Das schwere Leben mit den Anwendern

21.12.2000

Jeder, der mit Anwendern zu tun hat, kennt sie: die unsäglichen Anfragen, die einen zur Weißglut bringen können und das Gehalt zum Schmerzensgeld machen. Die unten stehenden Erfahrungsberichte sind wahre Geschichten von anonymen Autoren, gefunden im Internet. Protagonisten sind die DAUs (Dümmster Anzunehmender User) und S-DAUs (Super-Dümms-ter Anzunehmender User), die strahlenden Helden allerdings sind die Händler, Sysops und Helpdesks.

Ja, wenn’s der Laptop kann ...

Ein teurer externer Fachmann (immerhin 250 DM die Stunde) beschwerte sich, dass auf seinem Monitor nichts zu sehen sei. Natürlich sei er angeschlossen, Strom hat er doch! Also hin und helfen. Vor Ort festgestellt, dass das VGA-Monitorkabel fehlte. Auf die Frage, warum das Kabel nicht mehr dran sei, kam die erstaunte Reaktion: "Datenkabel? Mein Laptop hat so was auch nicht, und da hab ich auch ein Bild."

Ein C64 stellt sich quer

DAU (Dümmster Anzunehmender User): "Bitte helfen Sie mir, sonst ist keiner da."

WAN (Hotline-Mitarbeiter): "OK, also gut. CD oder Disketten-Version?"

DAU: "CD? Was ist das?"

WAN: "Eine große runde Silberscheibe ..."

DAU: "Ach so ja, die habe ich ..."

WAN: "Also, läuft Ihr Computer bereits?"

DAU: "Ja ..."

WAN: "Und haben Sie Zugriff aufs Laufwerk?"

DAU: "Ja."

WAN: "Na, dann wechseln Sie doch aufs Laufwerk und starten Setup.exe ..."

DAU: "... ich habe irgendwie Probleme, das Laufwerk zu schließen (ächz, krampf, mach ...)"

WAN: "Und?"

DAU: "So, jetzt ist’s gegangen, was jetzt?"

WAN: "Geben Sie Setup.exe ein ..."

DAU: "Da kommt nix ... kennt er nicht."

WAN: "Wieso, was meldet der Computer denn?"

DAU: "Dass er dieses Setup-Zeugs nicht kennt ..."

WAN: "Lesen Sie doch bitte vor, was steht denn da?"

DAU: "Da steht: Syntax Error."

WAN: "Waaas?"

DAU: "Aber ja ..."

WAN: "Was für einen Computer haben Sie denn?"

DAU: "Commodore C64 ..."

WAN: Rooofl, Rooofl (Roooll over the Floor - lachend, versteht sich, Anm. d. Red.)!!

DAU: "Was denn?! Was lachen Sie so dumm?!

WAN: "Guter Mann, das kann niemals funktionieren!"

DAU: "Wieso denn?"

WAN: "Keine Ahnung, wie und wo Sie die CD reingeschoben haben, aber Ihr C64 ist Schrott und schlicht nicht modern genug ..."

DAU: "Erzählen Sie nicht solchen Unsinn! Mein C64 hat mich damals 3.000 Mark gekostet, das muss gehen! Sonst frage ich halt woanders."

WAN: "(Lacht) Na denn: Viel Glück und viel Spaß!"

Gerüchten zufolge soll DAU sich dann einen alten Macintosh gekauft haben. Ob es jetzt wohl mit der Installation von Win95 geklappt hat?

Wenn schon, denn schon

Nutzerin: "Ich komme nicht in den Computer."

Admin: "Wieso nicht?"

Nutzerin: "Das Passwort ist wahrscheinlich falsch."

Admin: ???

Es stellt sich heraus, dass die Nutzerin lediglich die Aufforderung "Bitte Passwort sofort ändern!" wörtlich befolgt hat: mit dem Radiergummi auf dem NutzerInnenausweis.

Alles inkompatibel!

Nutzerin ruft an: "Hinter meinem Drucker brummt’s!"

Admin: ???

Nutzerin: "Das nervt ganz gewaltig, und das geht schon die ganze Zeit so."

Admin: "Was ist denn das für ein Teil?"

...

langes Hin- und Her

...

Nutzerin: "Das ist derselbe Kas-ten, in den ich immer die Diskette hineinstecke."

Hmmmmm ...

Admin erzählt Professor von Serverabsturz (Novell).

Professor (schuldbewusst): "Das war wohl ich ..."

Admin: ???

Professor: "Ich habe indirekt einen Kurzschluss verursacht. Die Kaffeemaschine hat Wasser in die Steckdose gespuckt."

Also, wenn er nicht mal eine Putzfrau aushält ...

Man braucht ja selber kein Back-up. Nie! Ich geh zum Kunden, installier grad seinen nagelneuen Netware-Server, Wahnsinns-Performance, Burst-SRAM, Platte ohne Ende, alles auf PCI, selbst die Netzwerkkarte, Doppel-Pentium, aber er braucht kein Backup. Und natürlich auch keinen Streamer oder ’ne CD-ROM-Kopie von der Vollinstallation.

Und zwei Tage später setzt sich die Putzfrau auf den - zugegebenermaßen einladend - niedrigen Midi-Tower, der da in genau der richtigen Höhe, in genau der richtigen Ecke steht, setzt sich drauf, verstopft die Lüftungsschlitze (es musste ja dieses Designgehäuse mit den Schlitzen oben sein) und frühstückt. Und nachdem beide Netzteile angesprungen sind, die beiden Pentiumlüfter schon auf Hochtouren laufen und der Zusatzlüfter für die Barracuda gerade den Geist aufgibt, steht sie auf. Das Gehäuse ruckelt, und bei der auf 120 Grad aufgeheizten Platte setzt ein Kopf kurz auf. Normalerweise macht es ja nichts, wenn man den Kopf mal kurz aufsetzt, aber bitte nicht bei 120 Grad und zirka 3.000 Umdrehungen in der Sekunde. Da platzt auch einer Festplatte schon mal der Kragen, wobei sich die Reste des Kragens dann in die Bad-Sector-List, dem Boot-Sector und noch an ein paar anderen wichtigen Stellen niederlassen. Und dann brauchte er halt nun doch ein Backup ...

Wer bitte ist Any?

In einer Versicherungsfirma fiel mir auf, dass auf einigen Sachbearbeiter-Tastaturen Aufkleber auf der Space (Leerschlag)-Taste angebracht waren mit der Aufschrift "Any". Auf meine Erkundigung hin erfuhr ich, dass es mittlerweile weniger aufwendig war, die Tastaturen so zu verschönern, als den Sachbearbeitern Nachhilfeunterricht in Englisch zu geben: "Press any key to continue ..."

Ich will Füße!!!

DAU: "Die Kiste mit dem Fernseher dran, die sie mir gestern aufgestellt haben, funktioniert nicht."

Ich: "Was haben Sie denn für ein Problem?"

DAU: "Ich trete schon seit einer Stunde auf dem Fußpedal rum, und nichts tut sich."

Ich: "Fußpedal? Sind Sie sicher, dass Sie den Computer und nicht Ihr Diktiergerät meinen?"

DAU: "Wollen sie mich verar... ?! Bewegen sie Ihren Hintern hierher und bringen Sie das in Ordnung."

Nach ein paar beruhigenden Worten bin ich dann los. Vor Ort bekam ich das Grausen: Der Anwender hatte die Maus auf den Fußboden gelegt und trat mit dem Fuß drauf rum. Für alle, die mir jetzt Bösartigkeit unterstellen, möchte ich nur anmerken, dass der Anwender noch im Besitz beider Hände war.

Ein Netzteil rebelliert

Wir arbeiten mit IBM-PCs, die in England gebaut wurden. Diese Geräte haben einen kleinen Schalter auf der Rückseite, mit dem man das Netzteil auch auf 130 Volt umschalten kann. Ein Mitarbeiter glaubte aber, dass dies der Schalter für die Umdrehungszahl des Lüfters sei. Da ihm der PC zu laut erschien, stellte er die "Umdrehungszahl" von 220 auf 130 um. Es gab daraufhin eine kurze, aber heftige Explosion im Netzteil, und dieses verabschiedete sich.

Der ist zu schnell!!

Neue Rechner braucht das Land (Danke, Bill!) ... Da ist man so nett und spendiert einem Anwender einen neuen Computer, Pentium 200 / 64MB RAM ... Das ist gegenüber dem Vorgänger, einem 486DX66, ein echter Aufstieg, und darüber würde sich wohl jeder freuen - denkt man. Nicht so meine Kollegin! Am nächsten Tag habe ich die Schelte meines Lebens bekommen:

Sie: "Mit dem neuen Rechner kann doch kein Mensch arbeiten! Ich will meinen alten wieder haben!"

Ich: "Aber wo liegt denn das Problem?"

Sie: "Wenn ich bei Excel eine Zeile markieren will, bin ich direkt am Ziel vorbei. Der ist viel zu schnell."

Ich will hier besser nicht meine Ausführung über Feinmotorik und Koordination wiederholen. (Die Kollegin hat ihren alten Rechner nicht wieder.)

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