Creditreform prognostiziert mehr Konkurse

10.01.1998

NEUSS: Fast gleichzeitig veröffentlichten der DIHT, die Deutsche Ausgleichsbank und der Verband der Vereine Creditreform ihre Zahlen über Unternehmensneugründungen in Deutschland. Die Ergebnisse zum Stand der Pleiten sind bitter. Der Optimismus der Möchtegern-Unternehmer bleibt jedoch ungebrochen.Die aktuelle Prognose des Verbandes der Vereine Creditreform in Neuss nach der Halbjahresbilanz beispielsweise ließ Schlimmes erwarten. Bis Ende 1998 werden hierzulande voraussichtlich 34.500 Unternehmen Konkurs anmelden oder haben es zum Teil schon getan. Das übertrifft erheblich die von den Neussern ursprünglich befürchtete Insolvenzenzahl von "voraussichtlich knapp unter 30.000 Betrieben in Deutschland" (siehe auch ComputerPartner Nr. 9/98, Seite 90). Der Süddeutschen Zeitung vom 4. Juni zufolge ist für Helmut Rödl, den Hauptgeschäftsführer von Creditreform, der Rückgang der Insolvenzschäden bei privaten Gläubigern und der Öffentlichen Hand auf 35 Milliarden Mark (Vorjahr: 35,5 Milliarden Mark) ein Indiz dafür, daß die Pleitewelle immer häufiger kleine Betriebe erfasse. Über alle Branchen verteilt, schlage der Pleitegeier mit Vorliebe bei jungen Unternehmen zu, ganz besonders gerne bei Bau- und Handelsbetrieben.

Ähnliche Hiobsbotschaften verkünden auch der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHT) sowie die Deutsche Ausgleichsbank (DtA), die Gründungs- und Mittelstandsbank des Bundes. DIHT-Geschäftsführer Franz Schoser gab bekannt, daß derzeit rund die Hälfte aller Existenzgründungen in Deutschland innerhalb der ersten fünf Jahre scheiterten. Die Gründe: zum einen die hohen finanziellen Belastungen, die die meisten Unternehmer zwingen, ihre gerade erst geöffneten Tore wieder zu schließen, zum anderen massive Fehleinschätzungen des Marktes. Ganz besonders das Marketing, so bemängelt Schoser, sei mangelhaft oder schlichtweg nicht vorhanden. Laut Creditreform-Chef Rödl werde es im nächsten Jahr sogar "mit Sicherheit zu einem weiteren Anschwellen der Insolvenzzahlen kommen".

Doch ungeachtet der entmutigenden Zahlen sind in den ersten fünf Monaten dieses Jahres bei der DtA rund 29.000 Förderanträge eingegangen - über acht Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Vielleicht, weil sich herumgesprochen hat, daß nach Angaben von DtA-Vorstandssprecher Eckart von Reden nur neun Prozent der Möchtegern-Unternehmer, die das Bonner Eigenkapitalbeihilfeprogramm nutzten, in den ersten fünf Jahren aufgeben müßten. Mit Hilfe dieses Programms, so wirbt von Reden, lasse sich die oft existenzbedrohend hohe Fremdmittelfinanzierung bei der Unternehmensneugründung eindämmen.

Keine Hoffnung macht Creditreform-Geschäftsführer Rödl allerdings denjenigen, die auf die 1999 in Kraft tretende Insolvenzordnung hoffen. Denn laut Rödl würden damit die Gläubiger in ihrer Rechtsposition zukünftig schlechter gestellt und deshalb Kredit- und Lieferentscheidungen mit noch größerer Vorsicht als bislang treffen. (du)

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