Das Sterben der 0190er-Nummern hat begonnen

16.01.2003
Dienste-Nummern mit der Vorwahl 0190 sind mittlerweile zu einem beliebten Nebenverdienst für alle möglichen - und unmöglichen - Inhalte-Anbieter geworden, teilweise sehr zum Leidwesen der Verbraucher. Seit 1. Januar gibt es die 0900er-Nummern, die den Interessen der Kunden entgegenkommen sollen.

Seit 1. Januar sind die neuen 0900er-Servicenummern aktiv. Sie sollen bis Ende 2005 die bisherigen 0190er-Nummern ablösen. Laut Telekom soll damit "Abzockern" das Handwerk gelegt werden. Die 0900er-Nummern sollen dem Verbraucherschutz entgegenkommen.

Auf die Dienste-Kennzahl 0900 folgt eine Ziffer, an der die Kunden künftig den Inhalt des Dienste-Angebotes erkennen können. Die "1" steht demnach für Information, die Ziffer "3" bedeutet Unterhaltung, und hinter der "5" stecken alle übrigen Dienste. Erotische Inhalte beispielsweise dürfen nur die "5" als Kennziffer benutzen. So wird es für Verbraucher einfacher, bestimmte Nummern zu sperren. Allerdings: Diese Regelung fällt unter das Stichwort "freiwillige Selbstkontrolle" und wird von der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) nicht überwacht.

Blocktarife über drei Euro müssen bei den neuen Nummern in Zukunft vom Verbraucher mit der Tastenkombination "1 und 9" bestätigt werden. Zudem nimmt beispielsweise die Telekom bei allen 0900er-Verbindungen automatisch eine Zwangstrennung nach einer Stunde vor. Dies sei allerdings nicht branchenweit üblich, so ein Telekom-Sprecher gegenüber "Heise Online".

Die 0900er-Nummern werden von der RegTP einzeln an die Inhalte-Anbieter vergeben und nicht mehr wie bei den 0190er-Servicenummern in 100er-Blöcken an die Netzbetreiber. Dadurch soll es für Verbraucher einfacher werden, den eigentlichen Anbieter des Dienstes zu identifizieren. Die neuen Dienste-Nummern sind frei tarifierbar. Bei Telefonangeboten muss der Preis vorher dem Anrufer mitgeteilt werden.

Eine weitere wesentliche Änderung betrifft die Abrechnung solcher Dienste. Bei den 0900er-Nummern wird nicht bereits während des Gespräches abgerechnet, sondern erst danach im so genannten Offline-Billing-Verfahren. Auch ist in Zukunft nicht mehr die Telekom für das Inkasso zuständig, son-dern der Carrier selbst. Laut dem Netzbetreiber Intelegence ist dies ein "kompliziertes Verfahren". Geschäftsführer Christian Plaetke:"Wer diesen Abrechnungsprozess nicht beherrscht, kann in enorme Liquiditätsengpässe kommen."

Ein Carrier müsse sowohl organisatorisch als auch technisch über die notwendigen Strukturen verfügen, um die 0900er-Nummern anbieten zu können. Intelegence ist nach eigenen Aussagen neben der Telekom einer der ersten Netzbetreiber, der die neuen Nummern anbietet. Spätestens bis Mai dieses Jahres allerdings müssen auch die Wettbewerber fit sein. Denn ab diesem Zeitpunkt dürfen keine neuen 0190er-Nummern mehr zugeteilt werden. Die bestehenden Nummern dürfen noch bis Ende 2005 genutzt werden. (gn)

www.in-telegence.net

www.regtp.de

ComputerPartner-Meinung:

Die Rahmenbedingungen der neuen Dienste-Nummern sind in der Tat verbraucherfreundlicher als die der 0190er-Nummern. Und das war auch dringend notwendig. Denn die schwarzen Schafe unter den Inhalte-Anbietern konnten bislang meist unerkannt bleiben, sobald sie die Kunden abgezockt hatten. In Zukunft wird das schon allein durch die Einzelvergabe durch die RegTP nicht mehr so einfach sein. (gn)

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