Prognose von Computop-Chef Ralf Gladis

Das sind die Payment-Trends 2021



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Die Kreditkarte bekommt ein eigenes Wallet, die Girocard geht ins Netz – das sind einige der Prognosen, mit denen Ralf Gladis, CEO des Bezahldienstleisters Computop, in das neue Jahr startet. Am wichtigsten sei, dass das Bezahlen für die Kunden noch bequemer werde.
Computop-Chef Ralf Gladis blickt in die Payment-Zukunft
Computop-Chef Ralf Gladis blickt in die Payment-Zukunft
Foto: Computop

Zum Jahresbeginn wirft man gerne einen Blick auf die kommenden Trends, das gilt auch für den Bezahldienstleister Computop. Aus Sicht von Computop-CEO Ralf Gladis, heißt auch für 2021 der Megatrend im Zahlungsverkehr Convenience, auf Deutsch Komfort. "Diese Vorhersage treffen wir bei Computop jedes Jahr, und sie hat sich noch immer bewahrheitet, denn Innovationen setzen sich nur dann im Markt durch, wenn sie das Bezahlen für den Nutzer einfacher machen", so Gladis. Selbst der wichtige Aspekt Sicherheit überzeuge nicht, wenn er mit mehr Komplikationen verbunden sei. Doch welcher Komfortgewinn wird sich 2021 durchsetzen?

"Die naheliegende Antwort lautet: kontaktloses Bezahlen", meint Gladis. Im Jahr der Pandemie würden sich noch mehr Menschen daran gewöhnen, auch für kleinere Beträge im Ladengeschäft mit der Karte oder dem Smartphone ohne virenträchtige Berührungen zu bezahlen. In einer Studie im Auftrag der EURO Kartensysteme gaben bereits ein Viertel der befragten Smartphone-Nutzer mit Onlinebanking an, regelmäßig mit der digitalen Girocard im Handy zu bezahlen. "Von dieser Quote hätte man ein Jahr zuvor nur träumen können. Ein Jahr weiter in die Zukunft geschaut, werden wir hier weiteren Zuwachs sehen", erklärt der Computop-CEO. Die Integration der Girocard in das iPhone, die für Sparkassenkunden seit diesem Jahr möglich ist, werde uns als anhaltender Trend auch 2021 begleiten. Die Verbindung von Deutschlands beliebtester Karte mit einem hochwertigen Smartphone werde im kommenden Jahr eine schon viel zu lange bestehende Lücke zu schließen: den Einsatz der Girocard im E-Commerce. "Für Konsumenten ein Gewinn an Komfort, für Apple Pay ein potenziell großer Sprung im Onlinehandel", meint Gladis.

Die Antwort der Kreditkartenkonzerne

Auf das Vordringen der Wallets und die dadurch verringerte Sichtbarkeit der Kartenmarken hätten VISA, Mastercard und Co. jedoch eine Antwort: Click-to-Pay. "Was als SRC (Secure Remote Commerce) begonnen hat und in den USA und Kanada bereits im Einsatz ist, wird im kommenden Jahr auch uns Europäern zur Verfügung stehen", erklärt Gladis. "Click-to-Pay ist ein eigenes Wallet der großen Kreditkarten-Unternehmen, in das die vorhandenen Karten sehr einfach über die Bank oder die Websites der Kartenmarken integriert werden können. Der Komfortaspekt hier: Sobald man im Checkout auf das Logo klickt, kann man direkt eine der hinterlegten Karten mit ihrer individuellen Grafik auswählen - alle Daten sind bereits vorhanden und werden zusammen mit einem transaktionsspezifischen Kryptogramm übertragen." Selbst ein Kartenwechsel, der ein neues Ablaufdatum oder eine neue Sicherheitsnummer (CVV) mit sich bringe, werde im Hintergrund verarbeitet, so dass der Übergang reibungslos funktioniere.

Ein Trend im Hintergrund sei die Tokenisierung. Mit dem Ziel, die echten Kreditkartennummern (Primary Account Number PAN) möglichst aus dem Zahlungsverkehr herauszuhalten, gäben nun auch die großen Kartenmarken eigene Ersatznummern heraus, die sogenannten Token. Nicht nur die PAN werde dabei ersetzt, auch andere Kartendaten seien im Token integriert. Das Verfahren bilde die Grundlage für das Click-to-Pay-Wallet, aber auch normale Kartenzahlungen außerhalb des Wallets profitierten von dieser Sicherheitsmaßnahme. Die Token würden im Auftrag von VISA und Mastercard durch Token Service Provider wie Computop vergeben.

Abschied von PIN und Passwort

Aus Sicht des Computop-Chefs steht das kommende Jahr zudem im Zeichen des herannahenden Abschieds von PIN und Passwort. "Biometrische Merkmale machen die sichere Authentifizierung viel einfacher", erklärt Gladis. "Das Smartphone hilft dabei, bringt es doch die notwendige Technologie bereits mit. Wir verzeichnen zunehmendes Interesse der Händler, ihren Käufern den Login in ihr Kundenkonto über einen Fingerabdruck oder über die Face-ID zu ermöglichen." Der FIDO-Standard stehe für ein einfaches wie sicheres Verfahren, das auch die sensiblen biometrischen Daten der Kunden schütze. "Was für Wallets und das Online-Banking schon häufig gelernt ist, wird sich auf viele weitere Anwendungen ausweiten", meint der Payment-Experte.

Über das Jahr 2021 hinaus weise schließlich die Retail Payments Strategy, die die EU-Kommission jüngst veröffentlichte. Im Mittelpunkt dieses Papiers steht Instant Payment, (SCT Inst), also die Echtzeitüberweisung im SEPA-Raum. "Dieses Zahlungsverfahren soll an Bedeutung gewinnen, als europaweite, währungsübergreifende Alternative zu den US-dominierten Kreditkarten und Wallets", erklärt Gladis. Mehr als eine Willensbekundung seien die im Strategiepapier geäußerten Vorstellungen jedoch noch nicht. "Die Umsetzung in konkrete Vorgaben wird die Payment-Branche auch in den kommenden Jahren beschäftigen", meint Gladis - und ist damit schon bei den Vorhersagen für die folgenden Jahre.

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