Creative will nach schwierigem Jahr wieder an alte Erfolge anknüpfen

16.08.1996
UNTERFÖHRING: Das Jahr 1995/96 wollen der Hersteller von Multimedia-Produkten, Creative Technology und seine Tochter Creative Labs, so schnell wie möglich vergessen. Ein verunglückter Ausflug in die Produktion von CD-ROM-Laufwerken kostete das Unternehmen viel Geld. Mit einer Offensive im Grafikkarten-Markt will Creative diese Scharte jetzt wieder wettmachen.Michael M. Sullivan, Vice-President Creative Technology und General Manager Creative Labs Europe, versucht erst gar nicht, die Situation schön zu reden. "Das erste Halbjahr war sicherlich schwierig. Weitaus mehr Sorgen als die Umsatzsteigerung von lediglich fünf bis sechs Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum belasteten uns der Lagerwertausgleich bei unseren Distributoren", sagt er. Damit bezieht sich Sullivan vor allem auf den verunglückten Ausflug in die Fertigung von CD-ROM-Laufwerken. Als Konsequenz aus dem rapiden Preisverfall stellt Creative die Produktion per Ende September dieses Jahres ein und wird die Produkte zukünftig bei Samsung einkaufen.

UNTERFÖHRING: Das Jahr 1995/96 wollen der Hersteller von Multimedia-Produkten, Creative Technology und seine Tochter Creative Labs, so schnell wie möglich vergessen. Ein verunglückter Ausflug in die Produktion von CD-ROM-Laufwerken kostete das Unternehmen viel Geld. Mit einer Offensive im Grafikkarten-Markt will Creative diese Scharte jetzt wieder wettmachen.Michael M. Sullivan, Vice-President Creative Technology und General Manager Creative Labs Europe, versucht erst gar nicht, die Situation schön zu reden. "Das erste Halbjahr war sicherlich schwierig. Weitaus mehr Sorgen als die Umsatzsteigerung von lediglich fünf bis sechs Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum belasteten uns der Lagerwertausgleich bei unseren Distributoren", sagt er. Damit bezieht sich Sullivan vor allem auf den verunglückten Ausflug in die Fertigung von CD-ROM-Laufwerken. Als Konsequenz aus dem rapiden Preisverfall stellt Creative die Produktion per Ende September dieses Jahres ein und wird die Produkte zukünftig bei Samsung einkaufen.

Das Abenteuer CD-ROM-Drives bescherte der Creative Technologies (der Muttergesellschaft der Creative Labs) im Geschäftsjahr 1995/96 (30.06.) einen erheblichen Verlust. Allein im vierten Quartal mußte Creative eine einmalige Abschreibung von zehn Millionen Dollar vornehmen. Dazu kommen weitere 20 Millionen Dollar an Wertberichtigungen. Daß Creative bereits im dritten Quartal einen Verlust von 33,1 Millionen Dollar ausweisen mußte, kommt verschärfend hinzu. Mit anderen Worten: Kostenmanagement ist angesagt.

Ein Opfer dieser Einsparmaßnahmen, so war vor kurzem zu hören, sollte die deutsche Creative Labs GmbH in Unterföhring sein. Es gab sogar Gerüchte über eine Schließung dieser Außenstelle.

Diese Meldungen sind, versichert Sullivan gegenüber ComputerPartner, dummes Zeug. "Deutschland ist für uns der zweitgrößte Markt weltweit. Dementsprechend wichtig ist für uns die GmbH. Außerdem arbeitet sie profitabel", versichert der Creative-Manager. Die 15 Mitarbeiter in Unterföhring erzielten im Geschäftsjahr 194/95 nach eigenen Angaben einen Umsatz von 150 Millionen Mark. Dennoch:

Daß auch bei der deutschen Creative-Dependance nicht alles rund läuft, zeigt der Abgang von gleich zwei Top-Managern innerhalb von wenigen Wochen. Im September, spätestens Oktober soll das Führungsvakuum in Unterföhring allerdings wieder beendet sein; dann soll ein neuer Regional Sales Manager mit Geschäftsführerfunktion an Bord sein. Zudem sucht Creative einen Sales Manager für Osteuropa.

Gleichwohl gibt es auch in Unterföhring Kostendämpfungsmaßnahmen. Dazu gehören vor allem die teilweise Zentralisierung des Marketings sowie die Verlagerung der Auftragsabwicklung in das EOTC (European Operation and Technical Center) im irischen Dublin.

Viel lieber als über die Probleme der Vergangenheit spricht Sullivan verständlicherweise über die Zukunft. Vor allem vom Einstieg in den Grafikmarkt verspricht er sich einiges. "Dieses Marktsegment wird erheblich an Bedeutung gewinnen", meint Sullivan. Insbesondere ruhen seine Hoffnungen darauf, daß bereits im diesjährigen Weihnachtsgeschäft eine Anzahl von 3D-Spielen auf den Markt kommen werde. Das wird, so die Hoffnungen von Creative, den Absatz der entsprechenden Grafikkarten (sie sollen ab Oktober erhältlich sein) kräftig stimulieren.

Bereits im ersten Jahr will Creative zu einem der drei bis vier größten Anbieter avancieren. Die etablierten Grafikkarten-Hersteller verfolgen die Aktivitäten und Ambitionen ihres neuen Mitbewerbers mit großer Aufmerksamkeit. "Wir nehmen das Thema Creative sehr ernst", erklärt Günther Maaß, Produktmanager bei der Miro Computer Products AG in Braunschweig.

Doch auch mit den angestammten Produkten sieht Creative noch erhebliche Wachstumspotentiale.

Während noch im letzten Jahr Soundkarten in erster Linie für Fun- und Entertainment-Anwendungen eingesetzt wurden, haben heute immer mehr Software-Programme auch für den gewerblichen Einsatz Soundelemente integriert (zum Beispiel Powerpoint). Auch das Internet wird den Soundkarten-Absatz nach Ansicht von Sullivan kräftig vorantreiben. Denn auch hier, glaubt er, wird Sound eine immer wichtigere Rolle spielen.

Auch im Videoconferencing-Markt sieht Sullivan noch eine Perspektive. Zum einen glaubt er, daß ein einheitlicher Standard die Verunsicherung und Verärgerung der Anwender ersticken wird. Zum anderen sagt er eine kräftige Preiserosion voraus. Von jetzt etwa 1.500 Dollar für ein System soll der Preis schon bald auf nur noch 500 Dollar fallen.

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