Das Heim wird digital

04.06.2004
ComputerPartner sprach mit Intels Deutschland-Chef Hannes Schwaderer über die vergangenen Quartale und die Pläne des Chipgiganten für die nächsten Monate. Von ComputerPartner-Redakteur Hans-Jürgen Humbert

"Den größten Erfolg verdankten wir in der vergangenen Zeit der Centrino-Technologie", beginnt Hannes Schwaderer, Deutschland-Chef von Intel, das Gespräch. "Der Trend zur Mobilität ist nicht nur in Unternehmen zu spüren, sondern in verstärktem Maß auch in den Haushalten", führt er weiter aus.

Die Verkaufszahlen bei Notebooks geben ihm Recht. Es wurden noch nie so viele Notebooks wie in den vergangenen Monaten verkauft. Dabei können die privaten Haushalte den Löwenanteil für sich verbuchen. Das zeigt sich auch bei den Retail-Ketten. Ganze Regale mit Desktops mussten Notebooks weichen. Schwaderer glaubt, dass Desktops zwar nicht vom Markt verschwinden, die Verkaufszahlen sich jedoch weiter gewaltig reduzieren werden. Seiner Ansicht nach gehört die Zukunft dem Notebook.

"Und dabei entschieden sich in den vergangenen Monaten rund 80 Prozent der Käufer für ein Gerät mit Centrino-Technologie", freut sich Schwaderer.

Drahtlos ins Internet

Viele Anwender gehen auch zu Hause drahtlos ins Internet. Schon heute befinden sich etliche Hotspots in privaten Wohnungen, und dieser Trend wird sich noch weiter steigern, glaubt Schwaderer.

Im Zusammenwachsen von UE und IT sieht Schwaderer die größten Wachstumschancen, gerade für den Channel. "Der Channel ist im ersten Quartal am stärksten gewachsen", erklärt er. Über die Zahlen des zweiten Quartals konnte der Deutschland-Chef wegen der Börsennotierung von Intel nichts sagen. "Die kommen aber schon nächste Woche heraus", vertröstet Schwaderer die Neugierigen. Rein spekulativ dürfte es aber auch im zweiten Quartal für den Chipgiganten weiter rosig aussehen.

Im Channel sieht Intel die größten Zukunftschancen und baut deshalb sein Partnerprogramm weiter aus. "Wir machen unsere Programme leichter zugänglich. Wer im Quartal zehn Boxed Produkte verkauft, kann schon IPI (Intel Produkt Integrator) werden", sagt Schwaderer.

Kommende Technologien

PCI-Express steht in den Startlöchern. Ende des zweiten Quartals will Intel Boards mit dieser Schnittstelle auf den Markt bringen. Die AGP-Schnittstelle verschwindet und dafür befinden sich dann zwei PCI-Express-Slots auf der Platine. Die eine ist für die Grafikkarte reserviert, die zweite kann zum Beispiel für eine Hochgeschwindigkeits-Netzwerkkarte verwendet werden.

Auch der Prozessorsockel ändert sich. Die CPU hat nun anstelle der Beinchen winzige Kontaktflächen auf der Unterseite. Über einen "Nadelwald", der sich nun im Sockel verbirgt, wird der Prozessor mit dem Board verbunden. Zum Starttermin sollen die Boards flächendeckend zur Verfügung stehen.

Auch die ATX-Boards will Intel ersetzen. Aber das soll noch ein wenig dauern. 2005 kommen die ersten Boards nach dem BTX-Standard auf den Markt. Heute schon werden die großen OEMs wie IBM und HP mit diesen Boards beliefert. Mit BTX soll die Abwärme der CPU und der anderen Bauteile im PC besser abgeführt werden können. Dazu sind allerdings auch neue Gehäuse nötig. "Keine Angst", beruhigt Schwaderer, "die ATX-Boards werden noch lange Zeit parallel zu haben sein."

Serverkomponenten

"Die Zuwächse mit Serverboards und bei Serverkomponenten liegen im zweistelligen Bereich", erklärt Schwaderer. Besonders bei Xeon-basierenden Systemen herrsche eine starke Nachfrage, meint der Intel-Manager. Auch bei diesen Prozessoren wird sich noch einiges tun. Hier hat Intel erkannt, dass die Abwärme in den Servergehäusen nicht so leicht zu handhaben ist. Entwicklungen der Notebook-Technologie werden über kurz oder lang in die Server Einzug halten. Dabei spielt der Stromverbrauch eine besondere Rolle. Strom ist in einem Server zwar genügend vorhanden, aber die Abwärme der einzelnen Komponenten lässt sich besser im Zaum halten.

Enterprise-CPU Itanium

Itanium-Rechner sind auf dem Vormarsch. 2003 hat Intel rund 100.000 Stück der Hochleistungsprozessoren verkauft. "Deutschland ist führend beim Einsatz dieser CPU", freut sich Schwaderer. Er ist sich sicher, dass spätestens 2006 Itanium die dominierende Enterprise-Plattform werden wird.

Meinung des Redakteurs

Von der weiter fortschreitenden Integration von IT und UE kann auch der Channel profitieren, aber nur, wenn er rechtzeitig auf diesen Zug aufspringt. Das digitale Wohnzimmer ist jedenfalls nicht mehr aufzuhalten. Intel hat auf alle Fälle schon einmal seinen Fuß in die Tür gesetzt.

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