Bechtle-Chef Thomas Olemotz

Das Systemhaus und die Cloud

16.11.2010

Neue Kunden gewinnen

Welche neuen Kundensegmente wollen Sie 2011 adressieren?

Olemotz: Wir legen uns nicht auf bestimmte Branchen fest, wir sind der IT-Partner des Mittelstands und unsere Kunden bilden exakt die Industriestruktur Deutschlands ab. Nach der überstandenen Krise im Maschinenbau und im Automobil-Bereich samt Zulieferer werden wir in diesem Segment 2010 wieder zulegen können. Unser Geschäft mit der öffentlichen Hand haben wir 2009 um sagenhafte 32 Prozent gesteigert. 2010 werden wir das zwar nicht wiederholen können, aber mit einer deutlich zweistelligen Wachstumsrate bleiben die öffentlichen Auftraggeber ein wachstumsstarkes Kundensegment für Bechtle.

Und wie schätzen Sie Ihre Aussichten für 2011?

Olemotz: 2011 dürfte es schwierig werden, die Wachstumsdynamik von 2010 zu wiederholen. Aber das ist keine Überraschung. 2010 wurden viele 2009 noch aufgeschobene IT-Projekte nachgeholt. Die Investitionsbremse ist nun gelöst und Investitionen in neue IT-Infrastruktur realisiert. Bezüglich unserer Entwicklung 2011 mache ich mir grundsätzliche aber keine Sorgen, auch wenn derzeit noch eine gewisse Unsicherheit am Markt herrscht. Das finde ich gut, denn nun beobachten alle Teilnehmer die Entwicklungen am Markt sehr aufmerksam. Ich jedenfalls sehe derzeit keine Anzeichen dafür, dass die bisher positive wirtschaftliche Entwicklung abreißt, der Trend nach oben bleibt, unser Auftragseingang ist sehr gut und ich bleibe unverändert zuversichtlich für das kommende Jahr.

Und wie sehen Sie die Entwicklung im gesamten Systemhausmarkt?

Olemotz: Die Konsolidierung wird anhalten, da der Markt immer noch sehr atomistisch strukturiert ist. Die Tendenz, dass es eine Handvoll Top-Player und eine Vielzahl von kleineren Systemhäusern geben wird, die relativ gesehen nur wenige Kunden bedienen und mit einem klaren regionalen Fokus agieren, wird sich fortsetzen.
Mittelgroße Systemhäuser suchen hingegen immer öfter den Anschluss an einen der Großen der Branche, wie zum Beispiel die dieses Jahr von uns übernommene iits-Gruppe. Dieses mittelgroße Systemhaus mit 40 Millionen Euro Jahresumsatz musste entscheiden, wie es sich in Zukunft am Markt positionieren will. Denn es sind ja auch die Anforderungen und Erwartungen von Kunden, die zu der Konsolidierung führen.
Ein kleines erfolgreiches Systemhaus kann sehr flexibel Kunden mit regionalem Fokus gewinnen, stößt aber an seine Grenzen bei überregional tätigen, größeren Kunden. Um sowohl diesen Kunden als auch den eigenen Mitarbeitern eine Perspektive zu bieten, muss sich dieses Systemhaus überlegen, wie es eine kritische Größe erreichen kann - oft geht das organisch gar nicht. Alternativ können kleinere Systemhäuser auch eine Nische besetzen. Wollen sie aber wachsen, kommen sie um Fusionen oder Akquisitionen nicht herum.
Wenn nun Bechtle Systemhäuser wie die iits übernimmt, so wird dessen Inhaber zwar immer in unsere Struktur integriert, aber er behält weitgehende Freiheiten bei der Gestaltung seines Business.

Wo wird dann Bechtle selbst 2020 stehen?

Olemotz: 2020 wollen wir fünf Milliarden Euro Umsatz erzielen und die Zielmarge von fünf Prozent erreichen. Dafür schaffen wir jetzt die Voraussetzungen. Wir werden die traditionellen Stärken von Bechtle, die das Unternehmen in den vergangenen 27 Jahren so erfolgreich gemacht haben, bewahren. So können wir uns den zukünftigen Herausforderungen stellen. Wo notwendig, werden wir das Geschäftsmodell nicht grundlegend verändern, sondern an die veränderten Rahmenbedingungen anpassen.
Und das tun wir bereits heute. Sei es beim Cloud-Computing oder der Virtualisierung, aber auch bei der Optimierung unserer internen Zusammenarbeit. Gelingt uns das, bleibt Bechtle auch in Zukunft wettbewerbsfähig, wachstumsstark und wirtschaftlich solide. (rw)

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