"Das ist alles mit großer Vorsicht zu genießen"

23.05.2005
Zu den unendlichen Geschichten aus dem Hause Microsoft gehört die immer wiederkehrende Versicherung, das Lizenzrecht zu vereinfachen. Doch was bedeutet so eine Ansage für Microsoft-Partner wirklich?

Von Wolfgang Leierseder

Für die "Product Use Rights", die Lizenzbestimmungen für Redmonder Software, gibt es geschulte Spezialisten, die mit der komplizierten Materie vertraut sind - sowohl bei Microsoft selbst als auch bei Partnern. Diese haben den Status "Large Account Reseller"; sie dolmetschen den Kunden die Lizenzbestimmungen und verdienen damit gutes Geld.

Windows- und andere -Lizenzen richtig einzusetzen und zu nutzen gehört nämlich zu den wahrhaft schwierigen Aufgaben, die Redmond seinen Kunden stellt. Die Vorstellung aber, dass Kunden unterhalb der Deutschen Bank eigene Lizenzspezialisten für Programme wie zum Beispiel "Software Assurance" (Update), "Select" (Einzellizenzen) oder das Mietprogramm "Enterprise Agreement Subscription" hätten, ist irrig. Dafür gibt es besagte Spezialisten. Diese kennen Microsoft in der Regel seit langem, denn Lizenzspezialist wird man nicht einfach so und schon gar nicht nebenher.

So sind ihnen über die Jahre die regelmäßig wiederkehrenden Beteuerungen Microsofts, die Bestimmungen zu vereinfachen, nicht unbekannt. Sie leben damit, sie haben sich daran gewöhnt - zähneknirschend. "Ob die Inhalte schön oder einfach sind, darüber sind wir nicht befugt zu urteilen", erklärt ein ungenannt bleiben wollender Spezialist gegenüber ComputerPartner. Doch wogegen er sich wehrt, ist, die diesbezüglichen Ankündigungen Microsofts besonders ernst zu nehmen. Mit "schön, dass wir darüber gesprochen haben. Es ist ein vernünftiges Ziel", verdeutlicht er seine pragmatische, vielleicht auch resignierte Haltung. Pointierter sagt PC-Ware-Sprecher Ingmar Ackermann: "Das Gesamtnetz wird immer komplexer. Das ist so gewollt - Microsoft lebt davon."

Wenn deshalb Microsoft ankündigt, wie gerade durch Brent Callinicos, oberster Licensing und Pricing-Verantwortlicher, geschehen, im Juli eine "vereinfachte Version" der "Product Use Rights" mit 9 statt 70 Kategorien und 44 statt 107 Seiten vorstellen zu wollen, winkt man hier zu Lande zunächst ab. "Problematisch sind die x-tausende Ausnahmeregeln, die bei Kunden gemacht werden", seufzt ein Microsoft-Partner. Sein Vorschlag: "Man müsste in die Ausnahmen wieder Regeln reinbringen."

Das bestätigt ein anderer Partner: "Die Frage bei den Lizenzen ist oft: Wo treffen die Bestimmungen nicht zu? Dann müssen wir irgendwas finden." Und er fasst zusammen: "Bei jedem Kunden geht immer irgendetwas."

Auf die Frage aber, ob Microsoft diesmal vielleicht doch der große Wurf gelingen könnte - "sukzessive, nicht auf einmal", wie Mirosoft-Sprecher Heiko Elmsheuser gegenüber ComputerPartner erklärte, sagt er: "Das käme einem Urknall bei Microsoft gleich."

Woraus folgt: In Sachen "Lizenzvereinfachungen" ist bei Partnern zumindest große Gelassenheit angesagt. Der Gerechtigkeit halber gegenüber Redmond muss noch die Meinung eines weiteren Partners angeführt werden. Das Lizenzierungsproblem betreffe nicht Microsoft allein, sagte er. "Der Kunde setzt ja viele andere Produkte ein - etwa von Adobe, IBM, Veritas oder Oracle. Es ist bei keinem einfach." (wl)

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