Datadesign-Chef von der Locht: Die Zukunft liegt im indirekten Vertrieb

22.02.2001
Der Münchener Software-Hersteller Datadesign will in diesem Jahr raus aus den roten Zahlen. Eine Schlüsselrolle im Zukunftsplan von Vorstandschef Roy von der Locht spielt der Partnervertrieb.

Roy von der Locht, Vorstandsvorsitzender der Datadesign AG in München, will in diesem Jahr eine Super-Bilanz ausweisen. "Im vergangenen Jahr lag unsere Ziel auf Umsatzzuwachs, in diesem Jahr konzentrieren wir uns auf den Gewinn. Unser höchstes Ziel lautet: Profitabilität. Erreichen wollen wir dieses Ziel durch weitere kostensenkende Maßnahmen sowie die Fokussierung auf margenträchtigen Umsatz", erklärt er in einem Gespräch mit ComputerPartner.

Im vergangenen Jahr kletterte der Umsatz um 145 Prozent auf 30 Millionen Mark bei einem Verlust von 1,7 Millionen Mark. "Ich bin ganz zufrieden mit dem vergangenen Jahr", erklärt von der Locht. Im dritten Quartal habe man bereits gezeigt, dass man schwarze Zahlen schreiben könne. Im ersten Quartal des laufenden Jahres wird der Software-Hersteller gleichwohl mit Verlust abschließen. Für dieses Jahr haben sich die Münchener eine Umsatzsteigerung auf 45 Millionen Mark vorgenommen sowie einen Gewinn von drei bis vier Millionen Mark.

Eine Schlüsselrolle in der Datadesign-Strategie spielt der indirekte Vertrieb. "Wir müssen die Vertriebskosten auf Partner abwälzen", sagt von der Locht. Derzeit sind diese Vertriebspartner zwar noch an einer Hand abzuzählen (Sercon, Siemens Business Services, Softlab), aber es sollen mehr werden.

Hier hat der Datadesign-Chef vor allem das eigene Produkt "Net-Contractor" für den sogenannten "E-Contracting"-Bereich im Auge. Dabei handelt es sich um die Software für rechtssichere Vertragsabwicklungen im Internet, also im Wesentlichen das ganze Thema digitale Signaturen. Der Markt ist noch im Aufbau, doch jetzt, nachdem auch noch der Ge-setzgeber seinen Segen zum Signaturgesetz erteilt hat, soll Bewegung in die Sache kommen. In spätestens zwei Jahren, meint von der Locht, "geht hier der Punk los".

Derzeit tasten sich vor allem Behörden wie der Landkreis Bad Tölz an das Thema heran. Aber in Zukunft wird, wenn es nach den Datadesign-Mitarbeitern geht, die deutsche Wirtschaft vom Großunternehmen bis zum kleineren Mittelständler dieses Verfahren an-bieten. Für Systemhäuser ein interessantes Geschäft, meint von der Locht. Die Ursprungsversion des "E-Contractors" kostete eine Million Mark, jetzt hat Datadesign eine Light-Version im Angebot, die bereits für 2.000 Mark zu haben ist. Noch im Februar soll Material für Partner in jeder Größenordnung fertig gestellt sein.

Rund 20 Prozent trägt E-Contracting schon zum Datadesign-Umsatz bei. Doppelt so viel, nämlich 40 bis 50 Prozent, entfällt auf den Bereich E-Banking. Hier bietet Datadesign eine Lösung für Banken an. Wettbewerber sind hier zum Beispiel Brokat und Xcom, der Vertrieb ist ausschließlich direkt.

Die am Neuen Markt notierte Datadesign war im Frühling letzten Jahres unter die Räder gekommen, als die Umsätze weit unter und die Verluste weit über den Prognosen des Vorstandes lagen. "Wir mussten das Unternehmen damals erst einmal stabilisieren, das Chaos beseitigen - es gab kein Finanzcontrolling - und die Mitarbeiter beruhigen", erinnert sich von der Locht. Der frühere Geschäftsführer von Software4you, das ein halbes Jahr zuvor von Datadesign übernommen worden war, löste den damaligen Vorstandsvorsitzenden Stefan Pfender ab und brachte das Unternehmen wieder auf Kurs.

www.datadesign.de

ComputerPartner-Meinung:

Datadesign scheint aus dem Gröbsten raus zu sein. Für zusätzliches Wachstum ist der Aufbau einer indirekten Vertriebsorganisation zweifelsfrei ein Schlüssel. Allerdings verfügt das Unternehmen hier über keinerlei Erfahrung, den Vorstandschef eingeschlossen. Wichtig ist, dass sich Datadesign hier personell gezielt verstärkt, um Fehler zu vermeiden, die später nur unter großen Anstrengungen wieder auszubügeln sind. Dazu zählt vor allem die Vermeidung von Kanalkonflikten, also das reibungslose Zusammenspielen von direkter und indirekter Vertriebsorganisation. (sic)

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