COS: Warum Früh an Apelt abgibt und Becker kommt

27.03.2003
Die Meldung kam vergangene Woche überraschend: Kurt Früh tritt als CEO der Schweizer COS-Gruppe im Sommer ab und reicht den Führungsstab an Roland Apelt weiter. Ex-Peacock-Chef Peter Becker wird ab April Apelts Job als Leiter des Geschäftsbereichs Distribution bei den Alpenländlern übernehmen.

Die Schweizer reagierten sensibel auf den Wechsel in der COS-Spitze. So titelte die Händlerzeitschrift "IT Reseller Daily News" am 19 März auf ihrer OnlineSeite: "Früh geht - COS wird 'deutsch'".

Sieben Jahre leitete Kurt Früh die Geschicke der COS-Gruppe: Er war in einer Doppelfunktion - als CEO und als Verwaltungsratspräsident (VR-Präsident) - für das Unternehmen tätig. "Beide Positionen auf einen Manager zu vereinen ist in Zeiten eines tief greifenden Turnaround sehr gut. Aber es ist auch eine hohe Arbeitsbe-lastung", erklärte Früh gegenüber ComputerPartner.

Am 1. Juli räumt er seinen CEO-Sessel für Roland Apelt, der seit eineinhalb Jahren für COS als Distributionschef zwischen München und Zürich pendelt. "Die Entscheidung ist bereits seit längerem in der Vorbereitung. Nachdem wir unsere Reorganisation abgeschlossen haben und mit stabilen Strukturen arbeiten, macht es Sinn, die Positionen des Verwaltungspräsidenten und des CEO auch personell zu trennen", begründet Früh die Entscheidung. Seinen diesjährigen Cebit-Besuch hatte Früh aufgrund der personellen Veränderungen im Unternehmen dennoch kurzfristig abgesagt.

Die Funktion des Schweizer VR-Präsidenten entspricht in etwa dem des deutschen Aufsichtsratsvorsitzenden. Allerdings liege beim Schweizer Pendant die Verantwortung für "strategische Ausrichtung und Finanz-Controlling", wie Früh betont. Und er sehe sich durchaus als "aktiven VR-Präsidenten".

Der neue CEO in spe Apelt nennt als seine wichtigsten Aufgaben: "mehr Synergien zwischen den drei Divisionen schaffen, und die Handelsprozesse zwischen Bereichen wie Distribution, Finanzierung und Highend-Abteilung weiter vorantreiben". Auch Apelt betont, dass es bei einem Schweizer Unternehmen keine Schnellschüsse gebe: "Eine übereilte Entscheidung für einen Führungswechsel wäre einfach untypisch", so der Manager im Gespräch mit ComputerPartner.

Als seinen eigenen Nachfolger, Leiter für den Geschäftsbereich Distribution der COS-Gruppe, hat Apelt Ex-Peacock-Geschäftsführer Peter Becker an Bord geholt. "Ich schätze seine fachliche Kompetenz und seine Leistungen", begründet Apelt die Neubesetzung.

Becker tritt seinen neuen Job bei den Eidgenossen am 14. April an. Ähnlich wie Apelt vor ihm, wird auch er pendeln: zwischen Paderborn und Zürich. Der Ex-Peacock-Mann soll in erster Linie die SAP-Einführung im deutschsprachigen Raum betreuen. Im Sommer startet Österreich als erste Länderniederlassung den so genannten "Roll-out". Becker weiß, was auf ihn zukommt: Am 1. März 2002 stellte Peacock - mit massiven Problemen im Anschluss - auf SAP um.

Früh dürfte die kommenden Taten seiner beiden Manager aufmerksam beobachten. Nicht nur als Präsident des Verwaltungsrats, sondern auch aus Eigeninteresse: Der Manager hat in den vergangenen Tagen seinen Anteil am Aktienkapital der COS-Gruppe auf über zehn Prozent aufgestockt und ist damit der größte Einzel-aktionär des Unternehmens.

www.cos.ch

ComputerPartner-Meinung

Der Wechsel an der COS-Spitze kommt für Außenstehende überraschend. Für den branchenerfahrenen Apelt ist die Beförderung eine Auszeichnung und eine Gelegenheit, die Position des Unternehmens im Wettbewerb auszubauen. Mit der Verpflichtung Beckers holte sich COS einen Distributionsprofi an Bord, der in der Branche einen guten Ruf genießt. Vor allem in das Herkules-Projekt SAP-Einführung kann der Ex-Peacock-Geschäftsführer seine Erfahrungen einbringen. (ch)

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