Mobile Anwendungen

CRM- und ERP-Software muss sich dem Smartphone öffnen

15.06.2009
Von Frank Niemann

Neue ERP-Nutzer durch Mobilität

Die Softwarehersteller reagieren mit ihren Entwicklungen einerseits auf den Bedarf ihrer Kunden. Andererseits hoffen sie, über die mobilen Anwendungen neue Nutzer für ihre Programme zu finden. Laut einer Studie des Marktforschungs- und Beratungshauses AMR Research haben nur rund 15 Prozent der Mitarbeiter eines Unternehmens direkten Zugriff auf ERP-Applikationen. Die restlichen 85 Prozent nutzen demnach ERP-Daten allenfalls mittelbar in ausgedruckter Form oder per E-Mail. Die mobilen Funktionen könnten mehr Anwender im Unternehmen direkt an die Applikationen anbinden. Hierzu benötigen die Firmen in der Regel zusätzliche Client-Lizenzen für die jeweilige Applikation.

Welche mobilen Zugriffsmethoden wünschen sich Firmen?

Beim mobilen Anwendungszugriff haben Unternehmen die Wahl zwischen reinen Web-Oberflächen, nativen Clients ((Windows Mobile, iPhone, Blackberry und Symbian) sowie Java- beziehungsweise .NET-Clients (siehe Kasten "Welche Software läuft auf dem Smartphone?"). Nach Angaben von Sybase, Spezialist für mobile Middleware, wünschen Anwenderfirmen sich vor allem deshalb unbedingt native Clients im Offline-Modus, weil die nativen Applikationen gut gerüstet sind, große Datenmengen zu verarbeiten. Doch in nahezu allen mobilen Projekten wollten Unternehmen die Offline-Fähigkeiten der nativen Clients mit Online-Zugriffen im Hintergrund kombinieren. Dies erläutert Sybase an folgendem Beispiel: Ein Anwender synchronisiert die Stammdaten seiner Kunden auf eine mobile Datenbank. Während er eine Bestellung über eine mobile .NET- oder Java-Applikation für einen Kunden erfasst, möchte er den aktuellen Lagerbestand des Artikels erfahren. Hier wird nun eine direkte Anfrage im Hintergrund ausgeführt. Auf diese Weise, so Sybase, wird die native Applikation mit ihren Offline-Stärken um Online-Prozesse erweitert. "Zukünftig erwarten wir, dass zusehends auch Web-2.0-Technik umgesetzt wird, um die fehlertolerante, immer verfügbare Applikation zu ermöglichen", sagt der IT-Anbieter voraus.

Welche Software läuft auf dem Smartphone?

Was auf den mobilen Geräten an Software vorhanden sein muss, hängt stark vom Einsatzzweck ab.

Reines Web-Interface

  • Ist der Nutzer sowieso immer am Netz und geht es in erster Linie darum, Informationen abzurufen, genügt ein lokaler Web-Browser auf dem Smartphone. Über diesen greift der Nutzer auf die Web-Schnittstelle der jeweiligen Anwendungssoftware zu oder meldet sich an einem Firmenportal an, welches die entsprechenden Applikationsfunktionen bereithält.

  • Manche Firmen bevorzugen reine Browser-Interfaces, da dabei keine Daten lokal gespeichert werden.

  • Durch populäre Endgeräte mit integriertem Browser und durch Internet-Flatrates steigt derzeit die Nachfrage nach solchen Funktionen. Ein weiterer Vorteil: Die Browser-Lösung ist im Gegensatz zu mobiler Client-Software nicht an ein Device gebunden. Somit ist es leichter, den Gerätetyp zu wechseln beziehungsweise verschiedene Smartphones an eine Applikation anzubinden.

Online-/Offline-Betrieb, lokale Datenbank

  • Falls der Nutzer nicht immer über eine Internet-Verbindung verfügt, benötigt er Daten und Funktionen lokal am Gerät. Dies setzt Mini-Datenbanken voraus, die für diesen Zweck entwickelt wurden. Zusätzlich muss dann eine Synchronisation der Informationen im Backend gewährleistet sein.

  • Der Datenabgleich kann direkt über die Datenbank der Geschäftsanwendung erfolgen. Aus Sicherheitsgründen greifen manche Firmen jedoch auf einen Import und Export von Dateien zurück.

  • Apropos Sicherheit: Sobald Informationen auf dem Gerät lagern, besteht bei einem Diebstahl die Gefahr, dass sie in falsche Hände geraten. Lokal gespeicherte Geschäftsdaten sollten unbedingt verschlüsselt werden. Zudem gibt es Funktionen, mit denen sich Datenbestände aus der Ferne löschen lassen.

  • Insbesondere Nutzer, die beispielsweise einige hundert Kundendatensätze oder Artikel auf dem mobilen Gerät benötigen und an Workflow-gestützten Abläufen teilnehmen sollen, kommen in der Regeln um eine lokale Datenbank beziehungsweise Client-Software nicht herum.

Nativer Client

  • Für Endgeräte wie den Blackberry, das iPhone sowie Windows-Mobile-Systeme lassen sich Anwendungen entwickeln, die die Funktionen der lokalen Softwareumgebung nutzen.

  • Der native Client kann auch alle Gerätefunktionen verwenden. Auf dem Blackberry steht beispielsweise der für die E-Mail-Zustellung gebräuchliche Push-Mechanismus auch für den Transport von Geschäftsinformationen zur Verfügung.

Java- oder .NET-Client

  • Manche mobilen Devices können in Java oder für die .NET-Plattform geschriebene Anwendungen betreiben.

  • Die mobile Anwendung läuft somit nicht direkt auf dem Betriebssystem, sondern auf der jeweiligen Java- oder .NET-Laufzeitumgebung, von denen es mobile Varianten gibt.

Geräte-Management und Support

  • Wenn nur wenige Mitarbeiter eine Applikation mobil nutzen, kann die Geräteverwaltung manuell erfolgen. Sind es viele Nutzer sowie unterschiedliche Smartphones oder PDAs, dann sind spezielle Verwaltungswerkzeuge angebracht, mit denen sich Client-Software und Patches verteilen sowie Einstellungen und Profile konfigurieren lassen.

  • Auch mobile Anwender benötigen Unterstützung. Manche mobilen Lösungen bieten zusätzlich eine Helpdesk-Funktion, die es dem Support gestattet, über eine Netzverbindung remote auf einzelne Geräte zuzugreifen.

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