Das sagen die Vertriebspartner

06.01.2005
Am 16. Dezember 2004 war es so weit: Symantec gab offiziell die Übernahme von Veritas bekannt. Die Transaktion umfasst einen Wert von etwa 13,5 Milliarden Dollar in Symantec-Aktien. Die kumulierten Jahresumsätze beider Unternehmen belaufen sich derzeit auf fünf Milliarden Dollar. Von ComputerPartner-Redakteur Dr. Ronald Wiltscheck

Das künftig unter dem Namen Symantec firmierende Unternehmen gehört zu 60 Prozent Symantec-Aktionären und zu 40 Prozent den Veritas-Teilhabern. Neuer (und zugleich alter) Chef von Symantec bleibt John Thompson - in der Funktion des CEO und Chairman. Veritas-Vorstandsvorsitzender Gary Bloom wird Präsident und Vice Chairman. Der neu gemischte Verwaltungsrat wird sich aus sechs Symantec und vier Veritas-Vertretern zusammensetzen - analog zur Gewichtung der Aktionärsverteilung. Auch der Umtauschkurs für Veritas-Aktien steht bereits fest: Für jedes Papier des Speicherspezialisten gibt es 1,242 Anteile einer Symantec-Aktie. Die gesamte Transaktion soll noch im zweiten Quartal 2005 komplett über die Bühne gehen.

Für die Channel-Partner beider Unternehmen soll sich die Fusion positiv auswirken: Weltweit aufgestellte Verkaufs-, Service- und Channel-Partner-Organisationen können nun Millionen von Kunden zu Diensten sein - Endkonsumenten, kleinen Firmen, mittelständischen Unternehmen und Konzernen, hieß es aus der Symantec-Zentrale in Cupertino/Kalifornien. "Wir bauen weiterhin auf unsere Channel-Partner, um Veritas-Produkte auch bei mittelständischen Unternehmen und in schnell wachsenden Märkten zu platzieren", sagte Thompson. "Wenn wir nun unsere Markenbekanntheit mit unserer Stärke in der Distribution gekoppelt auf Veritas-Pakete anwenden, werden wir sehr erfolgreich sein."

Festzustellen bleibt, dass beide Unternehmen bisher in Deutschland mit denselben Broadline-Distributoren arbeiten: Ingram Micro, Tech Data, Actebis und Also. Keine Überschneidungen gibt es hingegen auf der VAD-Front (Value Added Distributoren): Hier agieren Computerlinks, Entrada, Compushack und Magirus für Symantec, während TD Midrange und Tim die Fahne für Veritas hier zu Lande hoch halten.

Distributoren stehen Gewehr bei Fuß

Robert Jung, Geschäftsführer bei Entrada, sieht deshalb bei den Broadlinern keine große Änderungen aufkommen. Anders sieht es für ihn hingegen im VAD-Bereich aus: "Hier werden wir sicherlich noch vier bis sechs Monate lang die weitere Entwicklung abwarten, bevor wir die Produkte definieren, die sich für uns eignen."

Auch Richard Hellmeier, Vorstand bei Computerlinks, wartet erst einmal ab: "So ein großer Merger wird sich positiv und negativ auswirken. Für Symantec-Partner tun sich dadurch große Chancen auf." Was das eigene Distributionsgeschäft betrifft, zeigt sich Hellmeier ebenfalls zuversichtlich: "Wir haben bereits eine eigene Storage-Abteilung im Haus." Auf keinen Fall will er jedoch Produkte in sein Portfolio nehmen, die bei den Broadlinern besser aufgehoben wären. "Speicherlösungen mit Mehrwert sind aber auch für uns interessant", so der Computerlinks-Vorstand. "Es kommt eben auf die Rahmenbedingungen an."

Tims Vorstand Jörg Eilenstein hat die Nachricht über die Megafusion erst mal erschreckt. "Doch es hätte auch schlimmer kommen können, wie etwa mit EMC und Legato", erinnert sich der Manager. So bleibt Symantec zumindest ein unabhängiger Softwareanbieter. Dort werde es ohnehin bei zwei weitgehend unabhängig voneinander agierenden Unternehmensbereichen bleiben, glaubt Eilenstein. Für die Tim AG wird sich vorerst wenig ändern: "Unser Focus bleibt Storage." Ausflüge in die Security-Welt möchte Eilenstein dennoch nicht ausschließen: "Mit CA eTrust haben wir bereits eine Antivirenlösung im Portfolio."

Für die Übernahme von Veritas sprechen laut IDC die früher getätigten Akquisitionen im Bereich Systemmanagement: On Technology und PowerQuest. Auch Symantecs Bekenntnis, IT-Security und Systemmanagement zu vereinigen, passe dazu. Veritas hat bisher vornehmlich Großkunden bedient, das Engagement von Symantec könnte als Türöffner in den viel umworbenen Mittelstand dienen, so die Einschätzung der Marktforscher. Denn der Antivirenspezialist ist über seine zahlreichen Partner (in Deutschland fast 4.000) gut in den mittelgroßen und kleineren Firmen vertreten.

Wie die Analysten die Situation sehen

Bestehende Veritas-Kunden wiederum erhielten nun durch Symantecs Engagement einen leichteren Zugang zu IT-sicherheitsrelevanten Hard- und Softwareprodukten sowie den dazugehörigen Dienstleistungen. Außerdem besteht laut IDC kaum eine Überlappung zwischen beiden Unternehmen, was das Produktportfolio und (teilweise) die Kundenbasis betrifft.

Dennoch: Symantec könnte nach der Übernahme von Veritas immer noch als Antivirenfirma gelten, und bisher hat es die Company aus Kalifornien nicht geschafft, den aus dem Merger hervorgehenden Mehrwert ihren Kunden und Partnern zu vermitteln, so IDC.

Insgesamt zieht aber das Marktforschungsunternehmen ein positives Fazit: Demnach könnte der nun neu entstandene Softwarekonzern mehr wert sein als die Summe beider bisher unabhängig agierenden Firmen. Eine allumfassende Lösung aus Security, Systemmanagement und Datensicherung würde laut IDC die Bedürfnisse vieler Kunden befriedigen.

Eine Herausforderung bleibt das Zusammenwachsen der zwei Companies dennoch. Die neue Konzernführung muss unterschiedliche Kulturen, Managementmethoden und Distributionskanäle unter einen Hut bringen. Den mühsamen und langen Weg von HP nach der Akquisition von Compaq sollte sich Symantec immer vor Augen halten, so IDC.

Meinung des Redakteurs

Mit 13,5 Milliarden Dollar ist der Symantec-Veritas-Merger der bisher größte in der Softwarebranche. Genauso groß sind auch die Herausforderungen für den Channel. Bisher agieren nur die wenigsten Partner sowohl auf dem Gebiet Datensicherheit (Symantec) als auch auf dem Gebiet Datensicherung (Veritas). Nun obliegt es dem neuen, weltweit viertgrößten Softwarekonzern, dies seinen Partnern zu erklären. Zum größten Gegenspieler von Symantec gerät dabei Computer Associates. Die von beiden Unternehmen adressierten Marktsegmente sind nun fast identisch.

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