Daten dem Anwendernäher bringen

15.03.2001
Wer als Endanwender zu lange auf den Download von Web-Inhalten warten muss, klickt sich schnell zur Konkurrenz durch. Dem können aber so genannte Caching-Lösungen abhelfen. Sie speichern große Datenmengen in der unmittelbaren geografischen Nähe des Surfers. Die Implementierung derartiger Systeme bei Kunden erbringt den Dienstleistern oft unerwartet hohen Margen, etwa durch Folgeaufträge.

Das Thema Web-Caching, also die Vorratshaltung von oft benötigten Daten in der unmittelbaren Nähe zum Web-Surfer, wird immer wichtiger. So haben wir bereits in der Ausgabe 36/2000 (Seite 50) von ComputerPartner über die Beschleunigungslösungen fürs Internet von Allot und Packeteer berichtet, und in der Ausgabe 26/2000 (Seite 40) über die zugehörigen Infrastrukturdienste von Akamai und Digital Islands. Nun wenden wir uns dem entscheidenden Aspekt von Caching-Services zu, nämlich den entsprechenden Speichervorrichtungen.

Die oft auch als Caching Appliances bezeichneten Lösungen kombinieren eine Hardware zum Speichern von oft benötigten Web-Daten mit einer Software, die HTTP-Requests der Surfer eben auf diese Server hinlenkt.

Zu den bedeutendsten Mitspielern in diesem speziellen Bereich zählen Cacheflow und Network Appliance. Während sich das erste Unternehmen komplett auf die Herstellung von Caching-Vorrichtungen spezialisiert hat, bietet Network Appliance auch Netzwerkspeicherlösungen fürs NAS- (Network Attached Storage) und SAN-Umfeld (Storage Area Networks) an.

Cacheflow beim Provider und Inhaltsanbieter

Bisher offerierte Cacheflow lediglich Lösungen für die Zurverfügungstellung der Inhalte, also Produkte am Rande des Netzwerks auf der Seite der Endanwender. Die hierfür angebotene Produktlinie "Client Accelerator" eignet sich somit für den Einsatz bei Internet-Service-Providern (ISP) oder in großen Unternehmen, jeweils an deren Übergang zum Internet.

Auf den Geräten der Reihen 600 und 6000 können zwischen vier und 288 Gigabyte an Daten zwischen gespeichert werden. Mit 128 MB bis ein GB verfügen die Modelle über ausreichend Arbeitspeicher, um mit Hilfe des proprietären Betriebssystems (Cache OS) alle anfallenden Anfragen bewältigen zu können. Dabei erreichen die Modelle Datendurchsatzraten von zehn bis 200 Mbit/s. Entsprechend gestaffelt sind deren Preise: sie schwanken zwischen 5.000 und 150.000 Dollar.

Doch Cacheflow bietet nicht nur Produkte auf der Endanwenderseite. Vielmehr erschien es dem kalifonischen Hersteller sinnvoll, entsprechende Lösungen auch den Inhaltslieferanten anzubieten. Die hierfür bestimmten Gegenstücke zu den Client-Geräten heißen dann sinngemäß "Server Accelerators".

Diese Hardware werkelt ebenfalls unter dem Cache-OS-Betriebssystem, allerdings unter dessen Server-Edition. Die Ausstattung mit Arbeits- und Festplattenspeicher fällt jedenfalls üppiger aus, als bei den Geräten der Provider: 512 MB RAM und 20 GB HD sind hier das Minimum. Außerdem sind die Server-Modelle in der Lage, das globale Content Delivery Netzwerk von Akamai zu nutzen - diese Infrastruktur beschleunigt den Web-Verkehr zusätzlich.

Zusätzlich nennen die Server-Geräte einen integrierten Kryptografie-Prozessor ihr eigen. Der vermag bis zu 800 einzelne SSL-Prozesse zu verarbeiten - dies beinhaltet die Verschlüsselung und Entschlüsselung der zugehörigen Verbindungen. Erreichbar ist dabei ein Datendurchsatz von maximal 400 MBit/s. Die Anschaffungskosten für den Server Accelerator bewegen sich zwischen 10.000 und 100.000 Dollar.

Network Appliance zielt auf den Streaming-Markt

Ebenfalls gut im Caching-Geschäft ist die kalifornische Network Appliance Inc. dabei. Deren Produktschiene nennt sich "Netcache", und sie reicht vom Einstiegsmodell C1100 mit maximal neun GB Festplatten- und 256 MB Arbeitsspeicher bis hin zum Highend-Gerät C6100, das in der Endausbaustufe mit Festplatten für zwei Terabyte und drei GB RAM bestückt ist.

Letzten Monat neu dazugekommen ist das Mittelklasse-Modell C3100. Dieses lässt sich auf bis zu 253 GB Fest- und ein GB Arbeitsspeicher ausbauen. Damit stellt es nach Ansicht des Herstellers das ideale Medium für Niederlassungen (Points of Presence - PoPs) von überregional tätigen Internet-Service-Providern aber auch für Datenzentren in größeren Unternehmen, die sich mit zunehmendem Streaming-Verkehr konfrontiert sehen.

Damit sind Übertragungen von Videofilmen oder Musikstücken via Internet gemeint, die als kontinuierlicher Datenstrom beim Anwender ankommen und deswegen eine hohe Bandbreite erfordern. Hier liegt es eben nahe, diese Daten nicht am fernen Server des Inhaltsanbieters zu belassen, sondern sie statt dessen am Einwählpunkt des Surfers, also bei seinem lokalen Provider, zwischen zu speichern.

Genau hierfür hat das Unternehmen Network Appliance seine Geräte konzipiert. Mittlerweile werden sie mit der Version 5.0 der Netcache-Software bestückt, die neben dem klassischen HTTP auch Video-on-Demand-Streaming unterstützt. Daneben versteht die Software auch mit DNS-Caching, transparentem FTP und ICAP (Internet Content Adaptation Protocol) umzugehen.

Dieser neu ins Leben gerufene Standard soll nämlich dafür sorgen, dass auch Virenscanner oder Werbeanzeigen in den HTTP-Strom eingefügt werden können. Ferner könnten Web-Inhalte immer passend für das jeweilige Zugriffsgerät "on the fly" umformatiert werden, so dass man eine andere Ansicht auf dem PC als auf dem Handy-Display oder einem kabellosen Handheld-Gerät erhält.

Bemerkenswert scheint jedenfalls auch die Durchsatzrate der Netcache-Geräte zu sein: Sie reicht etwa bei dem C3100er Modell bis zu 90 Mbit/s bei reiner HTTP-Übertragung, über 200 Mbit/s beim Video-on-demand-Streaming bis hin zu 300 Mbit/s beim Broadcast-Streaming.

Netzwerker holen auf

Neben den gerade erwähnten Spezialisten, tun sich aber zunehmend auch die klassischen Netzwerkhersteller im Caching-Markt hervor. So bietet etwa Cisco mit ihrer "Cache Engine 500" gleich eine ganze Palette an sogenannte Content Delivery Devices. Die Modelle 505, 550, 570 und 590 verfügen über eine bis sechs 18-GB-Festplatten und können auch paarweise miteinander gekoppelt werden, um so die anfallenden HTTP-Anfragen effektiver zu bearbeiten.

Speziell für die Übertragung von Streamings wurde die "Cisco Con-tent Enginge 7320" konzipiert. Mit zwei mit acht 18-GB-Harddisks ausgerüstet und von zwei Xeon-Prozessoren mit 866 MHz angetrieben, können diese Geräte laut Hersteller bis zu 64.000 TCP-Verbindungen gleichzeitig bewältigen. Ferner kann der Arbeitspeicher auf maximal 2GB und die Festplatten auf 216 GB ausgebaut werden.

Gesteuert wird die Caching-Maschine von der Cisco-Cache-Software. Diese lässt HTTP-Anfragen gar nicht erst auf den Ursprungs-Server im Internet hinkommen, sondern lenkt sie direkt auf die beim ISP befindlichen Zwischenspeicher. Diese ganze Technologie hat Cisco natürlich nicht selbst entwickelt, sondern sie sich wie üblich durch Firmenzukäufe angeeignet. Mit Hilfe der Unternehmen Sightpath und Arrowpoint hat der Netzwerkkrösus sein Content Delivery Network (CDN) ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um ein System für Service-Provider und größere Firmennetzwerke, das laut Cisco alle Dienste für die schnelle Bereitstellung von Web-Inhalten berücksichtigt, nämlich die Verteilung und Verwaltung der Daten, ferner deren Routing und Übertragung auch über die Edge Devices des Netzwerks sowie das Switching.

Durch Zukäufe Technologie erworben

Auch Nortel hat das sogenannte Content-Delivery für sich entdeckt und stellte letzten Monat eine Reihe von neuen Produkten vor. Zu diesen zählt etwa der "Alteon Personal Content Director", ein Router, der weiß, wo die aktualisierten Zwischenspeicher im Web liegen, und deshalb die HTTP-Anfragen gleich dort hinleitet. Daneben offeriert Nortel noch ein Caching-System für Streaming-Media und einen "Content-Distribution-Manager" zur Steuerung, Verwaltung, Verteilung und Abrechnung des Web-Verkehrs.

Wie die Produktbezeichnungen bereits andeuten, sind dies alles keine Eigenentwicklungen von Nortel, sondern Technologien von Alteon Websystems. Diese Company hat der kanadische Netzwerker im August des vergangenen Jahres übernommen.

Nortel ist aber auch an Volera, einer Novell-Tochter, beteiligt. Diese wiederum hat im letzten Monat die Verfügbarkeit von "Excelerator 2.0" bekannt gegeben, einer Plattform zur Zwischenspeicherung von WebDaten. Um auch Streaming-Inhalte rascher den Online-Kunden zur Verfügung zu stellen, hat das kalifornische Unternehmen sein Gerät mit der Software "Media Accelerator" ausgestattet. Für die Abwicklung von gesicherten SSL-Verbindungen über den Caching-Mechanismus sorgt schließlich ein wei-terer Software-Baustein namens "Secure Excelerator".

Etwas länger im Caching-Geschäft als die arrivierten Netzwerker befindet sich hingegen Cobalt Networks. Zum Ende des vergangenen Jahres von Sun übernommen, bietet nur dieser Unternehmensbereich den Cachraq-Server an. Dieses Gerät wiegt gerade mal 4,2 Kilogramm, kann mit bis zu 512 MB DRAM und 20-GB-Festplatte (Ultra ATA) ausgestattet werden und wird von einem 450-MHz schnellen, Intel-kompatiblen Prozessor gesteuert.

Die mitgelieferte Software unterstützt Ciscos WCCC (Web Cache Communication Protocol) und ICP (Internet Caching Protocol). Außerdem ist die Hardware mit Cobalts "Instacache-Cluster"-Technologie ausgerüstet und sie vermag auch SSL-verschlüsselte Daten weiter zu leiten. Mit Streaming-Inhalten kann sie jedoch nichts anfangen. (rw)

www.alteonwebsystems.com

www.cacheflow.com

www.cisco.com/warp/public/cc/pd/cxsr

www.emea.cobalt.com/products/cache

www.inktomi.com

www.netapp.com/products/netcache

www.volera.com

ComputerPartner-Meinung:

Das Geschäft mit Caching-Systemen lief lange genug am Fachhandel vorbei. Nun wird es höchste Zeit, sich dieses lukrative Feld zu sichern. Einfach zu implementierende Lösungen, wie die von Network Appliances oder Cacheflow, erleichtern den Einstieg. (rw)

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