Das analoge Modem ist noch lange nicht tot

20.07.2000
Die Microelectronics-Entwicklungsabteilung von Lucent hat einen neuen Chip entwickelt, der analoge Modems schneller machen soll und für mehr Komfort bei der Nutzung sorgt.

Analoge Modems haben die technisch machbare Grenze in puncto Geschwindigkeit erreicht. Aufgrund der verwendeten Kupferleitungen des Telefons lassen sich höhere Geschwindigkeiten nicht mehr erzielen. Deshalb sollte man glauben, dass hier keine Weiterentwicklungen stattfinden. Doch weit gefehlt. Die Microelectronics-Entwicklungsabteilung von Lucent hat an den bestehenden Chips gefeilt und bringt nun einen neuen integrierten Schaltkreis für analoge Modems heraus.

Eine Frage des Standards

Der zur Zeit für analoge Modems vorherrschende Standard ist V.90. Dieser Standard ist schon seit einigen Jahren gültig. Doch nun schickt sich die Industrie an, mit dem Standard V.92 einen neuen Meilenstein zu setzen. V.92 soll höhere Upstream-Geschwindigkeiten erlauben und zusätzlichen Komfort für den Anwender bieten. Mit den neuen Schaltkreisen von Lucent lassen sich die Forderungen des V.92-Standards erfüllen.

Die Chips sind für Standalone-Modems, Internet-Zugangsgeräte und Settop-Boxen vorgesehen. Sie unterstützen jetzt alle drei Elemente des V.92-Standards, wie Quick Connect, PCM Upstream und Modem-on-Hold. Mit Quick Connect verringert sich der Zeitaufwand für den Aufbau der Verbindung zwischen Modem und Service-Provider ungefähr auf die Hälfte - nämlich von etwa 20 Sekunden auf knapp zehn Sekunden.

Heutige Modems benutzen die PCM (Pulse-Code-Modulation) nur beim Download von Dateien. Hier kann die maximal mögliche Geschwindigkeit des Modems von 56 Kbit/s voll genutzt werden. Zum Senden von Daten schalten Modems einen Gang zurück auf 33 Kbit/s. Mit dem V.92-Standard und den neuen ICs ist auch beim Upstream die volle Geschwindigkeit möglich. Alle angegebenen Geschwindigkeiten beziehen sich auf eine absolute störungsfreie Übertragungsstrecke und sind als Maximalwerte zu verstehen. In der Praxis liegen die Transferraten meist deutlich niedriger.

Modem-on-Hold bezeichnet ein neues Feauture des Geräts, das zusammen mit der Anklopffunktion des Telefonanbieters arbeitet. Der Anwender hat dann die Möglichkeit, ankommende Gespräche anzunehmen und zu beantworten. Das Modem beendet dabei nicht die Verbindung zum Provider. Das Modem lässt Gespräche von bis zu 16 Minuten Länge zu, beziehungsweise die vom jeweiligen Provider erlaubte Zeitspanne. Anschließend ist die Verbindung wieder aktiv. Als einer der ersten Anbieter will Elsa im Herbst Modems nach dem neuen Standard auf den Markt bringen und schrittweise seine gesamte Modemfamilie umrüsten. Außerdem ist eine Treue-Tauschaktion für Besitzer älterer Elsa-Modems geplant.

Allerdings relativiert Elsa die Erwartungen der Kunden. Denn der neue Standard muss auch vom Provider unterstützt werden. Elsa rechnet aber damit, dass die Provider schnell reagieren und diesen Service noch im Herbst anbieten werden.

Datenkompression sorgt für Geschwindigkeit

Lucent plant zur Erzielung noch größerer Geschwindigkeiten, die Chipsätze der Modems mit einer verbesserten Kompression auszustatten. Zu diesen Features gehört die Datenkompressions-Technik V.44. V.44 erlaubt eine Steigerung des Kompressions-Verhältnisses um 25 Prozent.

Bei einer typischen Web-Verbindung lässt sich so insgesamt ein Kompressionsverhältnis von 6:1 erzielen. Mit dieser Technik sind dementsprechend virtuelle Übertragungsraten von über 300 Kbit/s möglich. Das ist eine deutliche Verbesserung gegenüber den heute üblichen Transferraten von 150 bis 200 Kbit/s. (jh)

www.lucent.com

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