Das Tele im Scanner

20.04.2006
Mit dem "Perfection V750 Pro" stellt Epson das zweite Modell mit "Dual-Lens-System" vor. Der Scanner, dessen optische Auflösung bis zu 6.400 dpi betragen soll, ist für Fotografen mit höchsten Qualitätsansprüchen gedacht.

Von Dr. Thomas Hafen

Bisher waren Flachbett-scanner für Fotografen ein fauler Kompromiss. Zwar konnten sie - zumindest mit den besseren Modellen - auch Durchlichtvorlagen wie Dias oder Negative einscannen. Die Qualität dieser Scans war für großformatige Drucke aber nicht ausreichend. Da Flachbettscanner kaum mehr als 2.000 ppi effektive Auflösung bieten und Durchlichtvorlagen eine verhältnismäßig kleine Fläche aufweisen, waren die resultierenden Dateien für großformatige Ausdrucke nicht zu gebrauchen. Wer seine Bildbestände qualitativ hochwertig digitalisieren wollte, musste deshalb in einen speziellen, teuren Diascanner investieren, der zudem zusätzlich Platz auf dem Schreibtisch brauchte, einen zweiten Anschluss am Rechner belegte und unter Umständen die Installation von Zusatzsoftware erforderte.

Mit seinem "Dual-Lens-System" verspricht Epson nun Abhilfe. Zur CeBIT 2006 stellte der Hersteller den "Perfection 700 Photo" vor, das erste Modell mit dieser Technik (ComputerPartner berichtete). Im Mai soll der "V750 Pro" folgen, der sich vor allem an professionelle Anwender richtet.

Die Dual-Lens-Technik

Das System ist neben der normalen Optik mit einer Art Teleobjektiv ausgestattet, das eine maximale Auflösung von 6.400 ppi ermöglichen soll. Diese wäre damit fast so hoch wie bei den besten Diascannern und würde theoretisch eine Ausbelichtung von einem Kleinbild-Dia auf eine Größe von 50 x 70 Zentimetern bei 300 dpi erlauben. Allerdings liegt die effektive Auflösung von Flachbett-Scannern meist weit unter den vom Hersteller angegebenen Werten. Aber selbst bei halbierter Auflösung wäre der Scanner einem preiswerten Diascanner überlegen.

Auch der Dichteumfang von 4,0 wird nur von wenigen dedizierten Durchlicht-Scannern übertroffen. Epson spendiert den neuen Scannern außerdem das "Digital-ICE"-Verfahren (Image Correction und Enhancement). Es erkennt Staub, Kratzer und Fingerabdrücke auf der Vorlage und entfernt sie automatisch aus der Scan-Datei. Dazu erfolgt ein zusätzlicher Scan des Originals mit Infrarotlicht. Digital ICE ist sehr effektiv, verlängert allerdings die Scan-Zeit erheblich.

Um die hohe Auflösung zu erzielen, nutzt Epson zwei Linsen. Ist "High Resolution Lens" im Einsatz, überstreicht die CCD-Einheit den gesamten Scanbereich von zirka 215 Millimetern Breite bei einer Auflösung von nominal 4.800 ppi. Damit lassen sich Aufsichtvorlagen bis DIN-A4 einscannen, aber auch schnell größere Mengen an Durchlichtmaterial. Bis zu vier Streifen 35-mm-Film, zwölf gerahmte Dias, zwei Mittelformat-Filme bis zu 6 x 20 Zentimetern oder zwei 4 x 5-Zoll-Großformat-Filme können so in einem Arbeitsgang eingelesen werden. Die Dateigröße ist allerdings bei JPEG auf 2 GB vor Kompression, bei Tiff auf 4 GB beschränkt. Ein Vollformat-Scan mit 4.800 ppi und acht Bit Farbtiefe ist deshalb nicht möglich.

Schaltet der Nutzer dagegen die "Super Resolution Lens" vor die CCD-Einheit, verringert sich die nutzbare Fläche auf knapp 150 Millimeter, während gleichzeitig die Auflösung auf 6.400 ppi steigt. Beide Dual-Lens-Scanner sind mit einer Sechs-Zeilen-CCD ausgestattet. Die Beleuchtungseinheit besteht aus einer Kaltkathode sowie einer zusätzliche Infrarot-LED für die Digital-ICE-Funktion. Die Scan-Geschwindigkeit beträgt zwischen 3,1 und 12,3 Millisekunden pro Linie, je nach Modus und Auflösung. Beide Modelle lassen sich über USB 2.0 (High Speed) oder Firewire (IEEE 1394) an einen Rechner anschließen. Im Unterschied zum V700 hat der V750 Pro eine zusätzliche Anti-Reflex-Beschichtung auf seiner Optik sowie ein hoch reflektierendes Spiegelsystem, die laut Hersteller störende "Geisterbilder" verhindern und die Erfassung der Scan-Objekte verbessern. Ein zweistufiges Digital-ICE-Verfahren soll außerdem für eine noch effektivere Reduktion von Störungen sorgen.

Der Aufpreis von 200 Euro gegenüber dem V700 rechtfertigt sich allerdings vor allem durch die Softwareausstattung: Im Lieferumfang sind Adobe Photoshop Elements 3.0, die Epson Creativity Suite, die Silverfast-Profiversion Ai sowie ein zusätzliches Softwarepaket für Kalibrierung und Color-Management (Monaco EZcolor und IT8 Targets) enthalten. Der V750 Pro soll ab Mai für 809 Euro zu haben sein.

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