Das Upgrade-Geschäft: 3D-Sound im Aufwind

30.11.2000
Da die meisten PCs heute schon mit integriertem Sound kommen, streben Spieler wie Musikliebhaber bei Soundkarten nach immer Höherem. Besonders Karten mit 3D-Sound erfreuen sich hoher Zuwachsraten.

Die Soundkarte, eigentlich schon eine Selbstverständlichkeit in fast jedem PC, scheint immer noch ein gefragtes Retail-Produkt zu sein. Dies verwundert umso mehr, als viele Mainboards bereits mit integrierten Soundchips kommen. Doch gerade im Zuge der gestiegenen Nachfrage nach 3D-Grafikbeschleunigern befinden sich Soundkarten wieder deutlich im Aufwind. Voraussetzung ist natürlich, dass sie mehr als eine integrierte Lösung bieten.

Das Zauberwort in diesem Zusammenhang heißt auch hier 3D. Doch was bedeutet das eigentlich für Soundkarten? Für räumlichen Sound muss man erst einmal grundsätzlich zwischen 3D-Spielesound und Video-Mehrkanalton unterscheiden.

3D-Sound in Games

Gerade in beliebten Ego-Shootern wie "Unreal Tournament" ist der Sound nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern ein Hilfsmittel um die Gegner schon zu orten, bevor man sie tatsächlich sieht. Je mehr Rauminformationen dabei übertragen werden, desto besser kann sich der jeweilige Spieler auf die entsprechende Situation einstellen. Bei aktuellen Spielen greifen vorwiegend zwei 3D-Audiostandards, nämlich Environmental Audio (EAX) und Sensaura, während A3D zunehmend an Bedeutung verliert. Im bald auf den Markt kommenden Direct X 8, einer neuen Version der Multimedia- und Spieleschnittstelle von Microsoft, wird EAX implementiert sein. Damit ist klar, was eine 3D-Soundkarte für Games auf jeden Fall unterstützen muss.

Alle drei Standards bieten Raumklang auf zwei und vier Lautsprechern. Im Falle von zwei Lautsprechern werden durch Zumischen von Hallanteilen und der Erzeugung von Laufzeitdifferenzen Räume simuliert, während beim Einsatz von vier Lautsprechern eine wirkliche Positionierung der einzelnen Schallquellen im Raum stattfindet. Letzteres ist natürlich die realistischere und präzisere Darstellungsart und findet deshalb bei Gamern immer mehr Anhänger, ist aber auch mit mehr Kabelsalat verbunden.

Um sich als Gamer-Soundkarte behaupten zu können, sollte die Karte die oben genannten Standards mindestens unterstützen und über vier unabhängige Ausgänge verfügen. Dabei handelt es sich allerdings nur um die Mindestanforderungen, die ein Produkt im Preisbereich bis 80 Mark erfüllen muss. Da immer stärker auch Musikbearbeitung, vor allem in Form von MP3-Konvertierung, am PC erfolgt, ist die nächste Stufe ein Digitalausgang und womöglich auch noch ein digitaler Eingang.

DVD und Dolby Digital

DVD beschert Soundsystemen im Bereich um 400 Mark noch ein weiteres wichtiges Feature: die Decodierung von Dolby Digital. Als Raumklangstandard für DVDs hat sich auf breiter Ebene Dolby Digital 5.1 durchgesetzt. Bei diesem Verfahren sind als Soundtrack sechs unabhängige Signalinformationen gespeichert: vorne rechts, vorne links, Center, hinten rechts, hinten links und Subwoofer. Um diese sechs Kanäle aus dem Digitalstream zu decodieren, sind spezielle Hardware- und Software-Lösungen erforderlich. Diese Lösungen müssen dann natürlich auch noch sämtliche Spielefeatures unterstützen. Derartige Systeme, wie etwa die Hercules Game Theater XP mit externer Anschlussbox, sind so vielseitig einsetzbar, dass sie nicht unmittelbar mit Onboard-Lösungen vergleichbar sind. Das wird von den Anwendern auch zunehmend honoriert, was die stark gestiegene Nachfrage deutlich zeigt. Wichtig ist es auch hier, dass dem Anwender der Nutzen sofort klar wird. Wer das Gefühl hat, eine Lösung zu erwerben, mit der alle aktuellen Anforderungen im Bereich Spiele, DVD und Musik abgedeckt werden, ist auch gerne bereit, dafür etwas mehr auszugeben.

Hochwertige Soundkarten erzielen dank DVD und 3D-Games einen stetig wachsenden Marktanteil, der sich vielleicht nicht so rapide ausweitet wie im Grafik-Sektor, dafür aber eine stabile Plattform bietet. Die Produktzyklen sind doch etwas höher, was natürlich die Entscheidung zur Lagerhaltung positiv beeinflusst. Außerdem ist abzusehen, dass es sich nicht nur um einen saisonal bedingten Anstieg handelt. Vielmehr zeichnet sich ein Trend in Richtung hochwertiger Soundlösungen ab. 3D-Soundkarten im Bereich bis 100 Mark (Retail) sind dank des Erfolges von einfacher Musiksoftware wie "Technomaker" und "Dance-Station" sowie verschiedenen anderen populären Soundsoftware-Produkten heiß begehrt, da schon diese recht günstigen Karten sehr ansprechende Wavetables haben. In Retailmärkten hat es sich hierbei bewährt, entsprechende Software und Karten in direkter räumlicher Nähe zu positionieren. Aber auch der Einzelhandel kann gerade von den hochwertigen Soundsystemen profitieren, da hier schon beratungsintensivere Vorgängerprodukte deutlich punkten konnten.

Autor des Artikels ist Andreas Müller, Deutschland-Geschäftsführer von Guillemot, französischer Hersteller von Hardware und Zubehör für PCs und Konsolen, die auch unter dem Namen Hercules und Thrustmaster vertrieben werden.

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