Creditreform: Deutscher Mittelstand ist wieder etwas optimistischer

23.10.2003
Für viele ist der Wirtschaftsinformationsdienst Creditreform eher als Überbringer schlechter Nachrichten - wie etwa des beklemmenden Anstiegs von Insolvenzen - bekannt. Aber das ist nicht immer so. Aktuell berichtet Creditreform vielmehr, dass der deutsche Mittelstand seine Situation wieder optimistischer beurteilt als noch vor einem Jahr. Von ComputerPartner-Redakteurin Ulrike Goreßen

Die Geschäftslage sowie die Umsatzentwicklungen und -erwartungen bei den deutschen kleinen und mittelgroßen Betrieben zog laut dem aktuellen Bericht des Wirtschaftsinformationsdienstes Creditreform (www.creditreform.de) wieder etwas an. Dennoch kann man noch lange nicht von einem Aufschwung sprechen. So registrierte in den vergangenen sechs Monaten gut ein Viertel der Befragten mittelständischen Unter-nehmen gestiegene Umsätze, mehr als 40 Prozent verzeichneten eine stabile Umsatzentwicklung. Doch das ist nur eine Seite der Medaille: Bei mehr als einem Drittel (36 Prozent) sind die Umsätze gesunken. Das ist schlecht, aber immerhin besser als im Herbst 2002. Da lag deren Anteil sogar noch bei 42,9 Prozent.

Personal halten, aber kaum neu einstellen

Es ist eine bekannte Tatsache, dass die Lage am deutschen Arbeitsmarkt seit längerem sehr trübe ist. Auch Mittelständler mussten Arbeitsplätze abbauen, aber der überwiegende Teil mit 56,2 Prozent hielt an seinem Personalstand unverändert fest. Und 17,1 Prozent stellten sogar neue Arbeitnehmer ein. Im Herbst 2002 waren es nur 16,3 Prozent. Für die kommenden sechs Monate plant der überwiegende Teil der Mittelständler (69,1 Prozent), den Personalbestand zumindest unverändert zu lassen. Im vergangenen Jahr konnten das nur 65,7 Prozent von sich behaupten.

Auch die Ertragslage im deutschen Mittelstand bleibt angespannt. Nur ganz leichte Verbesserungstendenzen konnte Creditreform ausmachen. Ge-rade einmal 18,9 Prozent der Befragten rechnen mit steigenden Erträgen in den kommenden Monaten. Der größte Anteil (40,6 Prozent) rechnet jedoch mit Rückgängen. Fast ebenso viele erwarten stabile Erträge. Das ist wohl auch einer der Hauptgründe für eine weiterhin niedrige Investitionsbereitschaft. Nur jeder dritte Unternehmer ist bereit, im kommenden Halbjahr Investitionen zu tätigen (34,4 Prozent). Aber immerhin hat sich dieser Anteil gegenüber dem Vorjahr (25,8 Prozent) deutlich erhöht.

Ebenfalls unbefriedigend bleibt die Ausstattung der Mittelständler mit Eigenkapital. Gerade einmal 18,3 Prozent der Befragten verfügen über einen ausreichend hohen Eigenkapitalanteil im Verhältnis zur Bilanzsumme von über 30 Prozent (Vorjahr: 16,6 Prozent). Fast 36 Prozent, und somit der überwiegende Anteil, halten eine Eigenkapitalquote von unter zehn Prozent. Einziger Lichtblick: Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 41,2 Prozent. Knapp zwei Drittel der mittelständischen Unter-nehmen verfügen über weniger als 20 Prozent Eigenkapital.

Bürokratie ist der Sand im Getriebe des Mittelstands

Nicht allein die immer noch eher niedrige Zahlungsmoral der meisten Kunden oder die schleppende Konjunktur macht den mittelständischen Unternehmen weiterhin das (Über-)Leben schwer. Auch die politischen Rahmenbedingungen üben massiven Druck aus. Neben der Steuerreform fühlt sich die Mehrzahl der Unternehmer (89,3 Prozent) durch zu viel Bürokratie negativ beeinflusst. An erster Stelle der Anti-Liste steht das Steuerrecht (83,2 Prozent), dicht gefolgt vom Arbeits- und Sozialrecht (78,9 Prozent).

Meinung der Redakteurin

Auch wenn die mittelständischen Unternehmen die aktuelle konjunkturelle Lage besser als vor einem Jahr beurteilen und ihre Erwartungen für den Winter ebenfalls optimistischer sind, kann man noch lange nicht von einem Aufschwung sprechen. Denn die Firmen halten sich bei der Schaffung von Arbeitsplätzen genauso zurück wie bei Neuinvestitionen. Aber Letztere werden dringend für einen Aufwärtstrend benötigt.

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