3 Fragen, die beantwortet werden müssen

Das passende Rechenzentrum bauen

Lead Advisor Platforms & Infrastructure bei der Experton Group
Glaubt man den Cloud-Anbietern, so sind eigene Rechenzentren im Wesentlichen überflüssig und teuer, die „Cloud“ hingegen sicher, günstig und flexibel.

Trotzdem sind nur wenige Vorstände und IT-Verantwortliche bereit, ihre eigenen Rechenzentren zu schließen. Betrachtet man die Hintergründe, so stellt man schnell fest, dass ein nicht kleiner Teil der IT überhaupt nicht in eine Cloud-Infrastruktur gepresst werden kann, zumindest nicht kostengünstig.

Wie aber sieht nun eine geeignete RZ-Infrastruktur aus? Allgemein lässt sich diese Frage kaum beantworten. Es hängt von den Anforderungen ebenso ab, wie von der vorhandenen Infrastruktur.

Klassifizierung der Data Center laut Experton Group
Klassifizierung der Data Center laut Experton Group
Foto: Experton Group AG, 2015

Um eine geeignete Rechenzentrumsinfrastruktur planen zu können, müssen aber zunächst einmal einige grundlegende Hausaufgaben erledigt werden - wenn sie nicht schon längst erledigt sind:

  • Klassifizierung der Systeme: Wie in der oben stehenden Abbildung gezeigt, ergibt es Sinn, die vorhandene Infrastruktur wie exemplarisch dargestellt zu klassifizieren. Nicht alle Systeme eignen sich gleichermaßen für einen Private-Cloud-Ansatz, nicht alle für virtuelle Server / Storage-Umgebungen etc. Mit einer derartigen Klassifizierung und einer aktuellen IT-Strategie, die sich an den Geschäftsanforderungen orientiert, lassen sich schnell potenzielle Rechenzentrumsstrategien für die unterschiedlichen Klassen ableiten und entsprechende Projekte definieren und bewerten.

  • Standardisierung der Systeme und Migration von Altsystemen: Wenn ein Private- oder Hybrid-Cloud-Ansatz eine Option sein soll, so müssen die Anwendungen auf entsprechenden Standardsystemen, i.d.R. Linux- oder Windows-Server, lauffähig sein. Entsprechende Migrationsprojekte müssen vorab monetär und aus Risikosicht bewertet werden.

  • Konsequente Server-, Storage- und Netzwerkvirtuaisierung und Einführung von "Software defined"-Lösungen: Damit lassen sich einerseits Kostenvorteile, andererseits aber vor allem Flexibilitätsgewinne erzielen. Wichtig ist dabei, dass Geschäftsanforderungen wie z.B. Verfügbarkeiten oder Wiederherstellungszeiten nicht kompromittiert werden.

Nach diesen grundlegenden Überlegungen stehen viele IT-Verantwortliche vor der Frage, welche Server- / Storage-Infrastruktur sie zukünftig verwenden sollen. Die meisten Anbieter haben hier eine einfache Antwort: konvergente Systeme sollten es sein - wer integriert denn heute noch selbst? Wer hat die Ressourcen?

Grundsätzlich ist dieser Ansatz, auch um den Weg in eine hybride Cloud zu vereinfachen, nicht schlecht. Jedoch stellt man schnell fest, dass derartige Systeme nicht für alle Anforderungen wirklich passend sind. Größere Datenbanksysteme, hochverfügbare Cluster etc. lassen sich einfacher und häufig auch günstiger mit "alten" Rack- oder Bladeservern und "klassischen" Storage-Systemen implementieren. Von Vendor-Lock-in soll an dieser Stelle gar nicht gesprochen werden.

Generell sollten IT-Entscheider vor einer derartigen Infrastrukturinvestition möglichst detailliert eine Kosten-Nutzen-Rechnung anstellen. Nicht selten rechnen sich weder Cloud- noch konvergente Infrastrukturlösungen.

Die noch viel spannendere Frage, wie das Management und der Betrieb zukünftig gestaltet werden soll, klären wir in einem der nächsten Beiträge zu dieser Reihe. Welche Art der Automatisierung ist zielführend? Ist OpenStack eine Option? Reicht klassisches System Management heute noch aus? Brauche ich Cloud Orchestration? (rw)

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