Darf es ein Bildschirm mehr sein?

08.05.2003
Während ATI und Nvidia sich um die Spitzenreiterrolle bei Grafikchips prügeln, ist es um den Matrox recht still geworden. Die Kanadier konzentrieren ihre Aktivitäten immer mehr auf Nischenbereiche. Mit neuen Grafikchips, P-Serie genannt, will das Unternehmen seine Stellung in von ATI und Nvidia vernachlässigten Bereichen weiter ausbauen.

"Grafikprozessoren für Spieler bauen wir nicht", distanziert sich Nikolai Burzig, Technical Marketing Engineer bei Matrox, gleich vom Rennen um die neueste und schnellste GPU. "Das Feld überlassen wir ATI und Nvidia", führt er weiter aus. "Wir produzieren stabile und schnelle GPUs für 2D- und 3D-Anwendungen im Corporate-Segment", so Burzig weiter.

Mit der P-Serie, bestehend aus der Millennium P 650 und Millennium P 750 will Matrox im Corporate-Markt einen neuen Standard setzen. Die beiden Grafikkarten sind leistungsmäßig unter den Parhelia-Chips und über den G450- und G550-GPUs angesiedelt. Dabei unterstützt die P-Serie im Gegensatz zu den teureren Parhelia-Prozessoren jetzt auch unterschiedliche Auflösungen bei mehreren angeschlossenen Bildschirmen.

Die Features der neuen Millennium P-Serie

Grafikchips der P-Serie arbeiten mit einer 256-Bit-GPU und unterstützen einen 128 Bit breiten Datenbus zum DDR-Grafikspeicher. Dabei lässt sich die Karte in 1x- bis 8x-AGP-Slots betreiben. Eineintegrierte Spannungserkennung schaltet automatisch die Eingangsschaltung um. Somit ist die P-Serie auch für ältere Rechner interessant, die nur 1x- oder 2x-AGP-Unterstützung bieten.

Neue Karten der Konkurrenz lassen sich dagegen nur in 4x- oder 8x-AGP-Slots einsetzen. Die minimalen Systemanforderungen für die Karte sind: AGP-2x-Kompatibilität, 128 MB Hauptspeicher, 600-MHz-Prozessor und ein CD-ROM-Laufwerk zum Aufspielen der Treiber.

Ein Vorteil für den Assemblierer: Der Grafikchip der Millennium P650 auf der Karte kommt komplett ohne Lüfter aus. Ein-zig ein passiver Kühlkörper ist notwendig. Das weist auf eine extrem geringe Stromaufnahme der Karte hin, sodass sie auch in PCs mit schwachbrüstigen Netzteilen gut eingesetzt werden kann. Als Vorteil für den Anwender ist die wegen des fehlenden Lüfters vollkommen geräuschlose Arbeitsweise zu betonen.

Die Millennium P 750 dagegen benötigt einen aktiven Kühlkörper mit Lüfter.

Dual- und Triple-Head-Technologie

Hauptaugenmerk bei der Entwicklung der Karte legte Matrox auf die vielfältigen Anschlussmöglichkeiten von Monitoren. Die Millennium P650 erlaubt den Anschluss von zwei Bildschirmen (TFT und analog), die Millennium P750 unterstützt sogar drei Monitore, (entweder zweimal analog oder TFT und einmal TV oder dreimal anolog oder TFT). Haupteinsatzgebiete dieser Karten sind Börsen. Denn ein Broker kann gar nicht genügend Bildschirme besitzen.

Die maximale Auflösung für das Hauptdisplay beträgt 2.048 x 1.536 Pixel bei über einer Milliarde Farben (zehn Bit Farbtiefe pro Farbkanal). Das gilt aber nur, wenn ein analoger RGB-Monitor eingesetzt wird. Bei Anschluss eines TFT-Bildschirmes (DVI-Ausgang) reduziert sich die maximale Darstellung auf die technischen Grenzen des jeweiligen Monitors und die Farbdarstellung ist auf 24 Bit, entsprechend 16,7 Millionen Farben, begrenzt.

Karten im Vergleich

Die Kanadier setzen immer mehr auf die professionellen Multi-Display-Fähigkeiten ihrer Produkte. Die neue P-Serie bietet deutlich bessere Grafikleistungen als die schon betagten G450- und G550-Grafikprozessoren. Im Prinzip handelt es sich bei den Neulingen um abgespeckte Parhelia-GPUs zu einem deutlich günstigeren Preis. Während eine Karte mit Parhelia-Chip zirka 400 bis 650 Euro kostet, sind die Millennium-Karten schon für 200 bis 280 Euro zu haben.

Intern beruhen die Prozessoren der Millennium-P-Serie auf einem Parhelia-LX-Chip-Kern, der jetzt mit der halben Busbreite und nur 64 MB DDR-Speicher zurechtkommen muss. Die DirectX-8.1-kompatiblen Karten sind ab Anfang Juni zu haben. Laut Aussage von Burzig haben die Entwickler ganz bewusst auf DirectX-9.0-Kompatiblität verzichtet (die Parhelia-GPU besitzt schon teilweise DirectX-9.0-Fähigkeiten), denn nur wenige Anwendungen verlangen heute schon nach dieser Unterstützung. Mit der P-Serie will Matrox auch den Entry-CAD-Markt adressieren und legt dementsprechend spezielle Auto-CAD-Treiber bei.

Im Gegensatz zu den G450- und G550-GPUs beherrschen die Neuen auch höhere Auflösungen von 1.600 x 1.200 Pixeln, während die kleineren Chips nur 1.200 x 1.024 Pixel wiedergeben konnten.

Nun auch die Medizintechnik im Visier

Als nächste Nische will Matrox auch den medizintechnischen Bereich adressieren. Schon seit einem Jahr, so Burzig, sind Karten des Unternehmens für diesen höchst heiklen Bereich zertifiziert. Damit verspricht sich Matrox ein neues Standbein im Grafikkartenmarkt. Auf die Frage, warum ein Kunde sich für die P-Serie entscheiden und nicht auf ein Produkt der Konkurrenz ausweichen solle, antwortet Burzig: "Unsere Karten bieten auch bei Anschluss mehrerer Bildschirme auf allen Monitoren gleich gute Qualität, was bei unseren Mitbewerbern noch längst nicht gegeben ist."

Lesen Sie dazu auch den Kommentar auf Seite 8. (jh)

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