Das Web nervt!

08.05.2003
Flash, trööt, blink - und Fenster über Fenster

Heuer werden viele Schuldige für die dahinvegetierende IT vorgeschlagen. Von SARS bis Schröder ist jede Woche etwas anderes die Ursache für die Kaufzurückhaltung. Wie wäre es denn zur Abwechslung mit der IT selbst? Da wäre neben dem UMTS-Flop, der zur schwersten Krise der Mobilfunkindustrie führte, die Leitungspolitik der Telefongesellschaften auf den vorderen Plätzen. Glasfaser für den finanzschwachen Osten und die Ballungszentren einerseits und Trommeln über ISDN oder schlimmer für die Fläche. Versuchen Sie einmal, einen DSL-Anschluss von Arcor oder eine günstige Funkverbindung außerhalb der subventionierten Zentren zu bekommen. Mitleid werden sie erhalten, sonst nichts. Wer nicht die Gnade hat, in Frankfurt, Berlin oder München zu surfen, klickt sich minutenlang durch penetrante Werbefenster bis er - wenn überhaupt - die gewünschten "Informations at your Fingertips" erhält. Den Vogel schießt die kombinierte T-Online- und Xbox-Werbung ab, die sich derzeit auf bisher als seriös bekannten Seiten breit macht. Kreuz und quer legen sich Streifen, Buttons und ein Ohren beleidigender Geräuschpegel über die nach geduldigem Klicken erreichte Fachpresse. Sinn der Aktion soll anscheinend sein, die Gates-Konsolen über die Ex-Postler zwecks konzertierten Ballerns zu verbinden. Auf der entsprechenden Seite wird auch T-Online als einziger Anbieter empfohlen. Peinlich, was heutzutage Computerzeitschriften für Geld alles machen. Als wäre dies noch nicht abschreckend genug, versuchen immer mehr Medienanbieter attraktive Informationen nur noch gegen Cash zu liefern. Ist es bald vorbei mit dem Internet für alle, der klassenlosen Informationsgesellschaft? Zumindest wird es für Nichtzahler immer langweiliger, unübersichtlicher und nerviger. Suchmaschinen, die jeden zweiten vermeintlichen Treffer zu Ebay oder Bertelsmann linken, ständig unaufgeforderte Werbung auf dem Bildschirm und der Festplatte, Viren beim Zuklicken unerwünschter Fenster und Dialer, die jeden Neuzugang der Onlinewelt erst einmal Lehrgeld zahlen lassen. Wer sich in Mailinglisten einträgt, ist selbst schuld und darf sich über regen Schriftverkehr auf eigene Kosten freuen. Schlagzeilen, Spam und Fakes, statt Hintergrund- und Basisinformation. Es kostet zukünftig noch mehr Geld und Zeit, online zu sein. Die Voraussetzungen für Telearbeit nehmen weiter zu, ebenso die Verärgerung über den Datenmüll. So wird eine weitere der wenigen Visionen vertan!

Mein Fazit: Neuigkeiten aus dem Internet entsprechen zu oft dem Informationsgehalt recycelten Altpapiers. Die Faszination "World Wide Web" droht verloren zu gehen.

Bis demnächst, euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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