Cloud Print wird 2021 eingestellt

Das kommt nach Googles Druck-Service



Carsten Mickeleit ist Gründer und Vorstandsvorsitzender der Cortado Holding AG mit seinen Unternehmen ThinPrint GmbH, Teamplace GmbH und Cortado Mobile Solutions GmbH. Seit Gründung seines ersten Unternehmens 1990 - der Carano GmbH - ist er am IT-Markt aktiv, seit 1996 insbesondere im Virtualisierungs/Cloud Computing und seit 2001 im Enterprise Mobility Bereich.
Zum zehnjährigen Jubiläum der Betaphase stellt Google sein beliebtes Produkt Cloud Print ein. Diese Alternativen haben Sie.

Schneller als Google die Mails herausschicken kann, verbreiten die betroffenen Anwender die unerwartete Nachricht: Nach zehn Jahren Betaphase läutet Google das Aus für Cloud Print ein. Konkret heißt es auf der Google-Support-Seite und in der an GSuite-Anwender versendeten Nachricht, dass Google den Cloud-Print-Dienst nach dem 31. Dezember 2020 einstellen wird. Folglich werden alle Geräte und Anwendungen, die Google Cloud Print nutzen, ab 1. Januar 2021 nicht mehr auf den Service zugreifen können.

Die Nutzer von Google Cloud Print müssen sich - langsam - nach einer Alternative umsehen.
Die Nutzer von Google Cloud Print müssen sich - langsam - nach einer Alternative umsehen.
Foto: dennizn - shutterstock.com

Google Cloud Print ist, obwohl er nie aus der Betaphase kam, ein geschätzter und vielfach genutzter Service. Privatanwender, Bildungseinrichtungen und auch Unternehmen verwenden ihn. Google Cloud Print ermöglicht das, was Anwender von einer solchen Lösung erwarten: Einfaches Drucken unabhängig von Endgerät und Ort. Nahezu jeder Druckerhersteller unterstützt deshalb bislang auch Googles Druckservice aus der Cloud.

Stirbt Cloud Printing mit dem Google Service?

Vermutlich ist genau das Gegenteil der Fall, denn die lange Betaphase zeigt, dass Drucken leider alles andere als einfach ist. Die Anzahl der Drucker, Anwendungen und Betriebssysteme ist einfach zu groß, als dass man eine Cloud-Printing-Initiative nebenbei fahren könnte. Wenn es zum Business-Modell von Google gepasst hätte, hätte der Konzern sicherlich mehr Energie in das Projekt gesteckt. Aber der Druckprozess erfordert - wenn er schnell und einfach verlaufen soll - einfach viel zu wenig Anwender-Interaktion, als dass Google damit eine höhere Reichweite für Werbeeinblendungen erreichen könnte.

Dass Google seinen Cloud Print Service jetzt einstellt, kann sich für den Konzern auszahlen, denn er hat durchaus ein Interesse daran, dass möglichst viele Anwender ihre Endgeräte und Lösungen - insbesondere die GSuite - einsetzen. Im Bildungsbereich hat sich Google dank der Chromebooks mittlerweile etabliert, eine stärkere Verbreitung im Enterprise-Markt sicher willkommen.

Interessanterweise könnte Microsoft mit seinem kürzlich gelaunchten Windows Virtual Desktop hier sogar Schützenhilfe leisten. Denn machen wir uns nichts vor: Google Cloud Print kann Unternehmensanforderungen nicht gerecht werden. Zu gering sind die Management-Möglichkeiten der Plattform. Eine unzureichende Drucklösung kann im Enterprise-Bereich aber schnell zum Problem werden. Deshalb könnte Googles Entscheidung, sich aus diesem Bereich herauszuhalten, durchaus weise sein.

Enterprise Cloud Printing ist im Kommen

Unternehmen haben gerade erst am Cloud Printing Gefallen gefunden. Ist doch Drucken sicherlich einer der letzten Prozesse, der in die Cloud wandert. Mal davon abgesehen, dass natürlich der Drucker immer On-Premises sein wird, lässt sich gerade der Druckaufwand in Unternehmen mit der Cloud drastisch reduzieren.

Die Effizienzvorteile der Cloud sollten aber nicht beim Drucken enden. Dies haben mehr und mehr Unternehmen verstanden, stellen aber verständlicherweise gleichzeitig hohe Anforderungen an Cloud-Printing-Lösungen. Um diesen gerecht zu werden, hätte Google viel investieren müssen. Mit dem Rückzug schafft der Konzern Raum für Alternativlösungen, denn für Softwareanbieter lässt eine kostenlose Google-Lösung relativ wenig Raum für Innovationen. Weder ein aggressiver Preis, noch eine ausgefeilte Online-Strategie wären dem Wirkungskreis des Suchmaschinen-Riesen gewachsen. Deshalb wundert es auch wenig, dass das Feld der Alternativen zu Google Cloud Print noch recht dünn ist. Hier sollten Unternehmen sich noch etwas Zeit bei der Auswahl der richtigen Lösung lassen - bis sich die jeweiligen Anbieter entsprechend aufgestellt haben.

Google selbst empfiehlt auf seiner Support-Seite, die verbesserten nativen Drucklösungen von Android und Google Chromebook zu verwenden. Dies ist zwar grundsätzlich möglich, bietet aber nicht die Flexibilität, die man von Cloud Printing gewöhnt ist. Gleichzeitig verweist Google darauf, seine Anwender bei der Migration zu alternativen Lösungen zu unterstützen.

Die Alternativen zu Google Cloud Print

Doch welche Alternativen bieten sich an? Da sind zum einen die Cloud-Printing-Lösungen der jeweiligen Druckerhersteller, die allerdings meist auf eine Auswahl von Modellen der Hersteller beschränkt sind, wie das Beispiel HP ePrint zeigt. Ein Urgestein der Cloud-Printing-Szene ist sicherlich PrinterOn, ehemals von Samsung aufgekauft - inzwischen bei HP gelandet. Diese Google-Cloud-Print-Alternative ist vor allem im Hotelgewerbe zu finden.

Für den Bildungssektor und Coworking Spaces kann ezeep eine gute Alternative darstellen. Unter dem Dach von ThinPrint gelandet, wurde zuletzt gemeinsam mit Microsoft eine Azure-basierte und auf Windows Virtual Desktop-optimierte Version fertiggestellt. Hier können Unternehmen weitere Entwicklungen erwarten. Lösungen wie Printix sind zwar auch Cloud-basiert, kommen aber zum Einsatz, um lokale Drucker den Endgeräten zuzuweisen.

Cloud-Printing-Optionen für Privatanwender

Für Privatanwender wird es schwierig: Einige der angebotenen Lösungen basieren auf Google Cloud Print und sind somit ab 2021 wertlos. Als kostenlose Alternative bietet sich der ThinPrint Cloud Printer an. Die Lösung, soll im nächsten Jahr in die ezeep-Plattform einfließen, was aktuell zu einem etwas hakligen Installationsprozess führt. Immerhin wird versprochen, dass die Lösung auch nach dem Umbau kostenlos sein wird.

Google lässt Anwendern ein Jahr Zeit, auf die Änderung zu reagieren. Ein Jahr, das Hersteller von Cloud-Printing-Lösungen nutzen sollten, um die Lücke zu füllen. Für Anwender ist ein paar Monate Warten vielleicht nicht die schlechteste Entscheidung. Insgesamt ist die Ankündigung von Google aber ein positives Signal, dass Cloud Services sich weiter professionalisieren, auch wenn sie dann vermutlich kostenpflichtig werden. Und so wird das Ende von Google Cloud Print vermutlich nicht die letzte Abkündigung eines kostenlosen Services sein. (fm/mb)

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