Dabei sein war alles - mit kleineren Ständen

24.10.2002
Anbieter von Content-Management-Lösungen hielten der Systems weit gehend die Stange. Lediglich Vignette und Interwoven fehlten in München. Dafür kamen diesmal einige kleinere Softwarehersteller in die bayerische Landeshauptstadt.

Von der derzeitigen Investitionsflaute im IT-Bereich sind selbstverständlich auch Hersteller von Content-Management-Systemen betroffen. So fielen dieses Jahr ihre Stände auf der Systems wesentlich kleiner aus als im Vorjahr, viele verzichteten gar ganz auf eine eigene Präsenz und schlüpften bei Partnern unter.

So verfuhr auch die Gauss Interprise AG, die am IBM-Stand vertreten war. Laut Axel Amthor, Senior-Manager Professional Services, er- zielt Gauss derzeit etwa 50 bis 60 Prozent des Umsatzes im indirekten Vertriebskanal. "In Europa haben wir momentan etwa 70 Partner unter Vertrag", so Amthor. Hinzu kommen noch globale Partnerschaften mit Softwareherstellern wie eben IBM oder auch Oracle, HP und Sun Microsystems.

Gauss hofft auch auf kleinere Partner

"Nicht nur die großen Systemintegratoren helfen uns, ContentManagement-Systeme bei unseren Kunden zu installieren, wir kooperieren auch mit kleineren Unternehmen, die nur 10 bis 15 Mitarbeiter beschäftigen", skizzierte Amthor Gauss derzeitige Partnerlandschaft.

Pünktlich zur Systems gab nun der Hersteller die Version 8.1 von "VIP Enterprise" frei. Völlig neu entwickelt haben die Softwerker ihren Client. Autoren benötigen nun lediglich einen handelsüblichen Webbrowser, um neue Inhalte einzugeben oder bestehende zu ändern. Die Handhabung ist dabei relativ einfach und entspricht derjenigen von gängigen Office-Anwendungen auf PC-Plattformen.

Ganz neu hinzu kam der "Content Explorer". Damit erhalten Anwender über den Browser Zugriff auf Texte, Bilder und E-Mails innerhalb ihres unternehmensinternen Netzes, aber auch via Internet. Sie können nun diese Dokumente sogleich am Browser bearbeiten und sogar Workflow-Abläufe neu definieren.

Digitale Signatur kommt

Als einer der ersten DMS-Spezialisten (Dokumenten-Management-Systeme) bietet die Elo Digital Office GmbH die Möglichkeit, Dokumente elektronisch zu signieren. Es wird auch langsam Zeit, sich darum zu kümmern, denn ab Februar 2003 ist die digitale Unterschrift ihrem klassischen, also von Hand verfassten, Pendant gleichgestellt; so hat es der Gesetzgeber gewollt.

Hier hat Elo reagiert und auf der Systems die entsprechende Erweiterung seines Dokumenten-Management-Systems "Elo Professional" der Öffentlichkeit vorgestellt. Erzeugt wird die digitale Unterschrift denkbar einfach: Es genügt ein Mausklick - danach fragt das System nach einer persönlichen Identifikationsnummer - und mithilfe einer am Tastaturlesegerät eingeschobenen Smartcard wird das betreffende Dokument elektronisch unterschrieben.

Gleichzeitig ist das elektronische Schriftstück vor weiteren Manipulationen geschützt, denn mit der digitalen Signatur hat die Software auch den so genannten Hash-Wert der Datei errechnet und diesen in einer verschlüsselten Form der Unterschriftskomponente beigefügt. Jede nachträgliche Änderung würde somit sofort ersichtlich werden. Für eine breitere Durchsetzung eines derartigen Systems müsste lediglich die Akzeptanz von Chipkarten-Lesegeräte in den Unternehmen steigen.

Der Kolibri fliegt in ungewohnten Gefilden

Mit einem eigenen Stand war Hummingbird auf der Messe vertreten und stellte dort gleich eine ganze Palette an neuen Lösungen vor. So ist etwa "Portal 5.0" nicht nur ein Werkzeug zum Aufbau von Portalen, sondern es benachrichtigt auch Anwender via SMS und verfügt über eine bessere Suchfunktion als die Vorgängerversion.

Das Dokumenten-Management-System "DM 5.0" lässt sich nach Herstellerangaben nun einfacher mit Supply-Chain- und Customer-Relationship-ManagementLösungen (SCM und CRM) sowie mit ERP-Lösungen (Enterprise Resource Planning) integrieren. Die Verwaltung von Dokumentenversionen übernimmt "RM 5.0" (Records-Management). Für eine sinnvolle Verknüpfung der in Unternehmen vorhandenen Daten sorgt die Wissens-Management-Lösung "KM 5.0" (Knowledge-Management).

Gleichzeitig gab Hummingbird die Verfügbarkeit der Version 8.0 der eigenen Connectivity-Lösungen bekannt: "Exceed", "NFS Maestro" und "Host Explorer". Alle drei Softwarepakete erlauben es, von einem Windows-PC auf Daten und Anwendungen auf Unix-, Mainframe- und AS/400-basierenden Rechnern zuzugreifen.

Darüber hinaus demonstrierte der Softwerker die Version 8.0 seiner Business-Intelligence-Lösung "Hummingbird BI". Diese durch die Übernahme von Andyne erworbene Software soll die im Unternehmen vorliegenden Dokumente sinnvoll zueinander in Beziehung setzen und der Geschäftsleitung Entscheidungshilfe liefern.

Abgespeckte Versionen für mittelständische Kunden

Keine Messe in diesem Herbst hat Docuware ausgelassen: Der Archivierungsspezialist war sowohl im September auf der DMS Expo als auch auf der Systems vertreten und plant, im November auch der Exponet einen Besuch abzustatten. In München stellte Docuware den "Content Folder" vor, ein Zusatzmodul zur eigenen DMS-Lösung. Damit sollen sich Workflow-Prozesse einfacher implementieren lassen und sich damit auch für kleinere Betriebe eignen. Allgemein verfügbar wird das Werkzeug allerdings erst gegen Ende dieses Jahres.

Die Basic-Edition ihrer Content-Management-Lösung "Pirobase" demonstrierte die Pironet NDH AG zum ersten Mal auf der Systems. Diese abgespeckte Variante der Enterprise-Version 5.0.2 enthält dennoch die wichtigsten Werkzeuge zum Verwalten von Inhalten in Unternehmen. So lassen sich damit Anwender mit unterschiedlichen Rollen und Rechten einrichten, also etwa Systemadministratoren, Autoren und einfache User mit reinem Lesezugriff. Sogar einfache Workflow-Profile können definiert werden, was den Freigabeprozess beschleunigt. Hinzu kommt ein grafischer Editor, Layout-Assistent und die Möglichkeit, Inhalte in andere Formate zu exportieren. Die Preise für eine Serverlizenz beginnen bei 19.000 Euro.

Und lässt die Funktionsvielfalt des Basispaketes mal zu wünschen übrig, kann der Kunde diverse Zusatzmodule auch einzeln erwerben, etwa Werkzeuge zum Aufbau von Chat-Räumen, eine Portallösung, Newsletter-Versand oder eine Suchmaschine. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, das Ganze zu mieten. Hier tritt Pironet NDG selbst als Application-Service-Provider (ASP) auf. Der monatliche Fixpreis beträgt dabei 1.290 Euro.

Auf dem norddeutschen Gemeinschaftsstand war die Elmedia GmbH vertreten. Dort präsentierte der Startup seine Java-basierende Content-Management-Lösung "Univero". Dieses mandantenfähige System soll vornehmlich die Bedürfnisse des Mittelstands befriedigen. Aber auch ASPs sollen zum bevorzugten Abnehmer der CMS-Lösung gehören. Da die Software von Grund auf neu entwickelt wurde, basiert sie auf den derzeit neuesten Standards: J2EE, XML, UML und JDBC.

Ihren "Content Personalization Server" (CPS) präsentierte die Red Dot Solutions AG in München. Ebenfalls komplett Java-basiert, ist dieses System in der Lage, bestehende Webpräsenzen auf die individuellen Wünsche des Kunden zuzuschneiden. Danach erhält jeder registrierte Besucher einer solchen Website seine persönlichen Inhalte serviert. Die Implementierung des Personalisierungsservers soll laut Hersteller relativ unkompliziert vonstatten gehen, etwaige Programmierarbeiten entfallen. Besonders einfach gestaltet sich natürlich die CPS-Anbindung an ein bestehendes Content-Management-System, wenn es bereits von Red Dot stammt. Für die neue Software sind 15.000 Euro Lizenzgebühren fällig.

www.docuware.de

www.elmedia.de

www.elodigital.de

www.gauss.de

www.hummingbird.com

www.pironet-ndh.com

www.reddot.de

ComputerPartner-Meinung:

DMS Expo oder Systems? Diese Frage werden sich auch nächstes Jahr die arrivierten Anbieter im DMS-Umfeld (Dokumenten-Management-Systeme) stellen. Auf beiden Messen präsent zu sein werden sich die wenigsten von ihnen leisten können. Sie werden ihre Entscheidung kurzfristig treffen und sich dabei von dem jeweiligen Messekonzept leiten lassen. Während sich die DMS Expo als Spezialveranstaltung etabliert hat, kann die Systems den Anspruch eines "Generalisten" bei weitem nicht erfüllen. Hier muss sich die Messe München etwas Neues einfallen lassen. (rw)

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