COS: "Wir wollen der führende Komponenten-Distributor werden"

19.04.2001
Die COS Computer Systems AG will in diesem Jahr durch Zukäufe wachsen. Unter anderem sind die Karma-Niederlassungen in Großbritannien und Portugal im Gespräch. An Karma Deutschland hat man entgegen ersten Meldungen jedoch kein Interesse.

Die COS Computer Systems AG, seit 1998 Muttergesellschaft des hessischen Distributors P&T Computer GmbH befindet sich auf Wachstumskurs: Gerade wurde in der Schweiz die Alltron AG übernommen, zuvor hat sich COS alle Mitarbeiter sowie sämtliche Kunden- und Lieferantenkontakte der Schweizer Karma Components GmbH gesichert. Wie Kurt Früh, CEO der COS-Gruppe, gegenüber ComputerPartner bestätigt, werden bereits Gespräche über weitere Akquisitionen geführt. "Unsere Strategie zielt darauf ab, der führende Peripherie- und Komponenten-Distributor zu werden. Deswegen gehen wir jetzt auch über den deutschsprachigen Raum hinaus."

So will man als nächstes die Geschäftsaktivitäten der britischen Karma International Ltd. übernehmen. Dabei will man ähnlich wie in der Schweiz vorgehen: die Niederlassung selbst nicht kaufen, sondern nur Mitarbeiter und Kontakte an Bord nehmen. Weitere Verhandlungen werden außerdem mit der portugiesischen Carré & Ribeiro Informatica Lda. - vormals Karma Iberia - geführt.

Kein Kontakt zu Karma Deutschland

Entgegen ersten Meldungen hatte und hat man jedoch keine Absicht, die krisengebeutelte deutsche Niederlassung der Distributorengruppe zu übernehmen, erklärt Früh. "Wir haben kein Interesse an Karma Deutschland und es besteht auch keinerlei Kontakt dorthin." Interessiert sei man derzeit vor allem an Firmen in England, Spanien und Portugal. "Unsere Strategie ist, nicht in Ländern zu kaufen, in denen wir schon sind", erklärt der Firmenchef. "Wir wollen bei uns keine Unruhe rein bringen." Und dass bei Karma Deutschland der Staatsanwalt noch immer den Daumen draufhat, scheint dem Schweizer Unternehmer ebenfalls ein wenig suspekt - auch wenn er sich lieber nicht direkt dazu äußert.

Gerne spricht Kurt Früh hingegen über die Entwicklung der deutschen Tochter: Der Umsatz von P&T sei in den vergangenen drei Jahren von etwa 200 auf über 800 Millionen Mark gestiegen, dieses Jahr will man 950 Millionen erreichen und liege aktuell voll im Plan, erklärt Früh zufrieden: "Wir haben hier eine hervorragend funktionierende Organisation, wozu sollten wir da Karma brauchen? Man käme sich doch nur in die Quere."

Das sich Altron und COS in der Schweiz in die Quere kommen könnten, glaubt Früh nicht. Dies sei die berühmte Ausnahme von der Regel, man habe sich sehr gut gekannt, schon immer engen Kontakt gepflegt, insofern sei die Integration unproblematisch.

Ab 1. September heißen alle COS

Auch bei finanziellen Fragen sind Probleme derzeit nicht in Sicht. Das man sich bei den zahlreichen Akquisitionen übernehmen könnte, weist Kurt Früh weit von sich. "Wahrscheinlich sind wir das einzige Unternehmen, das bis Ende 2000 noch kein Fremdkapital gebraucht hat." Allerdings habe man zwar viel Eigenkapital, aber nicht soviel Gewinn vorzuweisen, das Verhältnis sei unausgeglichen, so Früh: "Deswegen kaufen wir jetzt ertragreiche Firmen."

Ab 1. September werden die Töchter - eingeschlossen P&T - auch namentlich unter COS firmieren. Früh rechnet nicht damit, dass die Namensänderung die Kunden verwirren wird oder zu einem Image-Verlust führen könnte. Im Gegenteil: "Wenn Sie einem eingeführten Produkt einen neuen Namen geben, haben Sie sicher ein großes Problem, bei einer eingeführten Firma nicht unbedingt. Wir haben das Vorhaben bei den P&T-Kunden schon seit zwei Jahren kommuniziert. Da wird es keine Überraschung geben. Wahrscheinlich werden wir neue Kunden gewinnen, die uns bisher nicht kannten und nun denken: Da ist ein neuer Großer, das ist interessant."

Eine Neuverteilung der Kompetenzen und Zuständigkeiten im Unternehmen wird es hingegen nicht geben, erklärt Früh. Es gehöre zur Unternehmensphilosophie von COS, die Kompetenzen an die Zuständigen vor Ort zu delegieren. Nur auf die Finanzen habe man ein scharfes Auge, gibt Früh zu. "Außerdem haben wir ein Executive Management Team - bestehend aus den einzelnen Geschäftsführern - gegründet. Gemeinsam werden wir dann Entscheidungen über Strategien und Sortimentauswahl treffen. Ansonsten werden die einzelnen Ländergesellschaften weiterhin absolut autonom agieren."

www.cos.ch

ComputerPartner-Meinung:

So stellt man sich doch das typische Schweizer Unternehmen vor: Die Finanzen fest im Griff haben und ansonsten die totale Gelassenheit demonstrieren. P&T konnte jedenfalls nichts Besseres passieren: Mit COS haben sie wohl derzeit einen starken Background bekommen, aber gleichzeitig ihre Entscheidungsfreiheit behalten. (mf)

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