Hacks, Urteile, Spaltungen und viel Geld

Das war das IT-Jahr 2015

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

März

Die Diskussionen rund um die Digitalisierung und die damit verbundenen Veränderungen in der Art und Weise, wie Unternehmen ihre Prozesse und ihr Geschäft abwickeln, erreichten im März zur CeBIT einen vorläufigen Höhepunkt. Berater wie die Experten von Deloitte mahnten, der digitale Wandel bringe die deutsche Wirtschaft unter Zugzwang. Geschäftsmodelle und Produktionsprozesse müssten umgestellt und die Beziehungen zu den Kunden neu definiert werden. Doch viele Firmen, vor allem aus dem Mittelstand, reagierten zu behäbig auf die neuen Herausforderungen.

Der Großteil der Unternehmen sei nicht einmal ansatzweise so weit, räumte der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) ein. Rund ein Fünftel der kleinen und mittelgroßen Firmen sei noch immer nicht mit einer Website im Internet vertreten, beklagten die Verbandsvertreter. Eine Umfrage des Bitkom ergab zudem, dass viele Geschäftsführer hierzulande die Folgen der Digitalisierung eher skeptisch sehen. Jeder fünfte Firmenlenker befürchtet, dass der digitale Wandel sein Unternehmen gefährde. Jeder Dritte gab zu, mit den anstehenden Veränderungen überfordert zu sein.

Derweil plädierte Günther Oettinger, EU-Kommissar für die digitale Wirtschaft, dafür, einen digitalen Binnenmarkt in Europa zu etablieren. Das wirtschaftliche Potenzial werde derzeit bei Weitem nicht genutzt, monierte der CDU-Politiker. Zudem beständen hohe Hürden durch nicht abgestimmte, ausufernde nationale Bürokratien. Oettinger sprach in der Folge von einem digitalen Flickenteppich und warnte, der zersplitterte Markt mit seinen fragmentierten Silos sei eine klare Benachteiligung gegenüber dem US-Markt. Im Mai legte die EU-Kommission ein Konzept vor, das Europas Digitalwirtschaft in Schwung bringen soll. So sollen Hürden für grenzüberschreitenden Online-Handel fallen, Nutzerrechte gestärkt und das Gebaren der großen US-Internet-Plattformen besser überwacht werden.

Zu schaffen macht allen Beteiligten allerdings der nach wie vor grassierende Fachkräftemangel. Eine Expertenbefragung des VDI (Verein Deutscher Ingenieure) unter 360 Mitgliedern ergab, dass die internationale Wettbewerbsfähigkeit des IT-Standorts Deutschlands nur noch von rund der Hälfte der Befragten als "gut" oder "sehr gut" angesehen wird. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei deutlich über 50, im Jahr 2013 sogar bei über 60 Prozent. Eine der Ursachen für das schlechter werdende Ergebnis sieht der VDI im mangelnden Angebot an IT-Fachkräften auf dem deutschen Markt. Schon mehr als ein Viertel der Befragten bezeichnet die aktuelle Verfügbarkeit von IT-Fachkräften als "schlecht", der Großteil sieht sie nur mehr als "durchschnittlich".

Währenddessen bemühten sich die Hersteller um eine möglichst gute Ausgangsposition für die kommenden Geschäfte. Die Deutsche Telekom und SAP erklärten in Hannover, ein Konsortium für die Entwicklung von Standards für Industrie 4.0 auf die Beine stellen zu wollen. Damit wolle man Firmen den Weg in das neue digitale Industriezeitalter ebnen. Es müsse darum gehen, in Deutschland und Europa in Sachen Digitalisierung nicht von den großen Wirtschaftsregionen in Nordamerika und Asien abgehängt zu werden. IBM kündigte an, groß in dieses Geschäft einsteigen zu wollen. Dafür baut der Konzern eine eigene Cloud-Plattform und richtet eine spezielle Sparte in seiner Organisation ein. Drei Milliarden Dollar will sich IBM dies in den nächsten vier Jahren kosten lassen. Außerdem schmiedet der US-Konzern Allianzen mit anderen Anbietern. Im weiteren Verlauf des Jahres wurden Kooperationen unter anderem mit den Chipherstellern Texas Instruments und ARM bekannt gegeben.

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