen Franken sein: "Künftig können wir darum eben nur noch 80 statt 130 Mitarbeiter bezahlen", so Früh. Die Belegschaft sei frühzeitig informiert worden.

Die COS-Gruppe wolle die Folgen des Stellenabbaus nach Kräften mildern, verspricht Früh. "Sollte es zu Härtefällen kommen, werden wir die Mitarbeiter selbstverständlich unterstützen", so der Manager. Er zeigt sich aber zuversichtlich, dass die Betroffenen noch vor Ablauf der Kündigungszeit neue Stellen finden werden: "In der Schweiz tendiert die Arbeitslosenquote gegen null, die Leute sind hier gefragt. Es haben sich auch bereits Firmen gemeldet, die einige der betroffenen Mitarbeiter übernehmen wollen."

Auswirkungen auf das neue Geschäftsjahr oder andere Gesellschaften der AG habe die Situation in der Schweiz aber nicht: "Die Abschreibungen wurden alle bereits im vergangenen Jahr verbucht." Außerdem könne man den Verlust dank hoher Liquidität und einer "gesunden Eigenkapitalbasis" in Höhe von 90 Millionen Schweizer Franken verkraften, "ohne den Ausbau der Marktposition zu gefährden", so Früh.

www.cosag.ch

ComputerPartner-Meinung:

Ein harter Schritt für COS: Fast 50 Prozent des Umsatzes über Bord zu werfen - das kommt nicht alle Tage vor. Aber Umsatz ohne Profit ist nichts wert, insofern ist die Entscheidung nachvollziehbar. Negative Konsequenzen auf das Marktgeschehen sind nicht zu erwarten. (mf)

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