Das Ende der Privatkopie?

03.07.2003
In dieser Woche steht im Vermittlungsausschuss, Bundesrat und Bundestag dasGesetz zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft zur Debatte. Die drei Plenenmüssen noch zustimmen, doch dies sei nur eine Formsache, so vermuten Insider. Was ändert sich durch das neue Gesetz für den Handel?

Dem Privatanwender in Deutschland steht bislang das gesetzlich verbriefte Recht auf eine Sicherheitskopie seiner Audio-CDs oder Film-DVDs zu. Mit dem neuen Gesetz zur Regelung des Urheberrechts kann sich das aber schnell ändern. Zwar sind Privatkopien weiterhin erlaubt, sofern das Original keinen Kopierschutz aufweist. Aber ein Passus im neuen Gesetz stellt das Umgehen eines - wie auch immer gearteten - Kopierschutzes unter Strafe. Damit hat die Musikindustrie eine rechtliche Handhabe und kann strafrechtlich auch gegen Privatpersonen vorgehen.

Für den Handel besonders relevant ist dabei jedoch, dass mit In-Kraft-Treten des Gesetzes alle Kopierprogramme, die Kopierschutzmechanismen umgehen, von einem Tag auf den anderen aus den Regalen verschwinden müssen. Dazu gehören beliebte Programme wie beispielsweise Movie Jack und CDR-WIN von SAD. Das Ulmer Unternehmen will dementsprechend sofort nach der Einführung des neuen Gesetzes eine Verfassungsklage anstreben. "Die Hälfte unserer Produkte ist nach dem neuen Gesetz illegal", klagt Robert Knapp, Leiter des Produktmanagements von SAD. Anbieter solcher Programme müssen mit empfindlichen Strafen von bis zu drei Jahren Haft rechnen.

Die schon verkauften Programme kann der Gesetzgeber allerdings nicht zurückfordern. In der Praxis wird es dann so ablaufen, dass Updates, die beispielsweise von SAD kostenlos über das Internet angeboten werden, das Kopierprogramm so verändern, dass keine kopiergeschützten CDs oder DVDs mehr bearbeitet werden."Der Kunde muss sich dann entscheiden: Will er weiterhin kopiergeschützte CDs oder DVDs kopieren, dann darf er das Update nicht ausführen und muss auf vielleicht wichtige Features verzichten", bedauert Knapp. "Geht seine Audio- oder Film-DVD kaputt, muss er halt eine neue kaufen", so Knapp weiter. Die Bosse der Musik- und Filmindustrie vergleichen das gerne mit dem Kauf eines Autos - wenn das alte kaputtgeht, muss man entweder laufen oder tief in die Tasche greifen und sich ein neues kaufen.

Urheberrechtsabgabe auf Brenner und Rohlinge

Wenn die private Kopie nicht mehr möglich ist, warum sollte dann die Gema Gebühren kassieren? Beim Kauf eines Brenners oder DVD-Rohlings fallen Gebühren an, die der Hersteller oder der Importeur an die Gema abführen muss. Laut Hans-Herwig Geyer, Leiter Presseabteilung Gema, hat der Endkunde damit nichts zu tun; der Hersteller muss sie ja bezahlen. Dass der diesen Betrag auf das jeweilige Produkt aufschlägt, glaubt Geyer nicht.

In einer zweiten Stufe des Gesetzentwurfes will die Bundesregierung in einem halben Jahr nach Einführung des Gesetzes prüfen, ob die Urheberrechtsabgabe nicht gesenkt werden müsse. In der Zwischenzeit würde die Gema aber quasi Gebühren ohne Gegenleistung beziehen. Denn der Endanwender muss weiterhin die Gebühren zahlen, könnte aber nicht mehr für private Zwecke kopieren.

Das private Kopieren von DVDs oder CDs sieht Knapp aber nicht als Hauptproblem der Medienindustrie. Bevor ein Film in die Videotheken kommt, wo er ausgeliehen und vielleicht kopiert wird, haben die Filmgewaltigen schon mehrfach kassiert. Zuerst im Kino, dann durch den freien Verkauf der DVD und schließlich durch den Verleih in den Videotheken. Und wenn dort auch nichts mehr geht, dann wird der Film im Fernsehen gezeigt, wo noch einmal kräftig kassiert wird.

"Das Hauptproblem der Filmindustrie liegt im Internet, wo Filme, teilweise schon vor dem Kinostart, zum Download zur Verfügung stehen", so Knapp. Und damit meint er nicht die von der Leinwand abgelichteten, schlechten Kopien."Die Filmbosse sollten mal in ihren eigenen Firmen aufräumen, denn meist werden solche Filme von Mitarbeitern entwendet und über Mittelsmänner ins Netz gestellt", ärgert sich Knapp. (jh)

www.bmj.de

www.s-a-d.de; www.gema.de

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