Internet der Energien

Das bringen Smart Grids

Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Internet der Energien - ein Milliardenmarkt

Smart Grids sollen regenerative Energieren wie Windkraft effizienter zum Verbraucher transportieren.
Smart Grids sollen regenerative Energieren wie Windkraft effizienter zum Verbraucher transportieren.
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Das Beispiel aus einer womöglich gar nicht so fernen Zukunft ist etwas extrem gewählt, aber es verdeutlicht, welche Vorteile Smart Grids auf Verbraucherseite - egal ob Privathaushalt oder Unternehmen - bringen sollen und wo potenzielle Gefahren liegen. Für die neue Technik spricht die Möglichkeit, stromverbrauchende Geräte zu nachfrageschwachen Zeiten, etwa nachts, aktivieren zu können und so Strom günstiger zu beziehen. Zudem lassen sich in der Smart-Grid-Welt aus der Ferne der Stromverbrauch ablesen und elektrische Geräte ein- und ausschalten. Diese intelligente Verknüpfung zweier Welten birgt aber auch Probleme: So warnen die einen vor möglichen Crackern, die die Gerätesteuerung illegal übernehmen könnten, während andere den Datenschutz anmahnen, da sich anhand der erfassten Verbrauchsdaten (wann war der Fernseher an, wann wurde gekocht, zu welcher Zeit wurde der Fön benutzt?) theoretisch detaillierte Persönlichkeitsprofile erstellen lassen. Eine Gefahr, die auch die von der Computerwoche befragten ITK-Anbieter sehen. Allerdings weisen sie unisono darauf hin, dass die Übertragung der Daten natürlich verschlüsselt erfolgen werde, ähnlich wie heute beim Online-Banking. Und die Netz- und Internet-Zugänge eines Gebäudes - egal ob privat oder in Unternehmen - müssten schon heute abgesichert werden. Folgt man diesen Argumenten, stellen Smart Grids unter Security-Aspekten keine neue Herausforderung dar.

Dafür sieht die ITK-Industrie in den Smart Grids den 100-Milliarden-Markt der Zukunft. Unternehmen wie Cisco schätzen das Marktpotenzial 100- bis 1000-mal höher ein als beim Internet. Jeff Immelt, Vorstandschef von General Electric, schwärmt von "der größten Investmentchance in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts". Auf der anderen Seite stellen kleinere Unternehmen wie hierzulande QSC fest, dass Smart Grid bei den Anwendern per se noch kein großes Thema ist, aber die Frage nach der Steuerung von stromverbrauchenden Geräten in Projekten durchaus eine Rolle spielt, etwa als Fernwartung und Kontrolle via virtuelle private Netze (VPN). "Deshalb ist Smart Grid für TK-Unternehmen durchaus ein interessantes Thema, das aber nicht unbedingt höchste Priorität hat", so Bernd Schlobohm, Vorstandsvorsitzender der Kölner QSC AG.

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