Blackberry KEYone von TCL Communications

Das Retro-Blackberry



Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Das Wiederauflebenlassen alter Marken und Formfaktoren ist ein klares Indiz dafür, dass den Herstellern im Smartphone-Markt allmählich die Ideen ausgehen: Der Retro-Trend ergreift die Smartphone-Branche.

Mit dem Blackberry KEYone, dem ersten von TCL Communication unter der Marke Blackberry veröffentlichten Smartphone, unternimmt der chinesische Markenlizenznehmer den Versuch, das Retro-Konzept auf die Smartphone-Branche zu übertragen. Das KEYone soll dabei an die alten Glanzzeiten (Pre-iPhone-Zeiten) des Smartphone-Pioniers (damals noch Research in Motion genannt) anknüpfen und bei seinen Nutzern mit klassischen Blackberry-Werten wie Sicherheit, Zuverlässigkeit, langer Akku-Laufzeit und nicht zu vergessen einer physischen Tastatur punkten.

Das Blackberry KEYone - alter Wein in neuen Schläuchen?
Das Blackberry KEYone - alter Wein in neuen Schläuchen?
Foto: TCL Communications

Gleichzeitig verspricht TCL aber auch "alle großartigen Eigenschaften eines leistungsstarken Smartphones wie ein hervorragendes Display und eine grandiose Kamera". Konkret besitzt das neue Blackberry eine 12MP-Hauptkamera und eine 8MP-Frontkamera. Als Display ist das KEYone mit einem 4,5-Zoll-Bildschirm (1620x1080 Pixel, 434 ppi) ausgestattet, der durch Gorilla Glass 4 vor Kratzern und Stößen geschützt wird. Um unter dem Touch-Display noch eine physische Tastatur unterzubringen, wählte TCL das ungewöhnliche Seitenverhältnis von 3:2. Dennoch geht der Nutzer dabei einen kleinen Kompromiss ein, denn das Gerät wirkt im Vergleich zu herkömmlichen Touch-Devices etwas zu lang.

Ein weiterer Kompromiss - diesmal in Sachen Leistung zugunsten Akkulaufzeit - ist der im KEYone verbaute Snapdragon 625 von Qualcomm. Der eher für Mittelklasse-Smartphones konzipierte Chipsatz wurde gewählt, um dank eines effizienteren Batterieverbrauchs eine lange Akkulaufzeit zu gewährleisten. Dabei besitzt das KEYone mit einem 3505mAh-Akku ohnehin bereits den größten Akku, den es jemals in einem Blackberry-Gerät gab. Sollte dem Smartphone dennoch einmal der Saft ausgehen (also vermutlich nach 11/2 bis 2 Tagen J), ermöglicht es die Quick Charge 3.0 Technologie, dass der Akku in ca. 36 Minuten bis zu 50 Prozent Ladung aufnehmen kann. Stehen nur ein paar wenige Minuten für eine schnelle Ladung zur Verfügung, kann Blackberrys Boost die Batterie turboladen, um die maximale Ladung in der begrenzten Zeit zu erhalten.

Auch beim Design wurde nachgelegt, zumindest wenn man an die frühen Plastikbomber aus dem kanadischen Waterloo denkt. Das neue Blackberry-Smartphone besitzt einen eloxierten Aluminiumrahmen mit sanftem Texturrücken, was neben einer ansprechenden Optik auch Robustheit und Langlebigkeit garantieren soll. Zumindest stehen beim KEYone die Chancen deutlich geringer als beim DTEK60, auf leicht abschüssiger Oberfläche eine Rutschpartie hinzulegen.

Was das von vielen Touchscreen-Nutzern als antiquiert angesehene Tastatursystem betrifft - Auch hier wurde Hand angelegt: Das Smart Keyboard reagiert auf Berührungen ganz in der Tradition des BlackBerry Trackpads, welches Surfen sowie Lesen und Schreiben von E-Mails und Nachrichten um einiges reibungsloser und intuitiver gestaltet. Außerdem kann man in dem Keyboard für jede Taste einen Shortcut festlegen, so dass etwa, wenn "I" oder "M" eingegeben wird, die Inbox bzw. die Map aufgeht. Zusätzlich wurde in die Leertaste ein Fingerabdrucksensor integriert.

Last, but not least ließ TCL dem KEYone die gleichen Sicherheitsmaßnahmen angedeihen wie bereits beim Blackberry DTEK 50 und DTEK 60 - angefangen vom Hinzufügen von Sicherheitsschlüsseln in den Prozessor bei der Fertigung bis hin zu einem sicheren Betriebssystem (Android 7.1) und der Garantie monatlicher Updates. Außerdem verfügt das Gerät über eine Reihe speziell von Blackberry entwickelter Apps wie DTEK oder den von BlackberryOS bekannten und leider nicht 1:1 übertragenen Blackberry-Hub als Nachrichtenzentrale des Device.

In einem (leider sehr) kurzen Hand-on beim Launch in Barcelona machte das Gerät von der Optik und der Verarbeitung einen guten Eindruck. Auch die Performance ließ - soweit das in der kurzen Zeit und unter den herrschenden Bedingungen überhaupt messbar war - nicht zu wünschen übrig, Genaueres kann aber nur ein längerer Test zeigen.

Weniger überzeugte indes die physische Tastatur, was aber wohl eher an zu dicken Fingern als am Gerät selbst liegen könnte. Und auch der Preis erscheint etwas überzogen. So soll das Blackberry KEYone ab April weltweit zu einem empfohlenen Verkaufspreis von 599,- Euro auf den Markt kommen - ein Betrag, den wohl nur Liebhaber einer physischen Blackberry-Tastatur hinblättern werden.

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