Das Internet ist ein Trampelpfad

18.05.2000

Das Internet ist ein Feldweg. Wer glaubt, man könne tatsächlich von einer Datenautobahn reden, der irrt. Ein Besuch der größten Netzwerkmesse der Welt, der Networld+Interop in Las Vegas, zeigt deutlich den noch desolaten Zustand des weltumspannenden Netzes auf. Schlaglöcher und Unwegsamkeiten allerorten. Sicherlich, die Infrastruktur ist aufgebaut, da haben die Netzarchitekten ganze Arbeit geleistet. Für elementare Zwecke, wie den Versand elektronischer Nachrichten oder den Besuch eines virtuellen Krawattenladens, ist der Datentrampelpfad gerade breit genug.

Aber das reicht nicht mehr. Die Industrie hat sich darauf eingeschossen, dass jegliche Unternehmung auf der Erdkugel ihre Geschäfte künftig über oder im Internet betreiben muss. Deswegen muss mehr Bandbreite her. Sofern sich die Branche einig wird, welche Technologie sich dazu am besten eignet, dürfte hier das geringste Problem liegen. Auch um die Zahl der Auffahrten auf den Datenhighway der Zukunft muss man sich nicht ernsthaft sorgen. Funknetze versprechen den mobilen Internet-Zugang. Darum herrscht auch Sektlaune unter den Ausstellern. Denn den elektronischen Feldweg zu einer geteerten Datenautobahn auszubauen, heißt: Die Kassen werden kräftig klingeln.

Unfreiwillig komisch und dennoch bitterernst wirkt dann aber doch Bill Gates Aufruf an seine Industriekollegen, für einen vermehrten Einsatz von Smartcards zu sorgen. Klar, das lenkt ab von den Sicherheitsproblemen der eigenen Produkte. Aber tatsächlich spricht der Software-Mogul ein zentrales, wenn nicht gar das wichtigste Problem für die Internet-Straßenbauer an: Das Internet ist alles andere als vertrauenswürdig. Und das ist der schlechteste Nährboden für digitale Geschäfte überhaupt. Wenn sich hier die IT-Gemeinde nicht schnellstens zusammenrauft, verkommt das Internet schon bald zu einer der wertvollsten Ruinen.

Christian Meyer

cmeyer@computerpartner.de

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