Datadesign AG: "Wir lassen uns nicht von Brokat aufkaufen"

27.04.2000
"Katastrophal" ist keine überspitzte Umschreibung des ersten Börsenjahres von Datadesign, stand der E-Commerce-Anbieter doch fast zehn Millionen Mark in den Miesen. Doch dieses Jahr soll alles anders werden.

Nein, wir lassen uns nicht von Brokat aufkaufen", will Datadesign-Vorstand Roy von der Locht das schwelende Gerüchtefeuer um sein Haus löschen. "Man liest das zwar überall, nur wir wissen von nichts", leistet er weiter Überzeugungsarbeit. Auch bei Brokat will man von diesen Kaufabsichten offiziell nichts wissen: "Solche Gerüchte dienen doch nur dazu, die Phantasien der Börsianer anzuregen. Es hieß ja auch schon, dass wir Netlife kaufen wollten."

Der recht knackige Verlust von 9,7 Millionen Mark seitens Datadesign 1999 lässt einen potentiellen Kauf durch die wesentlich besser dastehenden Brokatianer jedoch nicht gänzlich an den Haaren herbeigezogen wirken. Auch mit dem Umsatz des E-Commerce-Lösungsanbieters steht es nicht wirklich zum Besten: Er sank von 12,3 Millionen Mark im Jahre 1998 auf 12,2 Millionen im vergangenen Jahr. Dem Absturz des Ergebnisses folgte der Niedergang der Aktien: vom Höchststand von 54 Euro bis zum absoluten Tief von müden acht Euro.

Verkalkuliert

Von der Lochts Erklärung für die tristen Zahlen des im November 1998 an den Neuen Markt gegangenen Herstellers: "Unser Gründer Stefan Pfender hatte sich bei seinen Zielsetzungen verkalkuliert, außerdem mussten wir unser Unternehmen komplett umstrukturieren und die Produkte anpassbar machen. Und wir sind ja weitergewachsen, wir haben jetzt 170 Mitarbeiter. Ende 1998 waren es noch 110." Bei der Mitarbeiterpolitik liegt denn wohl auch der Minus-Hund begraben: 53 Prozent mehr Angestellte hätten bei gleichbleibenden Pro-Kopf-Umsatz bis zum Ende letzten Jahres auf mindestens 19 Millionen Mark Gesamtumsatz kommen müssen. Dass das so nicht geklappt hat, lässt in der Tat auf gewisse Strukturmängel schließen.

Erste rosige Anzeichen

Doch nicht erst die Zukunft, sondern schon die Gegenwart sieht für von der Locht sehr rosig aus. "Bereits im ersten Quartal dieses Jahres können wir auf ein Auftragsvolumen von 6,8 Millionen Mark blicken - im Gesamtjahr 1999 sind wir da auf 8,4 Millionen gekommen", verweist der Vorstand auf einen recht erfreulichen Start ins neue Jahrtausend. Die Börsianer dankten es sofort: Im Februar war die Aktie zwischenzeitlich 38 Euro wert, jetzt ruht sie bei etwa 20 Euro.

Zu den Plänen für das laufende Jahr gehört neben einer ansehnlichen Umsatzsteigerung um rund 160 Prozent auf 33 Millionen Mark auch das Erreichen der schwarzen Zahlen im dritten Quartal. 300.000 Mark will das Unternehmen letztlich im Plus stehen. Das technische Futter zur Sättigung dieser Ziele sollen vor allem Internet-Solutions und -Services für E-Banking liefern. Hier sei das Homebanking zur Zeit ein Riesenthema. Ein weiterer wichtiger Bereich ist auch E-Government: "Mitte des Jahres bringen wir eine Internet-Lösung auf den Markt, dank der man sich Behördengänge sparen kann", erzählt von der Locht.

Außerdem sucht der Hersteller in diesem Jahr ganz klar das Weite: Nach der Gründung einer Tochter in den USA gegen Ende des letzten Jahres - "die übrigens sehr erfolgreich läuft" - und der Eröffnung einer Niederlassung in Kopenhagen in diesem März ist der E-Commerce-Anbieter gerade dabei, sich auch in Singapur ein asiatisches Standbein zu verschaffen. "Zehn Prozent unseres Umsatzes wollen wir dieses Jahr im Ausland erwirtschaften", plant von der Locht, einstmals Geschäftsführer der Software4you GmbH, die 1998 von Datadesign übernommen wurde.

Damit nicht nur Datadesign selbst von einer rosigen Zukunft überzeugt ist, wird heuer zudem das Marketing ganz groß geschrieben. "Wir haben da einen komplett neuen Auftritt gestartet und betreiben zum Beispiel Direkt-Marketing. Außerdem laufen Aktivitäten wie Roadshows mit Microsoft und Compaq sowie Messeauftritte", berichtet der Vorstand. Und zu guter Letzt ist in den vergangenen Monaten noch das Management mit frischem Blut genährt worden: Jeweils ein neuer Kopf verstärkt die Bereiche Marketing, Sales und Finanzen, zwei weitere Neulinge sollen das internationale Geschäft mit ankurbeln helfen. (via)

www.datadesign.de

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