Das Ende der Billig-Drucker?

25.05.2001
Sonderangebote bei Druckern werden der Vergangenheit angehören. Schnäppchenpreise, wie beispielsweise 99 Mark für einen Tintenstrahler, wird es ab Juni nicht mehr geben. Jedenfalls wenn es nach dem Willen der Verwertungsgesellschaft Wort, kurz VG Wort, geht.

Schon lange stehen die Forderungen der VG Wort nach einer Urheberrechtsabgabe (UHG) für Drucker im Raum. Jetzt wurde als Stichtag der 1. April 2001 festgesetzt. Rückwirkend zu diesem Datum sollen Druckerhersteller eine Pauschale für jeden Drucker bezahlen. Und die Pauschale ist nicht gerade bescheiden. Einen kleinen Drucker, der bis zu zwölf Seiten pro Minute ausgeben kann, will VG-Wort mit einer Verwertungspauschale von zehn Euro belegen. Kann der Printer auch farbig drucken, verdoppelt sich der Betrag.

In einer PR-Krisensitzung letzte Woche im Airport-Center des Frankfurter Flughafens haben sich verschiedene Druckerhersteller an einen Tisch gesetzt. Dort wurde beratschlagt, wie man gemeinsam weiter vorgehen will. Auch wenn die Urheberrechtsabgabe nicht in vollem Umfang durchgesetzt werden wird, müssen die Hersteller doch Rücklagen bilden. Dass dies nicht von den schmalen Margen abgehen wird, dürfte auch jedem klar sein. Über kurz oder lang werden die Preise deshalb steigen.

Mit der von der Verwertungsgesellschaft geforderten Pauschalabgabe auf jeden Drucker sind die Hersteller nicht einverstanden. Sie wollen eine Nutzungsabgabe durchsetzen. Ihre Argumente sind stichhaltig: Denn wer beispiels-weise nur seine eigenen Texte ausdruckt, wird mit der Abgabe bestraft werden. Außerdem führt sie zu einer Wettbewerbsverzerrung im Euroland. Solange ausländische EU-Staaten diese Abgabe nicht zahlen müssen, kann der Verbraucher seinen gewünschten Drucker dort um einiges preiswerter erwerben. Und das geht voll gegen den deutschen Fachhandel: Wer kauft denn noch hierzulande einen Drucker, wenn er ihn im benachbarten Ausland für rund 50 Mark billiger bekommt. Und online ließe sich der Printer auch ohne viel Mehraufwand ordern. Per E-Mail hat ein großer Druckerhersteller inoffiziell seine Handelspartner informiert. Er will seine Preise schon ab Anfang Juni um die entsprechende Pauschale heraufsetzen. Und die Gebührenvorstellungen der VG Wort sind ganz schön happig:

- bis 12 Seiten/Min.: 10 Euro

- 13 bis 35 Seiten/Min.: 25 Euro

- 36 bis 70 Seiten/Min.: 40 Euro

- über 70 Seiten/Min.: 150 Euro

Kann der Drucker auch noch farbig drucken, verdoppelt sich die Pauschale. Während sich in den oberen Preisregionen eine Pauschale noch recht leicht verrechnen und verschmerzen lässt, geht es aber den Schnäppchenangeboten an den Kragen. Rund 40 Mark Aufschlag bei den Billigangeboten können solche Drucker schnell zum Ladenhüter machen. Und ob der Kunde einen Druckerpreis akzeptiert, neben dem dann noch explizit die UHG-Abgabe ausgewiesen wird, ist fraglich. Einen Kauf des Gerätes wird er sich jedoch zumindest noch einmal überlegen.

ComputerPartner Meinung:

Einerseits kann man VG Wort verstehen, schließlich muss sie im Auftrag ihrer Klienten für volle Kassen sorgen. Aber die Gebührenforderungen erscheinen mir doch recht astronomisch. Wer für zu Hause einen preiswerten Drucker sucht, muss in Zukunft tiefer in die Tasche greifen. Und das Ganze wird wieder auf dem Rücken des Fachhandels ausgetragen. Denn gerade im unteren Preissegment werden die Umsätze nach Einführung der UHG bestimmt drastisch zurückgehen. (jh)

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