Das Notebook im Schulranzen

14.08.2006
Was steckt hinter Managed Learning und wie kann der Fachhandel daran partizipieren? Richard Schlauri erklärt das Gesamtkonzept.

Im Rahmen ihrer Jahrespressekonferenz am 8. März 2006 hat der Bitkom (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V.) bedenkliche Zahlen veröffentlicht: So zeigt die jüngste Sonderauswertung der PISA-Studie, dass in deutschen Klassenzimmern auf 100 Schüler nur acht PCs kommen. Im weltweiten Durchschnitt der Industrienationen sind es 16, in den USA sogar 30. Hier besteht also Nachholbedarf, um die junge Generation hierzulande auf die Zukunft vorzubereiten.

Voraussetzung für den erfolgreichen ITK-Einsatz in der Schule ist jedoch, dass moderne Medien ohne großen technischen Aufwand genutzt werden können. Denn nicht selten stellten sich in der Anfangszeit der PC-Nutzung im Unterricht allzu große Anforderungen an das technische Detailwissen bei Lehrern und Betreibern als die wahren Hürden heraus. Die Erfahrung zeigt: Es kommen nur Konzepte in Frage, die hochwertige Hardware und Software mit einer ganzheitlichen Betreuung durch Spezialisten kombinieren. Sowohl die Lernenden als auch die Lehrenden müssen mit vollwertiger Profi-Technik ausgestattet sein, die zuverlässig, sicher und vor allem einfach zu bedienen ist. Denn der Betrieb von vernetzten IT-Systemen ist in Schulen ähnlich umfangreich wie in mittelständischen Unternehmen - er erfordert jedoch eine Hochverfügbarkeit, die in der Industrie ihresgleichen sucht.

Ein Notebook macht noch keinen Musterschüler

Wie alle Medien, sind die Schul-Notebooks nur Mittel zum Zweck. Natürlich werden sie nie das alleinige Arbeits- und Unterrichtsmittel oder gar der Ersatz für Bücher und Handschrift sein. Ziel ist es vielmehr, die Lernbereitschaft der Schülerinnen und Schüler zu erhalten und das Notebook didaktisch wohl durchdacht als ergänzendes Unterrichtsmittel einzusetzen. Ohne die Einbindung in das schulische Konzept und eine zuverlässige Infrastruktur ist der Nutzen sehr beschränkt.

Diesen Ansatz unterstützt die Lösung Managed Learning von Fujitsu Siemens Computers IT Product Services. Sie ist modular aufgebaut und umfasst acht Pakete, denn je nach Ausgangssituation der jeweiligen Bildungseinrichtung sind unterschiedliche Schritte zum Aufbau und Betrieb einer geeigneten Infrastruktur erforderlich. Bei der Umsetzung von Managed Learning werden regionale Partner und Händler bevorzugt einbezogen. Zusätzliche Geschäftschancen für den Handel bieten sich beispielsweise mit Software für die freie Partition der Schüler-Notebooks, mit Peripheriegeräten wie Druckern und Scannern oder dem erforderlichen Verbrauchsmaterial. Auch der Aufbau der Infrastruktur läuft in enger Kooperation mit lokalen Vertriebspartnern. So übernehmen sie beispielsweise die Installation und Verlegung von Netzinfrastrukturen, Vor-Ort-Services für den First-Level-Support und sogar das regionale Marketing.

Die acht Pakete beinhalten jeweils Hardware, Software und Services - jede Stufe wird also komplett aufgebaut. Im Einzelnen sind dies:

Betrieb

Das Paket umfasst aufeinander abgestimmte Dienstleistungen, die den Betrieb der vorhandenen oder neu geschaffenen IT-Infrastruktur, die Anwenderbetreuung sowie eine hohe Verfügbarkeit sicherstellen. Virenschutz, das Beseitigen von Schwachstellen im Betriebssystem, die gesicherte Datenübertragung und Firewall-Lösungen gehören ebenfalls dazu. Im Rahmen des Software-Managements verteilt und installiert der Dienstleister außerdem Sicherheitspatches und Software-Updates.

Schul-Server

Der Schul-Server stellt die Daten und Lerninhalte zur Verfügung, verwaltet die Rechte der einzelnen Nutzer und kann Peripheriegeräte wie Drucker oder Scanner managen. Schüler und Lehrer können gemeinsam ein Tafelbild vom PC aus entwickeln, revidieren, abspeichern und wieder herstellen. Zudem wird der Server zur Datenfernübertragung (DFÜ) eingesetzt. Ein Synchronisationsmechanismus sorgt dafür, dass die Dateien der Lehrer und Schüler auch im Web-Portal verfügbar sind. Somit können Datei-basierte Aufgaben in der Schule begonnen und zu Hause fortgesetzt werden.

IT-Lernplatz

Der Dienstleister sorgt dafür, dass das Notebook als IT-Arbeitsplatz sowohl innerhalb der Bildungseinrichtung als auch an anderen Orten gleichermaßen genutzt werden kann. Dazu gehören die Implementierung des Arbeitsplatzes in das Schulnetz, die Rechteverwaltung sowie die Verteilung und Verwaltung von Softwareprodukten. Das Paket "IT-Lernplatz" beinhaltet zudem ein Sicherheitskonzept - angefangen bei Diebstahl und möglichen Versicherungen bis zu Viren- und Datenschutz.

Web-Portal

Über einen Internet-Browser können Schüler und Lehrer von überall auf die Lerninhalte zugreifen und diese bearbeiten. Auf dem Web-Portal sind über 100 Funktionen integriert, beispielsweise eine Plattform zum Nachrichtenaustausch zwischen den Teilnehmern, eine Wissensdatenbank oder die Lernerfolgskontrolle. Sicherheitsfunktionen wie Web-Verschlüsselung und weitere Mechanismen zur Sicherstellung der Nutzeridentität sind gewährleistet. Auch Web-Konferenzen, Unterricht für erkrankte Schüler oder die Nutzung der Lerninhalte von zu Hause aus sind über das Portal möglich. Das Paket Web-Portal beinhaltet zudem ein Sicherheitskonzept für Kinder- und Jugendschutz.

Schulnetzwerk

Das Modul stellt die Vernetzung der gesamten Schule sowie das Einbinden von IT-Arbeitsplätzen sicher. Die Lösung beinhaltet außerdem das interne und externe Zugriffs- und Rechte-Management, die Implementierung, die Planung und Installation der Funkverbindung (WLAN) sowie den Einsatz einer Firewall zum Schutz vor Angriffen aus dem Internet.

Web-Anbindung

Der Dienstleister übernimmt den Aufbau einer sicheren Verbindung zwischen den IT-Lernplätzen, dem Schulserver und dem Web-Portal sowie die Anbindung ans Internet. So wird ein sicherer Datenaustausch im Internet innerhalb der Kommune, des Bundeslandes oder die Datenübertragung nach Hause ermöglicht.

Lerninhalte

Die Lerninhalte können gemäß den Vorgaben des jeweiligen Kultusministeriums als digitale Inhalte von Verlagen eingebunden werden. Den Lehrern stehen unterschiedliche Werkzeuge zum Erstellen von Lerninhalten zur Verfügung. Zusätzlich ist es möglich, bestehende und frei verfügbare Lernportale einzubinden.

Finanzierung

Dieses Modul erweitert den Spielraum der Beteiligten und ermöglicht den Einsatz von Hightech - selbst bei engem Budget. Die unterschiedlichen Finanzierungsmodelle können beispielsweise Leasingvarianten oder Mietkauf vorsehen. Je nach Situation der Bildungseinrichtung wird das geeignetste Modell identifiziert.

Die technische Infrastruktur muss stimmen

Was macht die IT-Umgebung von Bildungseinrichtungen so speziell? Die Erfahrung zeigt, dass es einige wesentliche Unterschiede - etwa zur IT in einem Unternehmen - zu beachten gilt. So gibt es in einer Schule zum Beispiel ganz spezielle Leistungsspitzen. Eine höchst kritische Herausforderung ergibt sich aus der Einteilung des Schultags in Unterrichtseinheiten von 45 Minuten: Es darf nicht länger als drei bis fünf Minuten dauern, bis alle Schüler online sind, da sonst ihre Motivation sinkt und der Unterrichtsfluss unterbrochen ist. Zudem müssen die Netze dafür ausgelegt sein, die Datenpakete von vielen Anwendern gleichzeitig transportieren zu können.

Auch ausreichend Zugangspunkte für die kabellose Übertragung (WLAN) sind erforderlich. Denn in der Regel erfolgt die Anbindung der einzelnen Rechnerarbeitsplätze innerhalb der Schulen unter anderem durch die kabellosen Netze. Dies ermöglicht einen flächendeckenden Zugang zur IT-Struktur, was zwei entscheidende Vorteile mit sich bringt: Schüler und Lehrer sind nicht mehr an festinstallierte Klassenräume mit anfälligen Netzsteckdosen gebunden und der andernorts beobachtbare Kabelsalat gehört der Vergangenheit an.

Schul- und schülertaugliche Geräte

Damit die Schule nicht zum IT-Dschungel wird und Lehrer nicht wertvolle Unterrichtszeit durch technische Probleme verlieren, sollte die eingesetzte Technologie gewisse Mindestanforderungen erfüllen. So ist etwa die Qualität der Notebooks ein wichtiger Faktor. Alle Geräte müssen nach demselben Standard konfiguriert und in das Schulnetzwerk eingebunden werden. Eine häufige Schwachstelle ist beispielsweise der Akku. Bei Billiggeräten vom Discounter besteht die Gefahr, dass das Notebook für den Unterrichtseinsatz nicht ausreichend Strom speichern kann. Der Einsatz von Doppelakkus hat sich hier klar bewährt. Doch die Anforderungen hinsichtlich Robustheit und Ausdauer gelten nicht nur für die Akkus: Ein Schüler-Notebook muss auch mal einen Sturz von der Schulbank aushalten können. Daher sollte es mit einer Umrandung aus Gummi versehen sein.

Auch die Räumlichkeiten gilt es zu beachten: Der Platz in einem Klassenzimmer ist in der Regel relativ eng bemessen und erfordert daher spezielle Hardware. So ist ein Arbeitsplatz in der Schulbank viel kleiner als ein durchschnittlicher Schreibtisch im Büro. Hinzu kommt, dass Schulen und Universitäten oft in älteren Gebäuden untergebracht sind - der Aufwand für das Verlegen von Kabeln oder das Einrichten der WLAN-Access- Points sollte in der Planung und Kalkulation eines Managed-Learning-Projektes gesondert berücksichtigt werden.

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