Dell vor dem großen Umbruch

27.01.2005
Ist das direkte Vertriebsmodell von Dell in Deutschland gescheitert? Brancheninsider bestätigen, dass sich das Unternehmen neu ausrichtet und nach einem neuen Chef sucht. Von ComputerPartner-Redakteurin Ulrike Goressen

Schon seit vergangenem Frühjahr unkte die Branche, dass Dell nach einem Nachfolger des Deutschland-Geschäftsführers Mathias Schädel suche. ComputerPartner gegenüber erklärte Schädel, er kommentiere keine Gerüchte. Jetzt verdichten sich jedoch die Anzeichen, dass es weitaus mehr als ein Gerücht ist. Wie Branchen- und Dell-Kenner ComputerPartner gegenüber erklärten, steht Mathias Schädel seit einiger Zeit gewaltig unter Druck. Die Dell-Zentrale sei mit dem Deutschland-Geschäft sehr unzufrieden und suche nach einer Alternative, die "definitiv vollzogen werden soll".

Anfang des Jahrtausends, als der PC-Markt in Deutschland stark rückläufig war, hatte sich Dell mit zweistelligen Zuwachsraten auf knapp zehn Prozent Marktanteil hochgearbeitet, und Schädel erklärte damals, er wolle innerhalb der nächsten Jahre die Marktführerschaft übernehmen.

Dem ist aber nicht so. Der direkte Vergleich der Dell-Anteile im deutschen, britischen und französischen Markt macht die Misere deutlich: Im dritten Quartal 2004 lag Dell laut IDC mit 7,4 Prozent nur auf Rang fünf. Auch der erreichte Zuwachs von 17,7 Prozent lag nur knapp über dem Durchschnittswachstum und deutlich unter dem der meisten Top-Fünf-Anbieter.

Da entsprechen die Werte in Großbritannien (Platz eins mit 25,2 Prozent Anteil, 38,1 Prozent plus) und selbst in Frankreich (Rang drei mit 12,6 Prozent und einem Plus von 42,3 Prozent) schon viel eher den hohen Ansprüchen des Managements in Europa oder den USA. Die notwendigen Veränderungen bei Dell werden nach Ansicht der Insider nicht nur den Geschäftsführerposten betreffen, sondern auch die Ausrichtung des Deutschlands-Geschäfts. Das Dell-Management hat endlich erkannt, dass es mit seinem Direktgeschäftsmodell hierzulande nicht punkten kann. Deshalb hat das Unternehmen bereits beschlossen, mit dem Channel zusammenzuarbeiten.

Wann diese einschneidenden Veränderungen in Kraft treten, konnte keiner der Informanten sagen. Sie wissen aber: "Wenn Dell was ändern will, dann passiert es schnell."

Kurz vor Redaktionsschluss

Dells erste Reaktion

Zur Meldung "Dell sucht neuen Deutschland-Chef - indirektes Vertriebsmodell beschlossen" am 24.01.2005 auf ComputerPartner.de stellt Michael Rufer, Public Relations Manager bei Dell Deutschland, Folgendes fest:

"Entgegen den Aussagen der von Ihnen zitierten Quellen ist die Dell-Zentrale keineswegs unzufrieden mit dem Deutschland- Geschäft. Das Gegenteil ist der Fall.

Umsatz und Marktanteile konnten unter der Führung von Mathias Schädel kontinuierlich gesteigert werden. Gleichzeitig war und ist das Deutschland-Geschäft höchst profi- tabel, was unsere Wettbewerber kaum in dieser Weise von sich behaupten können.

Dies beweist, dass auch in Deutschland das Geschäftsmodell des direkten Vertriebes ausgesprochen erfolgreich ist. Es besteht also überhaupt kein Anlass, in Deutschland oder anderswo von der Strategie des direkten Vertriebs abzuweichen.

Gerüchte über geplante personelle Veränderungen an der Spitze von Dell in Deutschland tauchen seit über einem Jahr immer wieder einmal auf.

Wie Sie es jedoch von Dell bereits kennen, kommentieren wir Gerüchte welcher Art auch immer grundsätzlich nicht in der Öffentlichkeit."

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